Die katholische Kirche ist auch nicht mehr das was sie mal war

Vorneweg erstmal die Information: Wir bleiben, oder sind es wieder, Covid-19 frei auf der Insel. Gestern ging durch die Presse, dass es einen neuen, importierten Fall geben würde, heute wiederum heißt es nun, dass nachgetestet wurde, und es sich bei dem US-Amerikaner um eine bereits überstandene Infektion handeln würde und dieser bereits resistent sei. Die Person ist direkt aus der Isolation entlassen worden, und die Erleichterung ist groß. In den letzten Tagen gab es auf den Kanaren verschiedene lokale Infektionsherde, die allerdings, auf maximal 10 Personen begrenzt werden konnten. Grund dafür scheint zu sein, dass hier, seitens der Gesundheitsbehörde ein prima Job gemacht wird. So liegt die Zahl der ermittelten und getesteten Kontaktpersonen, pro positiven Fall, bei 27 und damit spanienweit an erster Stelle, gefolgt von Ceuta mit 13. Wenn wir das so durchhalten, sehe ich für die Kanaren doch ganz gute Chancen, die Sache in den Griff zu bekommen.

Es gilt hier aber weiterhin, dass alle vorsichtig sein sollten. Und es wurde am Wochenende auch verstärkt kontrolliert, dass die Leute Abstands und Maskenregeln einhalten, nicht dass man sich zu sehr in Sicherheit wiegt und der Schlendrian Einzug hält. Auch hat der Consejal de Sanidad der Kanaren, Blas Trujillo, nochmals an die Bevölkerung appelliert sich an die Normen der neuen Normalität zu halten.

Da diese neue Normalität eben gerade keine Großveranstaltungen zulässt, gab es in diesem Jahr kein Isla-Bonita-Love-Festival, dass seit einigen Jahren im Hafen von Tazacorte stattfindet, zumindest nicht im eigenen Sinne. Organisiert wird diese Veranstaltung von der LGTBi -communety. Dieses Jahr war die Veranstaltung etwas kleiner. So gab es statt großer Bühne im Hafen, kleinere Geschichten im Dorf von Tazacorte, alles mit Voranmeldung der Besucher und Abstandhalten. Aber es gibt die ganze Woche Informationsveranstaltungen unter dem Motto „amorsinetiquetas“ (Liebe ohne Etikettierung), die teilweise auch einfach Online gestreamt werden konnten.

Die Politik macht bei der Sache auch mit, in verschiedenen Gemeinden wurden Sitzbänke in Regenbogenfarben gestrichen, die homosexuelle Bürgermeisterin, von der stockkonservativen Partido Popular aus Los Llanos nimmt auf dem Podium an Informationsveranstaltungen teil und das Cabildo Insular ist ebenfalls in bunt beleuchtet. Böse Zungen kommen natürlich auch auf die Idee, dass hiermit auch Werbung für die Insel gemacht wird. Die Kanaren, allen voran La Gomera, sind in der Schwul-Lesbischen-Szene ja schon immer als Urlaubsziel beliebt, und da kann man schon mal ein wenig räubern.

Natürlich ist es so, dass es auch hier innerhalb der Bevölkerung einige Homophobe gibt vor allem unter der Anhängerschaft der rechtsextremen VOX, aber im Großen und Ganzen ist das hier ganz gut akzeptiert.

Da El Paso ein rotes Rathaus hat, jetzt nicht im politischen Sinne, sondern rein farbtechnisch, ging das bei uns im Dorf nicht so einfach mit der Ausleuchtung der öffentlichen Gebäude, drum hat man eben die Kirche genommen. Wohlgemerkt handelt es sich hierbei um eine katholische. Aber Don Domingo, der Priester hier, der altermäßig schon längst das Predigen hätte einstellen können, gilt gemeinhin als „coole Socke“ und hat da mitgemacht. Er scheint zumindest keinerlei Befürchtungen zu haben, durch eine solche Aktion in Teufels Küche zu kommen. Dennoch darf man mal gespannt sein, wie die kirchliche Obrigkeit auf so etwas reagiert. Mann stelle sich so ein Szenario mal in einer bayrischen Gemeinde mit 8000 Einwohnern vor. Da wäre der Mob wohl am Zocken, womöglich noch mit Mistgabeln und Fackeln. Mich, als überzeugten Ungläubigen, gefällt das jedenfalls, so einen tollen Priester im Dorf zu haben.