Ausfälle und Ausflug

Bereits vor den Ferien hat die Inselregierung alle sportlichen Aktivitäten eingestampft. Eigentlich sind diese Aktivitäten für die Kinder eine prima Sache. Vom Cabildo bezahlt und organisiert, gibt es an den Nachmittagen verschiedene Sport und Bewegungsangebote von Tischtennis, Leichtathletik, Skaten bis Judo und eben alles mögliche. Bis 24. Januar ist das aber erst einmal alles gecancelt. Generell gibt es keine organisierten sportlichen Betätigungen mehr bis zu diesem Tag, also auch die Sportvereine haben den Betrieb mehr oder minder eingestellt. Hintergrund dafür ist die neue Alarmstufenregelung. Bisher hatten wir eine Ampel, die aber, mangels Farbschema, eben keine 4 Stufen zulässt. La Palma befindet sich in Stufe 1. Damit bekommen wir sogar eine nächtliche Ausgangssperre. Allerdings beginnt die erst um 0 Uhr und geht bis 6 Uhr morgens. Die in Stufe 2, z.b. auf Gran Canaria, müssen schon um 23 Uhr zuhause sein. Teneriffa in Stufe 3, sogar bereits um 22 Uhr. Da dürfen auch nicht mehr als 4 Personen an einem Tisch im Restaurant sitzen und müssen im Außenbereich bleiben. Hier sind es immerhin 6 und wir dürfen sogar rein.

Wenn also der eigene Nachwuchs nicht mehr programmatisch bespaßt werden kann, muss man eben selber aktiv werden. Und weil die Wetterlage es zugelassen hat, haben wir die Kinder heute, mit belegten Broten ausgestattet, von der Schule abgeholt und sind nach Puntagorda gefahren. Da die LP-4 über den Roque aber gesperrt ist, mussten wir in Puntagorda rechts ab, bzw. auf, um Höhe zu gewinnen. Für uns, also die Erzeuger, war das Ziel so naja, wir sind ja noch mit Schnee aufgewachsen, aber meine Tochter hat noch nie in Ihrem Leben Schnee in echt gesehen und schon gar nicht gespürt. Das nette an der Geschichte ist, dass es für die Palmeros ein ebensolches Highlight war. Wir haben, bei den ersten weißen Flecken, kurz vor dem eigentlichen Ziel mal angehalten, weil zum einen die Kinder ungeduldig wurden und auch der Motor des Motorwagens eine kleine Abkühlpause gebraucht hat. In der Zwischenzeit fuhren dann mehrere Autos an uns vorbei, und die darin sitzenden, pudelbemützten und daunenbejackten, Palmeros haben allesamt ein kindliches Strahlen im Gesicht gehabt, in Erwartung der weißen Pracht.

Oben, am Ende der Piste angekommen, rasten die zwei Kurzen dann das letzte Stück auf die Kuppe nach oben. Aus pädagogischen Gründen habe ich meinem Sohn erstmal einen Schnellball in den Nacken gepfeffert, dass Gekichere wich sehr schnell einem entsetzten Aufschrei, nach dem das eisige Nass unter dem Pulli den Rücken runter lief. Meine kurzfristig widergewonnene Autorität als familiäres Alphatier hielt aber nicht lange. Einmal nicht hingeschaut und mir widerfuhr das gleiche Schicksal. Schneeballschlacht, als großes Ziel des Erstgeborenen, war dann aber wenigstens abgehackt. Das Ziel eines Schneemannes, den meine Tochter bauen wollte, wurde zugunsten eines Nagetiers dann abgeändert. Weil man nie genau weiß, wann man so etwas aber wiederhaben kann, kamen die Kinder, als wir uns dann auf den Rückweg gemacht haben, auf die Idee, dass man die Plastiktüte, in der sich der Proviant befunden hatte, mit Andenken, also mit Schnee befüllen könnte. Auf den ersten Blick ist das natürlich komplett albern, aber allein die Idee zeigt schon, dass das etwas Besonderes war. Mittlerweile sind wir schon ein paar Stunden wieder zuhause. Die Stunde im Schnee ist immer noch großes Thema und man nimmt sich bereits vor morgen in der Schule ausgiebig von diesem Ausflug zu berichten. Draußen bei uns im Garten liegt derweil eine Plastiktüte, unter der sich eine gewaltige Lache gebildet hat. Allerdings haben die Kinder gerade triumphierend festgestellt, dass da durchaus noch Schnee, mittlerweile eher einem vereisten Gefrierschrank gleichend, drinnen ist. Den Vorschlag, das Souvenir in der Gefriere, als langanhaltendes Andenken zu konservieren, haben wir dann aber doch abgelehnt.

Palmerischer Schneehase