Etwas mehr als 12 700 müssen wieder ran, und das nach mehr als 6 Monaten. Heute sind auf La Palma die Ferien zu Ende gegangen, zumindest für die Kleinen, die Größeren folgen dann morgen. Kaum etwas hat die Leute auf der Insel in den letzten Wochen mehr umgetrieben, als dieser Schulanfang. Spanienweit gab und gibt es es Proteste, weil man Angst um die Gesundheit der eigenen Brut hat, dass geht soweit, dass selbst in Kanarischen Onlinezeitungen Liveticker eingerichtet sind, auf denen man verfolgen kann, wo und wann auf dem Festland welche Schule wieder geschlossen wurde, weil da ein positiver Fall aufgetreten ist.
Ich selber finde es toll, dass die Kinder jetzt endlich wieder ein Stück Normalität erfahren dürfen, wobei ich das morgendliche frühe aufstehen eher ekelhaft finde. Trotzdem tut wohl allen Beteiligten etwas Struktur im Tagesablauf vielleicht ganz gut. Die Sache mit dem digitalen Unterricht, die in den letzten Monaten des vergangenen Schuljahres stattgefunden hat, lief auch eher semioptimal, was vor allem daran lag, dass ein großer Teil der Schüler- und Elternschaft nicht über geeignete digitale Endgeräte verfügt.
Alle Schulen haben in den letzten Wochen ein neues Konzept erstellt, wie man der Herausforderung des neuen Schuljahres begegnen soll. Die maximale Klassengröße wurde auf 25 festgelegt, damit ein gutes Stück oberhalb der ursprünglich anberaumten 15. Dennoch wurde ein Berg neuer Lehrer eingestellt, um das irgendwie in den Griff zu bekommen. Hier in der großen Grundschule „Adamancacis“, in El Paso, wurde die Elternschaft klassenweise im Laufe der letzten Woche auf den Schulhof bestellt, um entsprechend gebrieft zu werden. Bei den kleinen, also von 3 -5 Jahren ändert sich am wenigsten. Es gibt jetzt 4er-Tische, die das ganze Schuljahr Bestand haben werden, und wenn eins Corona hat, dann gehen die 3 anderen erstmal in Quarantäne. Wie das mit den Familien der Kinder ist, konnte noch keiner sagen, allerdings wussten auch die Lehrer nicht, ob sie in so einem Fall auch zuhause bleiben müssen. Gemeinsames Spielen auf dem Schulhof gibt es auch nicht mehr. Die Pause wird in Zukunft grüppchenweise stattfinden. Alle Klassen werden im 5 Minutentakt in die Schule reingelassen und auch wieder hinausgelassen. Das bedeutet, dass sich Schultagsbeginn und Ende über einen recht langen Zeitraum ziehen wird. Da aber Deutschland sich in Sachen Helikopterelternschaft sich hier noch eine Scheibe abschneiden kann, wird es wohl über einen längeren Zeitraum größere Ansammlungen von besorgten Eriehungsberechtigten vor dem Schulgelände geben.
Wer rein will in die Schule wird digital fiebergescannt und darf bei Überschreitung des Grenzwertes gleich wieder abgeholt werden. Wobei mein Sohn schon Überlegungen anstellt, wie man kurz vor der Messung die Stirntemperatur hochhalten könnte. So manch einer wird da sicher noch eine kreative Lösung finden.
Die Kinder ab 6 Jahren werden alle einzeln gesetzt und es herrscht auch, wie in allen Räumen, eine Maskenpflicht. Wie die strikte Trennung mit dauerhaft 1,5 m Abstand, praktiziert werden soll, bleibt mir aber ein Rätsel. Da will ich kein Lehrer sein. Letztlich darf man da als Kind wahrscheinlich auch den ganzen Tag nicht aufstehen, ich bin echt froh, dass ich mir da nicht die Lösung für ausdenken musste.
Spannend stelle ich mir den Sportunterricht vor. Ballspiele sind da eher hinfällig. Fangenspielen wird für den Gejagten super, weil das fangen, nach den neuen Spielregeln untersagt bleibt. Was bleibt da noch? Mindsports wie Schach, wobei die Figuren mittels Zange, wegen des Mindestabstands zum Brett, bewegt werden müssen. Damit würde auch die Feinmotrik trainiert werden. Yoga kam schon als Vorschlag, was meinen Sohn schon in Angst und Schrecken versetzt hat und einer der Gründe sein könnte, dass er dann mutwillig seine Stirntemperatur in die Höhe treiben wird. Wobei der Sportunterricht für so manches Kind hier bitter notwendig sein wird. Auch hier kam es in Zeiten des Einschlusses zu massivem Bewegungsmangel, bei so etlichen Kindern. Der Sommer ist traditionell die Zeit des Faulenzens. Manch ein Kind, und das ist eines meiner neuen palmerischen Lieblingsausdrücke, ist nach dem letzten halben Jahr, ganz schön „engofiado“.