Nachdem also gestern der Herr R. Koch verkündet hat, dass die Kanaren wieder sicher sind, war die Freude erstmal groß. Am Nachmittag haben dann auch noch die Briten festgestellt, dass sie ja doch viel eher Risikogebiet sind als wir, und kurzerhand beschlossen, dass es dem Engländer nun auch wieder gestattet sein soll, sich einen kanarischen Sonnenbrand zu holen. Alles toll, möchte man sagen, dann kann das ja hier jetzt wieder richtig losgehen. Aber Stopp: Was machen wir denn, wenn die jetzt alle den Corona anschleppen? So geht das ja nicht. Da muss man was machen, nur eben was?
Jetzt kommt man ja schon seit geraumer Zeit mit dem Vorschlag um die Ecke, dass man die Ankömmlinge hier testen sollte. Nur hat bei der Idee, dass die Tests am Flughafen, weder die AENA, (der spanische Flughafenbetreiber) noch die Regierung in Madrid mitgespielt. Ohne Test keine Einreise, müsste dann eben für alle gelten, und nicht nur für Ausländer. Ohne Negativtest kommt niemand rein, ist zwar astrein populistisch, aber rechtlich nicht haltbar. Personenfreizügigkeit hat nämlich innerhalb Europas für alle zu gelten. Die Reaktion darauf, seitens der kanarischen Regierung war allerdings auch beachtlich. Anstatt sich eine Alternative auszudenken, hat man sich auf den Rücken gelegt und regelmäßig nach Madrid gefunkt, dass man das aber trotzdem so haben möchte. Das kleinkindliche System, nachdem man einfach lange genug nerven muss, damit Mama einem dann doch ein Eis kauft, funktionierte aber nicht.
Die Idee, dass die Leute einfach einen Test im Heimatland machen, auch um zu garantieren, dass alle die hier ankommen, das auch ohne Virus tun, war mal gar nicht so schlecht. Allerdings, gehen bei steigenden Fallzahlen, auch in Deutschland, langsam die Testkapazitäten zu neige. Das funktioniert so nicht, so bleiben die Gäste einfach weg. Drum hat man sich jetzt ein neues Schweinchen gesucht, um es durchs kanarische Dorf zu treiben. Offensichtlich hat man in den letzten Wochen etwas von einem ominösen „Beherbergungsverbot“ vernommen und kurzerhand ein Dekret vorbereitet, dass die Hotelbetreiber dazu verpflichtet, dass die Gäste entweder einen negativen Test mitbringen sollen, der nicht älter als 48 h ist, oder aber den Test selbst an der Rezeption durchführen sollen. Das ganze ist dann eine Pflichtveranstaltung und die Kosten trägt der Herbergsvater. Übrigens sollen sowohl PCR-Tests als auch Antigentests zugelassen sein. Jetzt schreien aber die Hotelverbände, und das nicht zu Unrecht laut auf. Die Antigentests kosten wohl nur 25 Euro das Stück, aber erstens sind die noch gar nicht in ausreichender Stückzahl zu bekommen und zweitens müssen ja alle einen Test machen. Also auch Canarios, die mal übers Wochenende für 2 Tage einen Bungalow im Süden von Gran Canaria buchen. Da bleibt dem Vermieter ja nichts mehr übrig. Hostels und Jugendherbergen werden sich auch bedanken. Viel gravierender ist aber die Geschichte, dass es sich, sowohl beim Antigentest, als auch beim PCR-Test um einen medizinischen Test handelt. Fachpersonal heißt das Stichwort. Jetzt hat eine gutausgebildete Hotel Rezeptionistin ja nicht unbedingt die nötige Fachkompetenz im medizinischen Bereich. Mit solch abstrusen Ideen bekommt man die Leute eher in illegale Privatunterkünfte und sorgt damit für steuerfreie Privateinkünfte.
Bevor es jetzt wieder heißt, die Kanaren würden das so machen: Das vorbereitete Dekret wurde vorab von der Zeitung „Canarias7“ eingesehen, und wurde bisher dann doch noch nicht eingereicht, weil, aus oben genannten Gründen, der Gegenwind gar heftig ausfiel. Im Laufe des Tages kam dann von Herrn Torres wieder die Idee auf, dass man ja Testzentren in der Nähe des Flughafens aufmachen könnte. Wer wird wann wie getestet, oder aber auch nicht bleibt aber erstmal offen. Sollten die aber an der Hoteltestung festhalten, dann wird da sicherlich gegen geklagt, Stichwort Beherbergungsverbot. Übrigens sollen Ferienhäuser davon ausgenommen werden, wenn es weniger als 10 Einheiten oder 10 Betten gibt, kann man sich eine Ausnahmegenehmigung holen. Allerdings muss jeder Gast sich die spanische Corona-App auf den Kommunikator laden und gleichzeitig schriftlich versichern, dass er a) keine Symptome hat und b) nicht bewusst Kontakt mit einem Covid-19 positiven in den letzten 2 Wochen hatte. Also im Prinzip das gleiche, wie er im Internet bei der Einreise eh schon machen muss. Für den gemeinen La Palma Urlauber wäre das ja eine ganz gangbare Lösung.
Nachtrag: Kaum lade ich den Text hoch, da meldet man plötzlich wieder eine revolutionär neue Idee: Mittels Pressekonferenz hat gerade der Sprecher der Kanarischen Regierung, Julio Perez, verkündet, das es „sehr wahrscheinlich“ Tests an den Flughäfen und Häfen geben werde. Also nichts mit den Hotels sondern eine ganz neu Idee….
Und dann zur allgemeinen Panikverbreitung in Sachen des „drohenden“ Spanischen Lockdowns: Pedro Sanchez hat heute zum Volk gesprochen, um uns mal wieder den Ernst der Lage zu verklickern. Allerdings macht der das recht verständnisvoll und auch eher warmherzig, da er sich große Mühe gibt auf angstmachende Geschichten zu verzichten. Der Alarmzustand und ein damit verbundener lokaler Lockdown, der aber nicht mehr so heftig ausfallen soll, wie das was wir hier im Frühjahr erlebt haben ist möglich, aber immer nur lokal, und mit Zustimmung, bzw. auf Ersuchen der betroffenen Region. Bei extremem Alarmzustand ist so etwas möglich. Da hier aber nicht nur nach puren Fallzahlen, sondern auch nach anderen Faktoren, wie freie Betten geschaut wird, ist das hier etwas komplizierter und differenzierter als in Berchtesgaden. Die Regel lautet 2+1. Wenn eine Region also 2 Kriterien der Übertragungsindikatoren sowie eine in der Krankenhauskapazität, hierbei wird in Betten und Intensivbetten unterschieden, in einer bestimmten Farbe aufweist, dann steigt die Alarmbewertung auf die entsprechende Farbe. Dunkelrot bedeutet extrem, hier könnte es dann zu einem Teillockdown kommen, wobei auch dann nicht die gesamte Region dichtgemacht werden soll, sondern in den entsprechenden Hotspots.
Der Sanchez meint aber auch, dass die Verantwortung bei uns liegt. Es geht darum, die Kurve wieder nach unten zu bekommen. Hierzu wurde das ehrgeizige Ziel von einem 14-Tages IA-Wert von 25 aufgerufen. Auf der Seite des Gesundheitsministeriums werden da aktuell 361 genannt. Um da hin zu kommen müssen wir uns also gewaltig anstrengen. Der spanische Oberboss hat aber auch gesagt, dass die Situation zwar Sorgen macht, aber eben nicht mit der aus dem März vergleichbar wäre. Die Covid-19 Berater der Regierung gehen davon aus, dass im Frühjahr höchstens 10% der Fälle entdeckt wurden. Momentan meint man mindestens 50% zu erwischen. Zwar habe Spanien diese Woche offiziell die Million geknackt, anzunehmen sei aber, auch durch flächendeckende Antikörpertests, das ca. 3 Millionen Einwohner Spaniens die Infektion bereits durchgemacht haben.