Jetzt ist es doch noch passiert

Seit einer Woche schau ich mir täglich, so gegen 16 Uhr die neuen Fallzahlen an und wundere mich warum uns das RKI nicht auf die „Schwarze Liste“ setzt. Diverse deutsche Zeitungen und Karl Lauterbach meinten, dass das überfällig sei, aber irgendwie passierte nichts. Gestern Morgen dann habe ich dann auf der Seite des „Deutschlandfunkes“ einen Artikel gefunden, aus dem hervorgeht, dass die positiv getesteten Reiserückkehrer größtenteils aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens kommen würden. Für das Bundesland NRW wurden Zahlen veröffentlicht, dass auf Spanien nur 2,5% zurückgehen. Die Betroffenen hierbei waren auch fast alle zwischen 20 und 24 Jahren alt, und wurden als sogenannte Partytouristen kategorisiert. Das RKI gab keine detaillierten Zahlen für ganz Deutschland an, sprach aber, laut diesem Artikel davon, dass die Zahlen in einem ähnlichen Bereich liegen würden.

Nach einer Woche massivster Sorgen kam also Hoffnung auf, da in einem weiteren verlinkten Interview mit Prof. Dirk Brockmann der als Epedimiologe der Humbolduniversität und beim RKI tätig ist, hervorging dass das Infektionsrisiko vor allem vom Verhalten am Urlaubsort und nicht nur von den Fallzahlen abhängig ist. Mit diesen Informationen ging es mir gestern den Tag über recht gut und ich war richtiger Fan von Herrn Brockmann. Gegen 16 Uhr kamen dann die neuen Zahlen, und auch das war gar nicht so schlecht, zwar etwas mehr als am Vortag, aber deutlich weniger als noch am Wochenende. Und für jemanden der nahezu verzweifelt den Hoffnungsschimmer sucht, ein weiterer Lichtblick. Aber man muss sich daran gewöhnen. Immer wenn man denkt, dass es jetzt wieder aufwärts geht, dann bekommt man voll eins übergebraten. Dass das nicht so heftig sein müsste hat übrigens Belgien gezeigt, die haben in Ihrer Reisewarnung für die Kanaren zwischen den Inseln und dem unterschiedlichen Infektionsgeschehen unterschieden. Also liebe Belgier kommen Sie zuhauf, die Auswahl an Unterkünften hier auf den westlichen Inseln ist grandios und die Wahrscheinlichkeit auf andere Touristen zu treffen eher gering.

Aber Spaß beiseite, das wird jetzt nochmal richtig heftig. Auf den Kanaren hängt jeder zweite Arbeitsplatz direkt oder indirekt am Tourismus. Wir haben hier zwar auch eine Art Kurzarbeitergeld, die sogenannte ERTE, die ist aber jetzt auf 50% reduziert. Das reicht nicht einmal um die Miete zu bezahlen. Die Hotels, die im Sommer wieder geöffnet hatten, werden jetzt wohl wieder schließen. Positive Schätzungen gehen von einer Belegungszahl von 15% aus und das reicht eben nicht um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Man versucht uns zwar Mut zu machen, dass wir die für uns viel wichtigere Wintersaison noch halbwegs retten können, aber ob das noch klappt, darf bezweifelt werden. Hier wird jetzt ganz offen von einer sozialen Katastrophe gesprochen. Dabei ist es ja nicht nur so, dass wir davon abhängig sind, sondern auch die Reiseveranstalter. Die haben schon den Sommer verloren und das einzige Wintergeschäft sind nun mal die Kanaren. Wenn das nicht klappen sollte, gehen die wohl allesamt über den Jordan. So mancher mag jetzt vielleicht sagen, dass ihm das egal ist, wenn es Konzerne wie die TUI wickelt, aber auch dem Individualtouristen sei gesagt, dass er ja irgendwie auch noch im nächsten Jahr hierher kommen möchte, und ein Privatflugzeug zu chartern kommt dann wahrscheinlich für die wenigsten in Frage. Wir auf La Palma haben das schon in diesem Sommer abbekommen. Alle Fluggesellschaften haben die Verbindungen auf die Insel reduziert, oder ganz eingestellt.