Die Zukunft könnte bitter werden

Während in Deutschland gerade ausgiebig darüber diskutiert wird, wie man den wirtschaftlichen Schaden minimieren kann, der als Kollateralschaden der Pandemie wirkt, fehlt diese Diskussion hier im öffentlichen Raum. Natürlich haben die Kanarischen Inseln auch mit diesem Argument einen Sonderweg für den Ausstieg gefordert, aber damit war es ja nichts. Wie schon gesagt, hängen wir hier unerbittlich am Tourismus und können ohne diesen hier nicht überleben. Das andere Problem ist, dass sich fast die gesamte Restwirtschaft, bis auf die Landwirtschaft, im Dienstleistungsbereich bewegt. Es mangelt hier an Produktionsstätten und großen Arbeitgebern, die die Leute in Lohn und Brot bringen. Stattdessen gibt es hier sehr viele Autonomos, also Selbstständige, die gerade fast komplett ohne Einkommen dastehen. Der spanische Staat lässt einem zwar eine einmalige Unterstützung zukommen, falls das Einkommen nachweislich unter 30% seines normalen Durchschnittseinkommens gesunken ist, aber das wirkliche Problem ist wohl nicht nur der akute Lockdown, sondern die Zeit der neuen Normalität. Dadurch, dass Geld, solange es keinen Tourismus gibt, im wirtschaftlichen Kreislauf fehlt, wird natürlich auch der Dienstleistungssektor weiter darben. Hinzukommt, dass hier sehr viele Leute nach wie vor Angst haben und sich kaum auf die Straße trauen, also auch in absehbarer Zeit nicht für den großen Konsum und damit für ein Ankurbeln der lokalen Wirtschaft zur Verfügung stehen. Langfristig muss man wohl versuchen, sich ein zweites Standbein aufzubauen, aber kurzfristig hilft uns nur der Tourismus weiter, an dem derzeit 40% der Arbeitsplätze hängen. 40% ist eben auch die Zahl, die als Arbeitslosenquote mittlerweile für die Kanaren im Raum steht, da viele Betriebe, auch außerhalb des Tourismus, schon angekündigt haben, dass sie wohl Arbeitsplätze abbauen werden. Die Aussichten hier sind also alles andere als rosig und es wird auch schon die nächste Abwanderungswelle der Jungen befürchtet, da es hier keine große Perspektive mehr gibt. Auf den großen Inseln sind Menschen aus der Tourismusbranche teilweise schon dabei ihre Koffer zu packen, da sie nicht erwarten, dass es entsprechend weiter gehen wird. Auch in der Gastronomie ist ähnliches zu erwarten. Aber auch die ganzen gastronomischen Kleinbetriebe bekommen ein Problem. Die Idee, dass schon bald zumindest der Außenbereich geöffnet werden kann, allerdings nur mit einer Kapazität von 30% erscheint vielen wie ein Hohn. Die meisten haben gerade mal 3-4 Tische draußen stehen, das bedeutet, dass nur 1 Tisch, mit 4 Stühlen genutzt werden kann. Ich verstehe jeden, der dann gleich ganz zulässt. Die Gewinnspanne eines Getränkes liegt hier bei 50 Cent und das nur im Verhältnis Einkauf/Verkauf. Fixkosten sind da nicht mit drin. Für die Angestellten gibt es hier auch eine Art Kurzarbeitergeld, im Moment gerade ein „Garnichtarbeitergeld“, welches sich ERTE nennt. Problematisch hierbei ist, dass die Anträge meist schon Mitte März eingereicht wurden, bisher aber so gut wie gar nichts ausbezahlt wurde. Es ist wohl erst im Laufe des Mais mit diesem Geld zu rechnen. Jetzt muss aber auch Miete/Hypotheken und allerlei anderes weiterbezahlt werden, und man hat sich noch nichts zu essen gekauft. Selbst wenn dieses Geld dann da ist, reicht es in vielen Fällen nicht mal um die Mietrückstände zu begleichen, die sich in den 2 Monaten angesammelt haben.

Hier auf La Palma hat das Cabildo Insular eine Onlinumfrage gemacht, wie die Menschen mit der Momentanen Situation zurechtkommen. Abgefragt wurde anonym, inwiefern man sich an Ausgangssperren hält, ob man Krankheitsanzeichen gehabt hat, Kontakte zu Infizierten, usw.

Auch die Internetverfügbarkeit wurde erfragt, wobei man sich schon fragen muss, ob das unbedingt ein repräsentatives Bild abgibt wenn man sowas Online macht.

Insgesamt haben schon rund 6000 Menschen, die auf La Palma leben, teilgenommen. Nur 46 % haben keine Wirtschaftlichen Einbußen durch die Momentane Situation. 18,9% gaben an, dass sie Ihr Einkommen fasst komplett oder zur Gänze verloren haben. Knappe 6% gaben an, dass die Miete oder die Hypothek nicht bezahlen können und 5,5% fehlt das Geld für Lebensmittel. Hochgerechnet auf die Einwohnerzahl würde dies momentan rund 4000 Menschen auf La Palma betreffen, die nicht genug Geld für Essen haben. Die großen Supermärkte reagieren mit Lebensmittelspenden, so hat Mercadona über 9 Tonnen Lebensmittel in Teneriffa gespendet, aber auch hier rufen jetzt die Gemeinden, die dann für die jeweilige Verteilung zuständig sind, dazu auf Geld zu spenden, immer mit dem Hinweis „Banco de Alimentos“, dass die Rathäuser auch wissen, wofür das Geld ist, dass da auf Ihrem Konto eintrudelt.

Seit 3 Tagen haben wir auf La Palma keinen neuen positiven Coronatest mehr gehabt. Und insgesamt auf allen Kanaren gestern nur einen einzigen. Am Tag davor waren es auch nur 5. Es scheint, als ob wir jetzt langsam wirklich nach vorne schauen können, zumindest was die Krankenzahlen betrifft.