Da wir gerade recht wenig Urlauber hier haben, scheint das eine gute Gelegenheit zu sein, einige Wanderwege hier auf der Insel zu renovieren. Das Netz der Wanderwege gehört dem Cabildo Insular und die beauftragen dann die eigene Tochterfirma „Tragsa“, die sich um solche Arbeiten kümmern. So auch in Tijarafe , mit Blick auf die Caldera, beim Weg GR-131. Man hat da ein schönes Holzgeländer angebracht und auch Steine in den Boden eingebracht, also gewissermaßen gepflastert. Diese Steine sind aber jetzt Stein des Anstoßes. Man hat da nämlich umliegende Felsen genommen und so in die Erde eingebudelt, dass da eine möglichst ebene Fläche entsteht. Schließlich sollen da ja keine Stolperfallen gebaut werden.
In der umliegenden Umgebung lagen dann auch schon etliche Steine rum, die recht flach waren, sich also hervorragend für das Bauvorhaben geeignet haben. Also flugs in die Schubkarre geladen und eingebuddelt. Einige Leute sind jetzt aber stinkesauer, wahlweise auf die Bauarbeiter, die Firma oder das Cabildo. Es handelte sich dabei nämlich nicht um irgendwelches Gestein, dass da einfach so rumlag, sondern um historisches Material, welches aus der prähispanischen Zeit stammt und von den Guanchen als Pyramide aufgeschichtet wurde. Diese Steinformation befindet sich wenige Meter oberhalb der Baustelle. Teilweise sind die Steine mit den obligatorischen Kringeln bemalt.
Der Bürgermeister von Tijarafe, Marcos Lorenzo, ist gerade nicht so gut auf die verantwortlichen zu sprechen, und ist der Ansicht, dass die Entschuldigung die da vom Cabildo kam, so nicht ausreichen würde. Das Cabildo sagt, man hätte der beauftragten Firma, welche ja selber zum Cabildo gehört, stets mitgeteilt, dass bei allen Arbeiten penibelst darauf geachtet werden soll, dass keinerlei historisches Erbe beschädigt wird. In diesem Fall wird sogar ist man wohl sogar mehrmals vor Ort gewesen, um die sensiblen Bereiche zu bestimmen. Wobei gleichzeitig behauptet wurde, dass die Petroglyphen ja bei bestimmten Tageslicht gar nicht erkennbar gewesen seien, also man gar nicht so richtig schuld sein könnte. Der Bürgermeister sieht das natürlich ganz anders und weist darauf hin, dass die Gesteinsformation zum einen bekannt gewesen ist, zum anderen dass Cabildo selbst für deren Schutz und Erhalt verantwortlich sei. Also niemand will es gerade so richtig gewesen sein, und am Ende waren es dann wahrscheinlich wieder die schwächsten Glieder in der Kette, nämlich die Bauarbeiter.
Das ganze wird jetzt natürlich erstmal genau untersucht. Der Bürgermeister war mit der Guardia Civil vor Ort, und hat sich fotografieren lassen, und das Cabildo hat schon gesagt, dass die mit Petroglyphen verzierten Steine auch wieder ausgebuddelt werden.
Vielleicht ist das aber gar keine so gute Idee. Letztlich gibt es von den Kringelzeichnungen ja schon ein paar und die da oben gehören ja gar nicht zu den bekannteren, weil die, wie gerade bewiesen ja gar nicht so leicht erkennbar sind. Und sind wir doch mal ehrlich: So in den Wanderweg eingebracht, wäre der GR-131 eine 1A touristische Attraktion, die sofort in jedem Reiseführer stehen würde. Herrscharen von Wanderern würden mit gesenktem Kopf über den Wanderweg schleichen, immer auf der Suche nach den Kringelzeichnungen. Man muss sowas nur richtig vermarkten. Felsenzeichnerisch könnte das dann in der selben Liga spielen wie „Lomo de la Fajana“. Das mit dem kulturellen Erbe ist eh so eine Sache. Als Zugezogener ist mir der Identifikationseifer mit den Ureinwohnern hier auf den Kanaren eher ein Rätsel. Die Spanier kamen hierher und sind dabei ja eher in der Rolle der Eroberer aufgefallen. Jetzt ist das ein eher ambivalentes Verhältnis und man fühlt sich im Zweifel eher als Guanche als als Spanier. Es stimmt aber auch, dass wohl viele hier noch Guanchenblut in sich tragen. Gut es wurde ja auch schon festgestellt, dass die Mitteleuropäer teilweise auch noch das Neandertalergenom in sich tragen. Wer dieses Genom in sich trägt soll übrigens, so habe ich das die Tage jedenfalls gelesen, ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben.
So der Übergang ist geschafft und ich bin wieder beim leidigen Thema angelangt. Heute auf den Kanaren nur 75 Neuinfizierte. Der IA-Wert wird vom spanischen Gesundheitsministerium mit 46,16 angegeben. Wir stehen derzeit damit in Spanien als autonome Region von allen am besten da. Herr Spahn, Herr Maas, Herr Robert Koch es wird langsam Zeit, dass sie mal in die Hufe kommen. Verglichen mit uns ist Kreuzberg kreuzgefährlich. Auf La Palma haben wir seit heute wieder einen Fall im Krankenhaus. Der Mann kam wohl heute mit seinen 93 Lenzen, via Madrid aus Venezuela hier an, und wurde prompt eingeliefert.