Die Sache mit den Tests

Seit dem Lockdown geistert hier nun schon die Idee mit dem PCR-Tests für die Touristen über die Inseln. Ursprünglich war ja die Idee, weil ja alles Schlechte von außerhalb in unserer kleine Idylle kommt, die Einheimische Bevölkerung zu beruhigen und vor den wandelnden Infektionsherden zu schützen. Jetzt haben wir aber festgestellt, dass wir für die Verbreitung gar keine Touristen benötigen, das machen wir ja schon selber. Jetzt geht es darum, da wir ja gute Gastgeber sind, natürlich offiziell schon immer so, die Urlauber zu ihrem eigenen Schutz zu testen. Und da wir ja gerade Risikogebiet sind, und der Rückreisende in Quarantäne gehen soll, haben wir die Idee den Test auch vor dem Wiederabflug der Gäste zu machen, damit die dann eben nicht erstmal zuhause angekommen, eingekastelt werden.

Die neue deutsche Regelung, nach der ein solcher Test erst 5 Tage nach Wiedereinreise gemacht werden kann, führt diese Idee natürlich ad absurdum. Aber das ganze Gerede führt dazu, dass zumindest der Eindruck entstehen könnte, dass die Herr- und Frauschaften, die hier entscheidungstechnisch am Ruder sind, nicht ganz untätig sind. Abgesehen von den Deutschen, könnte das ja auch eine ganz prima Idee sein. Zumindest gebe es dann die Möglichkeit, die Briten wieder anzulocken. Zumindest bis Jahresende, wenn dann die Übergangsfrist vom Brexitschlamassel ausläuft, kommen die dann vielleicht wieder nach Teneriffa. Da nächste Problem mit den Angelsachsen kommt ja dann ab Januar. Auf La Palma sieht man diese Spezies ja sowieso eher selten. Wie gesagt, die Tests werden wohl bezahlt und dafür geben schon verschiedene Verwaltungsebenen den ein oder anderen Euro für aus, zumindest sagen die das so.

Man hofft hier beim Wintergeschäft doch tatsächlich noch auf so um die 50% des normalen Touristenaufkommens, aber wenn wir so um die 30% hätten dann wären wir schon recht zufrieden. Jetzt kommt aber der wirklich spannende Teil der Geschichte: Auf den Kanarischen Flughäfen landeten in den letzten Jahren rund 13 Millionen ausländische Passagiere im Jahr. Legen wir mal die 30% zugrunde, dann sind das immer noch rund 4 Millionen. Der mitteleuropäische Kanarentourist kommt ja eher im Winterhalbjahr, dann nehmen wir einfach nur mal als Hausnummer so um die 3 Millionen Urlauber, für dieses Winterhalbjahr, für alle Inseln zusammen, mal so als Hausnummer für das Rechenspiel. Wenn man nämlich die dann noch bei Ein- Und Ausreise testen möchte, dann kommen wir damit auf 6 Millionen PCR-Tests im Winterhalbjahr. Das alles ja nur mit 30% Tourismus gerechnet, die den Inseln übrigens nicht zum wirtschaftlichem Überleben reichen würden.

Mittlerweile schlagen wir uns ja schon etwas mehr als ein halbes Jahr mit dem saublöden Virus herum, und da haben wir ja auch getestet, und ja, wir haben auch die Testkapazitäten ausgebaut. Aber jetzt mal nur so eine Zahl zum Vergleich: Seit Februar wurden auf den Kanaren 318 089 (Stand 19.9.20) PCR-Tests durchgeführt. Auf den ersten Blick wenig, aber wir haben ja auch nur etwas mehr als 2 Millionen Einwohner, was statistisch bedeutet, dass von rund 7 Leuten einer getestet wurde. Also alles OK. Wenn man aber jetzt darüber nachdenkt, wie das gehen soll, dass man die Testkapazitäten mal kurz um das rund 20-fache erhöht, dann tut sich so manches Fragezeichen auf. Selbst wenn man einen der Tests, inklusive Kostenübernahme bereits vor Abflug, im Herkunftsland machen würde, wären wir immer noch beim 10-fachen. Aber wie immer, ich möchte nichts gesagt haben, vielleicht wissen die ja wirklich wie es gehen soll und sie verfügen über eine Art Wunder-Schnelltest, die den Entsendeländern dann auch genügen um nicht in Quarantäne zu müssen. Wobei mir gerade einfällt, dass die betroffenen Urlauber ja nur ein negatives Testergebnis vorweisen müssen. Bisschen Kopierpapier, Wattestäbchen vom Dino nehmen (200 Stück für 89 Cent) und negative PCR-Tests sind ja dann auch schnell ausgestellt. Das wäre natürlich eine eher dumme Idee, bei den Testungen zu behumpsen, aber mal im Ernst, das klappt doch irgendwie nicht, wenn man das zum Ende hin denkt.

Deswegen hilft es wohl nur, die Infektionszahlen so schnell wie möglich runter zu bekommen, und ja es sieht schon wieder etwas besser aus. Man kommt da ja dann schnell in Versuchung Berechnungen anzustellen, wann welche Insel, und die Kanaren als Ganzes, den Grenzwert zumindest für die Deutschen wieder unterschreiten könnte, aber das ist eben müßig, weil das Infektionsgeschehen als solches ja eher dynamischer Natur ist. Außerdem ist anzunehmen, dass die vom RKI uns bei einem Wert von 49,99 pro 100 000 Einwohner ja noch nicht von der Angel lassen werden. Da sollten wir schon auch eine ganze Weile drunter sein. Am Freitag waren wir bei knapp über 60, wenn man allerdings bedenkt von welchen Werten wir herkommen, dann kann das schon noch was werden.