Nochmals Zahlen und Verwirrung

Wir sind hier alle, nachdem was gestern mit der Halbinsel passiert ist etwas angespannt. Und deswegen rennt man dann ab 16 Uhr ca. alle 15 min. an den Rechner, weil dann immer die neusten Zahlen veröffentlicht werden. Heute vermeldeten die lokalen Zeitungen, dass es auf den Kanaren „144 neue positive“ gab. Der erste Gedanke war, dass wir das maximal nur noch eine Woche durchhalten, und dann reißen wir die 50 pro 100 000 ebenfalls und sind dann auch Risikogebiet. Ich wollte dann aber mal genauer wissen, wie den der exakte Stand ist, und habe dabei etwas Spannendes festgestellt. Hierzu dient die offizielle Seite der Kanarischen Regierung, auf der nach Gemeinden unterteilt aber auch im Gesamten die Fallzahlen stehen.

Dort wurden nämlich nur 65 neue Fälle angegeben. Im Vergleich der letzten Tage war festzustellen, dass es stehts eine Differenz, nicht immer so groß wie am heutigen Tag, gab. Es gab nämliche tatsächlich 144 positive PCR-Tests, ein Großteil der positiven viel aber auf die positiv getesteten Personen der letzten Tage um zu überprüfen, ob die jeweilige Person immer noch den Virus in sich trägt.  Für alle die das mal nachforschen wollen: Das Schaubild unten rechts gibt genauere Auskunft. Man kann dort zwischen „acumolado“, „diario“ und „PCR-Test“ hin und her klicken. Der acumolado-Balken geht seit etwa einer Woche nach oben, verläuft aber immer mehr oder weniger im 45 Grad-Winkel. Für die 7 Tage Regelung bedeutet das, dass es zumindest aber gerade bei den Neuinfektionen nicht mehr exponentiell verläuft. Stand heute haben wir auf allen Inseln zusammen 3467 Gesamtfälle seit beginn der Zählung. Vor 7 Tagen waren es noch 2922. Die Differenz (545) umgerechnet auf etwas über 2 Millionen Einwohner ergibt gute 25 Neuinfizierte pro 100 000 in einer Woche. Also haben wir noch etwas Luft, selbst für Bayern, wo ja schon ab 30 Maßnahmen ergriffen werden, liegen wir noch darunter. Wir haben aber schon Maßnahmen ergriffen, siehe Beitrag von Gestern, und sind somit noch strenger im Krisenmanagement als der Söder himself.

Die Seite gibt aber noch mehr her: Oben Rechts kann man auch ein wenig rumklicken. Dort gibt es die Rubriken „declaration de caso“ und „residencia de caso“. Also wo der Fall festgestellt wurde und wo die entsprechende Person beheimatet ist. In den letzten Tagen gab es genau darüber Gerede, weil die mittlerweile 11 positiven Fälle die auf La Palma gefunden wurden, eben nicht als Fälle von La Palma gewertet werden. Für jeden, der jetzt denkt, dass wir uns das aber hübsch einfach machen, dem sei mitgeteilt, dass La Palma in der Gesamtheit 107 Fälle hat. Auf der Insel selbst wurden, inklusive der 11 der letzten Woche, aber nur 100 Fälle entdeckt. Also haben auch wir positive draufgerechnet bekommen, die gar nicht hier auf der Insel wohnen. Der Hauptgrund für solche Differenzen ist, dass sich hier eben kaum jemand abmeldet, wenn er die Insel dauerhaft verlässt. Dennoch erscheint das Erfassungssystem irgendwie sinnvoll. Die 11 Fälle der letzten Woche würden sonst allesamt auf das Konto von Breña Alta gehen, Die hätten damit eine Infektionsrate von 152,69 pro 100 000 in einer Woche. Defacto haben die aber Null und dass seit Monaten. Mercedes Coello, die Chefin des Krankenhauses verzichtet seit ein paar Tagen auf die Veröffentlichung der neuen Testzahlen, auf ihrer privaten Facebookseite und verweist eben auf die Seite des Gesundheitsministeriums. Einige sagen, dass sie da wohl einen Maulkorb bekommen hätte. Sie selbst hat dann aber geäußert, dass sie wiederholt persönlich in den Kommentaren angegangen wurde. Der Erhellte und nicht schlafschafige hier tickt aber genau umgekehrt wie der deutsche Querdenker. Hier lautet der Vorwurf nämlich, dass die Zahlen nach unten geschönt werden würden, um zu vertuschen, dass wir uns alle in einer massiven Gefahrenlage befinden. Als Grundlage für diese Argumentation dienen dann Meldungen in sozialen Netzwerken, wonach z.B. in Tazacorte ein Kind seit vielen Wochen rumlaufen würde, dass reihenweise andere Infizieren würde, wobei die Behörden dass unter den Teppich kehren würden um zu vertuschen, dass sie die Lage nicht im Griff hätten. Es gab auch eine professionell wirkende Fotomontage von einem Screenshot eines nationalen Fernsehsenders, die aussagte, dass es in Tacande (El Paso) innerhalb von wenigen Stunden über 30 Neuinfizierte gegeben hätte. Wer sich so etwas ausdenkt bleibt ein Rätsel. Also auch hier gibt es genug, die meinen, dass uns die Politik hinters Licht führen möchte nur eben in die andere Richtung.