Die neue Normalität winkt am Horizont

Früher stand der Mathelehrer an der Tafel, also zu Zeiten, als wir die Kinder nicht zuhause unterrichtet haben und zeigte mit den Worten: “da sind wir“, auf eine, den gemeinen Schüler überfordernde Gleichung. „Und da wollen wir hin“ folgte dann, wobei er ganz nach unten auf die Tafel zeigte wo ein kleines „x“ stand mit einem Gleichzeichen dahinter.

In unserem Fall steht X aber für eine „neue Normalität“ und wie die aussehen wird, wissen wir noch nicht. Allerdings ist uns der Rechenweg jetzt mitgeteilt worden. Und der erfolgt in 4 Schritten, die sich hier „Phasen“ nennen. „Phase“ verspricht jetzt schon eine Art Wort des Jahres in Spanien zu werden. Wir beginnen aber nicht in Phase 1, dass dürfen nur El Hierro, La Gomera, La Graciosa und Formentera. Uns wurde quasi nochmals mitgeteilt, dass wir noch gar nichts erreicht haben, und deshalb gilt für den ganzen Rest in Spanien: Ab Montag beginnt die Phase 0! Das bedeutet aber auch, dass wir momentan noch weniger als null haben. Trotzdem winkt uns schon vorher eine tolle Erleichterung. Ab Samstag, den 2. Mai, dürfen alle raus und im Haushaltsverbund spazieren gehen oder individuelle Ertüchtigungsübungen vollziehen. Es wird aber auch hier wohl eine zeitliche und räumliche Limitierung erwartet. Jede Phase soll mindestens 14 Tage dauern. Dann hat man die Möglichkeit aufzusteigen. Hierfür soll es objektive Kriterien geben, wie Zahl der Neuinfizierten, Gesamttestzahl, freie Intensivbetten, usw. Und es ist mitnichten so, dass man immer als ganze Region in die nächste Phase rutscht. Nicht einmal als Provinz steht das so fest. Es kann also gut sein, dass die eine Kanareninsel schon in Phase 2 kommt, während die andere nicht einmal Phase 1 erreicht hat. Sogar einzelne Gemeinden können unterschiedlich bewertet werden. Hierzu wird, so denke ich, dann ein Phasenprüfer verwendet werden.

Die Regierung hat jetzt schon mal ein Papier veröffentlicht, indem die einzelnen Erleichterungen pro Phase erläutert werden. Dabei handelt es sich aber um ein gehöriges Machwerk, durch das man sich mühsam durcharbeiten muss. Und es gibt dabei auch wieder Interpretationspielräume, also keine wirklich gute Idee das alles eins zu eins wiederzugeben. Deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung:

Phase 0 (beginnt ab 4.Mai)

Dabei handelt es sich um eine Vorbereitungsphase. Öffentliche Gebäude sollen entsprechend ausgestattet werden, um Sicherheitsabstände und andere Hygienemaßnahmen einhalten zu können. Erste Geschäfte, sollen wieder öffnen, und man kann sich dort voranmelden um einzukaufen, aber auch Friseure könnten ein Thema sein. Auch erste Restaurants dürfen wieder aufmachen, allerdings darf man nur Essen zum Mitnehmen abholen und muss das vorher bestellen. In dieser Phase sollen auch die Geschäfte und Restaurants Konzepte erstellen um in Zukunft Kunden über 65 Jahren bevorzugt zu bedienen. Was wohl bedeuten soll, dass die Alten und Schwachen exklusive Einkaufszeiten bekommen sollen.

Phase 1 (beginnt frühestens am 11. Mai)

Ab da sind uns soziale Kontakte auch außerhalb der Familie gestattet. Allerdings nicht mit Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Das ganze natürlich mit dem gebührenden Abstand. Restaurants dürfen auch wieder öffnen, allerdings nur im Außenbereich und mit 30% der Kapazität. Sportplätze im freien sind auch wieder auf, auch hier mit begrenzter Personenzahl. Und ganz wichtig: Hotels und Pensionen dürfen wiedereröffnen. Hierbei bleiben aber alle Gemeinschaftsbereiche gesperrt. Wer sich also jetzt in ein Ruderboot setzten will, mit Flieger oder Fähre wird es wohl schwer, den können wir dann auch legal unterbringen. Reisen zwischen den Provinzen und damit auch aus dem Ausland, bleiben aber untersagt, also keine wirklich gute Idee.

Phase 2 (beginnt frühestens am 25.Mai)

Hier eröffnen z.B. Wieder die Kinos allerdings mit begrenzter Besucherzahl. Auch Restaurants ab einer bestimmten Größe dürfen die Innenräume öffnen. Auch hier ist ein Drittel des normalen „Aforos“ zugelassen, und die Theke bleibt für den Gast verbotene Zone. Im Prinzip können dann auch fast alle Geschäfte öffnen, mit eben entsprechend reduziertem Publikum.

Die Schule wird auch wieder aktiv. Hierbei soll es Nachhilfe-Unterricht geben für Schüler, die dass benötigen. Außerdem wird eine Betreuung von Kindern unter 6 Jahren organisiert, falls beide Eltern arbeiten sollten. Für den normalen Schüler bedeutet dies, dass der letzte Schultag am 12. März war. Der erste Schultag des nächsten Jahres ist der 15. September. Das bedeutet, dass die neue Normalität für Eltern, also exakt erst zu diesem Datum eintritt. Und der Weg ist noch lang. Ab da darf dann auch wieder der eigene Zweitwohnsitz angesteuert werden.

Phase 3 (beginnt frühestens am 8. Juni)

Ab da werden die Kapazitäten der Restaurants und anderer Einrichtungen bis auf 50% erhöht. Man darf auch wieder an den Strand oder Wandern. Wobei mir auch noch nicht klar ist, wo der Unterschied zwischen einem Spaziergang in der Natur und einer Wanderung liegt. Auch Einkaufzentren dürfen dann wieder öffnen. Hier wird eine Abstandsregel von 2 Metern genannt.

Neue Normalität (beginnt frühestens am 22 Juni)

Was da erlaubt sein wird sagt uns bisher niemand. Das ganze Prozedere ist auch nicht starr. Eine Phase dauert mindestens 14 Tage, aber man kann auch zurückgesetzt werden, also statt von 2 auf 3 wieder auf 1. Auch zeitlich bleibt es flexibel. Es bedeutet also nicht, dass man sitzenbleiben kann und nach 14 Tagen Phase 1 nochmal 2 Wochen in Phase 1 bleiben muss. Es ist gut möglich, dass ich drei Tage später dann doch noch in die nächste Phase gelange. Da dann aber mindestens 14 Tage verweile. Das Ganze ist also total kompliziert und flexibel gehandhabt. Und was ist, wenn ich als Gebiet Phase 3 erfolgreich durchlaufen habe, also offiziell in der neuen Normalität angekommen bin, kann ich dann auch wieder zurückrutschen?