Nichts sagen bedeutet zumindest nicht „nein“, aber manchmal eben doch

Die ganze Spannung ist vom Tisch, war sie aber eigentlich auch schon am Freitagabend. Heute hat Ministerpräsident Sánches nicht „nein“ gesagt zu unserem tollen kanarischen Befreiungsplan, aber halt auch nicht „ja“. Am Freitag teilte schon das Gesundheitsministerium in Madrid mit, dass das nix wird, und dass die Spielregeln von der Zentralregierung vorgeben werden würden. Dabei war man doch bereit ganz eng mit denen zu kooperieren und die einzelnen Erleichterungen absegnen zu lassen. Problematisch war in dem Zusammenhang, dass sowohl die Basken, als auch die Katalanen angekündigt haben, dass sie auch ihre eigenen Ideen für den Übergang zur Normalität hätten und auch gerne in Eigenregie, aber dann auch komplett allein und ohne Einmischung aus Madrid, vor sich hin wurschteln wollen. Also hat die Zentralregierung beschlossen: Wir machen das alle zusammen, und wohl ab nächsten Samstag. Wie das dann aussehen soll, da halten sie sich gerade ein wenig bedeckt, es soll aber eine Art Punktesystem geben, an die bestimmte Lockerungen gebunden sind und das als objektive Richtlinie gelten soll. Schließlich soll nachher niemand schreien: “Warum darf der das und ich nicht?!?!“ In den Entwurf der Zentralregierung sollen auch die Exit-Pläne der einzelnen Regionen mit einfließen. Und deshalb hat unser Kanarenpräsident heute, nach der Videokonferenz mit den anderen Regionalchefs und Madrid, in der Presse noch mal verkündet, dass unser Austiegsplan ja gar nicht abgelehnt wurde. Dass er gar nicht zur Sprache kam, und damit auch nicht angenommen wurde, hat er aber nicht erwähnt. Einen Vorteil hat das ganze ja: Die anderen Regionen haben jetzt als Hausaufgabe bekommen, bis zum Wochenanfang ihre Ideen nach Madrid zu schicken. Wir haben es schon erledigt und können eine ruhige Kugel schieben.

Dafür durften dann heut die Kinder raus. Morgens noch rituell die Maus im KIKA geschaut und dann ab. Zwei Kinder, zwei Erwachsene. Meine Frau und ich haben beschossen, dass wir da ja auch alle raus könnten. Man darf halt nicht zusammen laufen, sondern immer schön 50m Abstand zwischen jedem Eltern-Kind-Gespann einhalten, und schon ist man auf der sicheren Seite. Das funktionierte auch prima, bis zu dem Zeitpunkt, als ein blau-weises Auto neben uns gehalten hat und der Fahrer meinen Sohnemann nach dem Wohlbefinden gefragt hat. Schließlich kennt man sich und hat sich wochenlang nicht mehr gesehen. Auf das obligatorische „bien“ folgte dann die Frage, wo den die kleine Schwester sei, die Antwort war gar nicht mehr nötig, da hatte er Sie schon weiter vorn neben meiner Frau erspäht. Während also der beifahrende Kollege etwas finster dreinblickte, wurde mir dann erklärt, dass beim nächsten Mal doch bitte anders zu machen. Wenn die Möglichkeit besteht, dass ein Erwachsener mit zwei Kindern raus kann, dann muss er das auch so machen. Jeder ein Kind läuft also nicht. Hammer also wieder was gelernt. Mit dem freundlichen Hinweis, dass das eine Strafe geben kann, wenn ich an einen Kollegen geraten würde, der mich nicht kennen würde, fuhr er dann noch 50 Meter weiter, um meine Frau und meine Tochter, die wiederum mit seinigen in dieselbe Klasse geht, zu begrüßen. Schuldig gefühlt habe ich mich nicht, war ja nicht mit böser Absicht. Ich habe dann aber doch beschlossen, mich nachhause zu trollen, während meine Restfamilie die letzten 20min. Restspaziergang hinter sich gebracht hat.