Deutungshoheit und Wasser

Die paar Urlauber die gerade auf der Insel haben können das Regenwetter der letzten Tage sicher gut verschmerzen. Bei den meisten der momentanen Gäste handelt es sich ja auch um touristische Wiederholungstäter, also um Liebhaber der kleinen grünen Insel, und die wissen genau, wie nötig wir das Wasser hier haben. Streckenweise kam richtig was vom Himmel vor allem in Breñas und Garafia. Hier im Tal war es nicht ganz soviel, aber dennoch genug, dass heute viele zufrieden dreinblicken. Mittlerweile scheint in El Paso auch wieder die Sonne. Aemet der Spanische Wetterdienst hat aber für morgen angekündigt, dass nochmals etwas Regen möglich sein kann. Sogar das fast leere Becken in La Laguna läuft wieder etwas voll. Für die Insel ist das eine prima Geschichte, zudem wir gerade unseren Geburtstag als Biosphärenreservat feiern und der Regen eben nicht nur der Landwirtschaft nutzt sondern auch der Natur.

Das andere Thema, das uns hier weiterhin beschäftigt, ist das der Tests, die ab dem 14.11. für Urlauber verpflichtend sein werden, wenn diese in eine touristische Unterkunft einziehen möchten. Im Prinzip dachte man, dass ja alles klar sei, das Dekret ist raus, die Vermieter haben schon E-Mailvorlagen für Ihre Gäste bekommen und so wie das darin zu lesen war, werden auch Antigenschnelltests akzeptiert, weil es in dieser an die Gäste gerichtete Mail nämlich heißt, dass die Testmethode im Herkunftsland oder in der EU anerkannt sein muss. Am Montag hat aber das Gesundheitsministerium der Kanaren ein Dekret erlassen, worin festgelegt wird, in welchen Fällen diese Antigenschnelltests angewendet werden sollen. Ich habe mir dabei nichts gedacht, aber andere offensichtlich schon. So hat eine deutschsprachige Internetzeitung einer großen Nachbarinsel gestern berichtet, dass für Touristen nun nur noch PCR-Tests zugelassen seien. Ich habe das nicht so verstanden, höchstens so, dass man dann eben hier auf der Insel, sollte man ohne Test anreisen, dann keinen Antigentest machen kann, da es in der neuen Verordnung um die Anwendung der Antigentests auf den Kanaren geht. Aber offensichtlich hat das Gobierno Canarias kapiert, dass die Regelung, dass die Art des Testes nicht explizit genannt wurde, dann doch für Verwirrung sorgen kann und sogleich gestern verkündet, dass man gerade ein Dekret vorbereite, das Antigenschnelltests ausdrücklich benennt und für zulässig erklärt. Man habe, so teilte man der Presse mit, das ursprünglich so offen formuliert, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch noch eine andere zuverlässige Testart angewendet werden könne, die vielleicht noch gar nicht entwickelt ist.

Von der ursprünglichen Idee, dass man hier einfach alle testet, die hier auf dem Archipel aufschlagen musste man sich ja schweren Herzens verabschieden. Allerdings hat man ja fast 6 Monate in die Welt hinausposaunt, dass man das immer noch machen möchte und immer wieder pressewirksam mitgeteilt, dass man in Madrid und Brüssel angerufen hätte, aber keine zufriedenstellende Antwort bekommen hat. Am Ende kam eben diese Notlösung heraus, obwohl auch hier bekannt ist, dass der Tourismus, vor allem der ausländische, nicht der Pandemietreiber schlechthin ist. Durch das Rumgeeiere hat man aber auch bei den Canarios für die entsprechende Stimmung gesorgt und den Druck auf sich selber erhöht, irgendwas zu liefern, das dem Gesundheitsschutz der einheimischen Bevölkerung zugute kommt, sonst hätte man sich völlig zum Horst gemacht. Wobei es sich bei der Tourismusministerin Castilla ja dann eher um eine „Horstin“ gehandelt hätte.

Der Sommer hat uns aber gezeigt, wie das widerliche Virus, das ja eigentlich nie weg war, in großer Zahl zurückkam. Es waren gar nicht so sehr die Touristen, sondern die verlorenen Söhne und Töchter der Inseln, die auf Heimatbesuch, mit ordentlich vielen sozialen Kontakten, die Ausbreitung beschleunigt haben. Die sind jetzt alle wieder weg, studieren oder arbeiten auf dem Festland. Aber Weihnachten rückt näher und dann kommen die wieder. Jetzt möchte man auf den Kanaren diesen Leuten ein Testsystem anbieten. Das kann, aus mittlerweile bekannten Gründen nur freiwillig sein, aber die Idee ist schon ganz gut, wenn man nämlich die Zahlen aus dem Rest Spaniens anschaut, aber auch aus dem restlichen Europa, dann kann man zu dem Schluss kommen, dass wir hier, und das vor allem auf La Palma, in einem antiviralen Paradies leben. Und den Zustand möchte man gerne noch etwas behalten.