Schule geht bald los

Hier auf den Kanaren beginnt das neue Schuljahr Mitte September. Doch das scheint alles nicht so einfach zu werden, wie man sich das vorgestellt hat. Zur Erinnerung hier in Spanien haben die Kinder am 12. März zuletzt eine Schule von innen gesehen. Der Rest des Schuljahres wurde mehr schlecht als recht mittels Digitaler Medien abgehandelt. Jetzt soll es aber wieder losgehen und das bitte mit Präsenzunterricht. Sicherheitskonzepte wurden entwickelt, so müssen die Kinder ab 6 Jahren auch im Unterricht eine Maske tragen, es steht überall Desinfektionsmittel rum, es wird Fieber gemessen und, das ist das wichtigste, die Klassen werden verkleinert. Für viele junge Lehrer, die in den letzten Jahren keinen Job hatten, tun sich da plötzlich ganz neue Perspektiven auf. Jetzt kommt aber der Haken an der Sache: Es gibt hier, und in ganz Spanien nicht wenige Eltern, die ihre Sprösslinge nicht in die Schule schicken möchten, weil nämlich die Coronaangst umgeht. Das Kind könnte sich ja bei anderen Kindern infizieren und das dann in die eigene Behausung einschleppen. Erstaunlich an der Geschichte ist eben auch, dass das zum Teil jene Eltern sind, die den Sommer über mit der Großfamilie in der Bodega verbracht haben. Irgendwie scheint die Angst, dass alles Schlechte von außerhalb der eigenen familiären Insel kommt, doch gewaltig vorzuherrschen. Wir auf den Kanaren speziell auf Gran Canaria haben im Laufe der letzten Wochen eindrucksvoll demonstriert, dass wir überhaupt keine Schule brauchen, um den Virus ganz gewaltig zu verbreiten. Da tun es eben auch zu Anfang einige Diskobesuche und danach ein paar Familientreffen.

Heute stand in El Time aber ein Artikel in dem die angstbeflissenen Eltern nochmal daran erinnert werden, dass es in Spanien eine Schulpflicht von 6 bis 16 Jahren gibt. Die ganzen Initiativen und Petitionen von besorgten Erziehungsberechtigten, nachdem man die Kinder nicht in die Schule schicken möchte erhalten jetzt erstmal von einer Anwaltskanzlei mitgeteilt, dass die Kinderchen doch zu erscheinen haben. Ansonsten drohen nämlich Strafen in Form von Geld oder auch Gefängnis von bis zu einem halben Jahr. Ausnahme hierbei ist ausschließlich Krankheit. Das mit der Strafandrohung wird eh nix, weil man muss das auch durchsetzen, und da ist es dann wahrscheinlich ähnlich, wie mit den Maskenregeln.

In der Vergangenheit hat man das gar nicht mal so eng gesehen. Vor zwei Jahren haben die Gemeinden von Puntagorda und Garafia eine sozialarbeiterische Initiative gestartet um die ausgestiegenen Eltern, meist alemanischen Ursprungs, dazu zu überreden Ihre Kinder doch auch in die Schule zu schicken. Homeschooling im klassischen, nicht im coronalen Sinne ist in Spanien nämlich nicht zugelassen. Ob das von Erfolg gekrönt war, ist mir nicht bekannt. Da oben im Norden war man in den Gemeinden immer etwas toleranter gegenüber denen mit alternativen Lebensentwürfen. Stimmungstechnisch scheint sich durch den Brand, dass aber jetzt ein wenig zu verändern. Man gab sich doch recht erstaunt darüber wie viele illegalen Behausungen da in Erscheinung getreten sind. Auch das mancherorts Höhlen und Wohnwägen ohne Genehmigung vermietet wurden, stößt so manchem sauer auf. Es ist für die Feuerwehr nämlich gar nicht so einfach Menschen vor dem Feuer zu retten, wenn man gar nicht weiß, ob und wo da welche sind. Explodierende Gasflaschen tun dann noch ihr übriges. Der Brand in Garafia hat wohl um die 20 offizielle Häuser beschädigt von denen viele unbewohnbar sind, ein Teil aber auch komplett zerstört. Die betroffenen können nun Anträge stellen um Unterstützung für den Wiederaufbau zu erhalten. Auch soll es Kompensationszahlungen für Schäden in der Landwirtschaft geben. Der Bürgermeister von Garafia teilte aber gleich mit, dass man aber nicht vorhabe, die Menschen der Illegalen Bauten zu unterstützen. Das hat jetzt natürlich in spanischen und deutschen Kreisen eine gewisse Diskussion ausgelöst, wobei ein Großteil sich doch darüber einig ist, dass diejenigen, die als „Aussteiger“ leben, sich mit Ihrem Lebensentwurf soweit aus der Gemeinschaft verabschiedet haben, dass Sie zumindest keine Steuern bezahlen, eben auch nicht aus Steuermitteln eine Unterstützung zum Wiederaufbau von illegalen Bauten erhalten sollten. Deshalb wird jetzt aber gerade unter einigen Deutschen, für den Wiederaufbau der Behausungen gesammelt. Vielleicht wird daraus aber nichts, weil die Gemeinde von Garafia, diesmal unter Umständen etwas genauer hinschauen wird. Und der von einigen Betroffenen gemachte Vorwurf, man hätte Ihre Hütten und Wohnwägen absichtlich abfackeln lassen um sie von dort zu vertreiben, wird die Stimmung unter Umständen auch eher ins Negative drücken. Der Feuerwehr, die hier einen riesigen Job gemacht hat und wirklich eine größere Katastrophe verhindert hat, der pinkelt man besser mal nicht ans Bein. Zumindest macht man sich damit nicht wirklich Freunde bei den Einheimischen.