La Palma ist weg und wir bauen jetzt alle Kartoffeln an

Dem nationalen Fernsehsender „La Sexta“ ist gestern ein kleiner Lapsus widerfahren. Die haben nämlich in ihrer Sendung „Al Rojo Vivo“ gestern über die Coronasituation in Spanien gesprochen und zu diesem Zweck eine Spanienkarte eingeblendet. Und wie das so üblich ist, kommen dann in einem kleinen Fensterchen die Kanaren auch noch ins Bild. Wer da genau aufgepasst hat, dem ist aufgefallen, dass auf der Karte aber ein kleines Inselchen im Nordwesten des Archipels fehlte. Wie sowas funktioniert ist mir nicht ganz klar. Schließlich malen die Ihre Karten ja nicht selber, sondern holen das ja auch von irgendwo her. Weil wir hier aber nicht wirklich was anderes zu tun haben löste das ein kleines Bohei in den sozialen Medien, vor allem auf Twitter aus. Der eine Teil zeigte sich eher belustigt und kam zu der Ansicht, dass La Palma, wenn es nicht auf der Spanienkarte auftaucht, offensichtlich mittlerweile unabhängig geworden sein muss, was halt bisher noch niemand mitbekommen hat. Andere sind sich sicher, dass es sich bei La Palma eben doch um San Borondón handeln muss, jene legendäre Kanareninsel, die es offiziell gar nicht gibt, aber doch immer wieder gesichtet wird.

Aber nicht alle nahmen das mit Humor. Einige haben sich ernsthaft empört, weil sie mal wieder in Ihrem nationalistischen Minderwertigkeitskomplex getroffen wurden. Das Ganze wurde als riesengroße Frechheit der Peninsulaner gewertet und man sah sich gemüßigt denen nochmals mitzuteilen, dass wir hier, entgegen aller Vorurteile, nicht mehr in Höhlen wohnen. Auch wurde, aufgrund der Ignoranz gegenüber unserer Existenz, wieder mal die Unabhängigkeit angedroht. Es ist schon ganz lustig zu sehen, wie sich solche Leute, die ihr Dasein ausschließlich über ihren Geburtsort definieren, regelmäßig zum Vollidioten machen. Als ich die Tage mit einer der kleinen Katzen bei Jorge in Los Llanos, dem wunderbarsten Tierarzt der Welt war, verglich dieser Nationalisten mit jungen unkastrierten Rüden. Treffender kann man das kaum ausdrücken. Außerdem würde eine flächendeckende Kastration diese Herrschaften ganz gut ruhigstellen, und mit der Vermehrung wäre das dann auch geregelt. Das ist jetzt nur so eine Idee, aber man kann da schon mal ins Grübeln kommen ob man manche Probleme nicht einfach pragmatisch angehen sollte.

Jetzt aber genug der Alberei: Wirtschaftlich geht es uns gerade ja nicht so gut. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit auf La Palma gehörig gestiegen, und es droht auch noch ein weiterer Anstieg, da nicht alle, die sich derzeit in ERTE (Kurzarbeit) befinden, später wieder in Ihren Job zurückkehren werden. Ganz einfach, weil manche Betriebe die Krise nicht überleben werden und die Jobs dann einfach futsch sind. Auch viele Selbstständige, die derzeit noch Unterstützung erhalten, werden längerfristig auch noch in der Arbeitslosenstatistik auftauchen. Jetzt gibt es aber einen Sektor, der gegen den Trend schwimmt. So sind dreimal in Folge in den letzten 3 Monaten in der Landwirtschaft neue Arbeitsplätze entstanden. Als Hauptgrund wird hierbei ein geändertes Konsumverhalten der Verbraucher genannt. Jetzt in der Krise gibt es eine stark gestiegene Nachfrage nach kanarischen Produkten, schließlich soll ja die lokale Wirtschaft unterstützt werden. „Support your local Kartoffelbauer“ ist also die Devise. Und die Idee ist ja schon richtig. Wenn in den vergangenen Monaten schon kein Geld mehr auf die Inseln kam, dann müssen wir wenigstens schauen, dass das spärliche, das wir haben, hierbleibt.