Was so die letzten Tage auf Mallorca zu sehen war mag einen vielleicht erschrecken. Allerdings muss man da natürlich sagen, dass vom Ballermann-Klientel, bei dem die Rübe eh Nebenluft zieht, nichts anderes zu erwarten war. Ärgerlich daran ist jetzt vor allem die doch recht polemische Diskussion die darüber in Deutschland stattfindet. Da sind schlagartig irgendwelche Bootpartys auf der Spree und sonst wo vergessen, und es wird pauschal auf alle Leute, die in den Urlaub fahren, auch auf die nichtpauschalen, eingedroschen. Dabei ist es in Wirklichkeit schnurzegal, ob ich mich in einem Restaurant an der Ostsee mit anderen zusammensitze oder dasselbe im Orinoko in Puerto Naos mache. Letztendlich geht es darum, sich einfach vernünftig zu verhalten und auf seinen Nebenmenschen Rücksicht zu nehmen.
Wobei es mir schon ein Rätsel ist, warum die Obrigkeit auf Mallorca nicht einfach durchgreift. Die Argumentation, dass die Bars sich ja an alle Regeln gehalten hätten und die Partys auf öffentlicher Straße stattgefunden hätten, zieht insofern nicht, da diese Feierlichkeiten auf offener Straße schon vor Corona verboten waren. Der Vorwurf, dass man aus wirtschaftlichen Gründen da nicht gegen vorgeht greift da nicht, weil, und das ist den Einheimischen sehr wohl bewusst, diese Art von Tourismus dem gesamten mittlerweile eher schadet, und man schon vor Jahren dahinter gekommen ist, dass ein „Qualitätstourismus“ für die Wirtschaft rentabler sei. Wenn also die Vögel da jetzt ein zweites Ischgl produzieren und der Laden wieder dicht gemacht wird, dann gehen da komplett die Lichter aus.
Jetzt haben die also auf Mallorca angeblich die totale Maskenpflicht. So steht es zumindest in den Zeitungen in Deutschland. Das stimmt aber so nicht, da außerhalb von Ortschaften, so z.B. beim Wandern oder Hündchen ausführen keine Maske getragen werden muss. Und wenn man ehrlich ist, schafft man beim flanieren in der Stadt den vorgeschriebenen Mindestabstand eh nicht permanent und sollte die Maske deshalb sowieso im Gesicht behalten. Dennoch haben die auf den Balearen deswegen direkt neue Stornierungen von Urlaubern erhalten, und selbst hier ist dass schon passiert, weil manch einer erwartet, dass das auf den Kanaren auch so kommen wird.
Und ja, es ist so, dass zumindest darüber nachgedacht wird, welche Ausnahmen für die Maskenregeln nochmals überdacht werden sollten. Letztlich kann da aber nicht mehr viel kommen, so sagt die Regionalregierung selbst, da ja eigentlich sowieso Maskenpflicht herrscht. Des Weiteren denkt man darüber nach, was man zu tun gedenkt, sollten hier die Fallzahlen wieder ansteigen. Und natürlich soll es dabei auch wieder unter Umständen Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit geben. Der totale Lockdown kommt aber nicht mehr in Frage. Katalonien macht uns gerade vor, wie es nicht geht. Die Regionalregierung hat für die Provinz Lleida eine totale Ausganssperre verhängt. Das wurde jetzt aber von einem Gericht als unverhältnismäßig wieder kassiert, auch weil so eine Einschränkung der bürgerlichen Rechte in Spanien nur durch das Parlament beschlossen werden kann. Der Regierungschef von Katalonien pfeift aber auf das Gerichtsurteil und hat flugs ein Dekret herausgegeben, mit dem er die Maßnahmen aufrechterhalten will. Dagegen protestieren jetzt etliche Rechtsgelehrte. Und zur Erinnerung, die katalanische Regierung, die hier die Trennung von Judikative und Exekutive zu ignorieren plant, ist genau die, die dem Spanischen Staat die Demokratie abspricht und so gerne einen eigenen Nationalstaat hätte. Man legt sich das halt immer so aus, wie man es grad braucht.
Die anderen Gründe warum man der Ansicht ist, dass es hier nicht soweit kommen wird, ist zum einen die Insellage sowie die geringe Bevölkerungsdichte und zum anderen die Testkapazitäten. Wir haben hier auf La Palma jetzt auch so einen[SM1] Apparat mit dem wir auf der Insel testen können. Und es sind mehrere hundert Tests pro Tag möglich. Davor mussten wir die Proben immer erst nach Teneriffa schicken, und es dauerte dann recht lange. Jetzt soll das Ergebnis nach spätestens 3 Stunden vorliegen. Außerdem nimmt man sich vor hier schneller zu reagieren. Gegebenenfalls zügig Schulen oder Betriebe schließen um dann alle zu testen und einen größeren Ausbruch somit zu verhindern. Einschränkungen sind also nur lokal geplant.
Trotzdem ist es natürlich so, dass potenzielle Urlauber entsprechend verunsichert sind und bei uns gerade wieder die Stornierungen einflattern. Wobei stehts die Furcht vorherrscht, dass der Urlaub am Ende wegen Einreisebestimmungen und so weiter nicht möglich sein wird. Und klar können wir das verstehen und dennoch nervt das natürlich gewaltig. Wobei, da wir ja gar keine Anzahlung nehmen, also die Urlauber erst vor Ort bezahlen und wir die AGBs pandemisch angepasst haben, versuchen wir das Risiko für unsere Gäste so gering wie möglich zu halten.
Bleibt eben immer noch das Risiko mit dem Fliegen. Nachdem die Condor für Juli und August die Flüge München und Hannover gestrichen hat, folgte dann die Eurowings mit dem Flug aus Düsseldorf im Sommer. Man hat aber bis unmittelbar vor der Stornierung noch Tickets verkauft. Jetzt macht uns die Iberia so richtig Freude. Das läuft aber nochmal etwas mieser ab. Vor kurzem hat man noch die Leute, die die Sonntagsverbindung Madrid – La Palma im September gebucht haben angefragt, ob Sie den gewillt seien zu fliegen. Das Echo scheint dabei aber nicht besonders groß gewesen zu sein, da kurz darauf die Verbindung gestrichen wurde. Die Frechheit dabei ist, wie bei den anderen genannten, dass dies mit Einreisebestimmungen durch Covid-19 begründet wird.
Das es den Vereinen gerade wirtschaftlich nicht so gut geht und deswegen Verbindungen, bei denen eine hohe Auslastung nicht garantiert ist, erst einmal gekappt werden, kann man sogar verstehen oder zumindest nachvollziehen. Nur würde ich mir wünschen, dass man dann wenigstens ehrlich ist. Auch die Tatsache, dass viele Leute bis zu 3 Monate warten müssen, bis sie ihr Geld zurückhaben ist, glaube ich zumindest, nicht geschäftsfördernd. Ich kann jedenfalls jeden verstehen, der irgendwann von dem Quatsch die Schnauze voll hat.
Wenn das auf Mallorca aber so weiter geht, vielleicht bekommen wir dann doch wieder mehr Verbindungen auf die Kanaren. Langfristig sieht man, so sagt es zumindest die Universität In La Laguna/Teneriffa, die Insel La Palma als Krisengewinner, da unsere Infrastruktur, mit hauptsächlich Ferienhäusern und Appartements als zukunftsträchtiges Tourismusmodell angesehen wird. Gut die momentane Situation lässt auch gewaltigen Spielraum nach oben.
Zumindest die Verbindungen von München und Hannover finden ab September wieder statt, und die Tickets sind gar nicht so teuer.
Sollten Sie also trotz der Widrigkeiten jetzt einen La Palma Urlaub planen, gilt es noch zu sagen, dass wir hier seit fast 3 Wochen keinen Coronafall mehr haben, da wurde der letzte Patient als geheilt erklärt. Die letzte registrierte Neuansteckung liegt schon über einen Monat zurück. Zumindest hier auf La Palma bleibt das Ansteckungsrisiko gering. Und keine Fallzahlen bedeuten eben auch, dass alles seinen normalen Gang geht also auch keine Einschränkungen zu erwarten sind.