Zwangsrücktritte

Die PSOE, also die Sozialisten hier in Spanien bzw. auf den Kanaren haben sich der Geschichte unseres kleinen Impfskandals angenommen. Und das zieht jetzt was nach sich: Die drei Damen Susana Machin (Consejera de Sanidad im Cabildo) sowie die in den Rathäusern von Puntagorda und Puntallana sitzenden Mercedes Candelario und Eugenia Rodriguez haben jetzt von der Parteiführung der Kanaren 5 Tage Zeit bekommen um von ihren Posten zurück zu treten. Ansonsten werden sie aus der Partei geworfen. Wobei der Eugenia das erstmal herzlich egal sein kann, weil die zwar für die PSOE im Gemeinderat sitzt aber da gar nicht Mitglied ist.

Angel Torres der kanarische Ministerpräsident begründet das damit, dass die PSOE auf nationaler Ebene beschlossen habe, dass alle die sich nicht an die einheitliche Abfolge der Impfungen halten in der PSOE keine Posten haben dürfen. Allerdings ist die Sache recht kompliziert. Innerhalb der Kanaren gab es wohl 6 irreguläre Impfungen (3 x PSOE, 2 x CC und einmal der Bischof von Teneriffa) und im Prinzip wäre ja das kanarische Gesundheitsministerium dafür verantwortlich, wenn da was schief läuft. Der Minister Blas Trujillo ist aber der Ansicht, dass er ja nicht alle Listen kontrollieren könne und darauf vertraut hat, dass die unterstellten Ebenen sich an die vorgeschriebene Reihenfolge für die Impfungen halten würden. Darauf bezieht sich aber nun auch Susana Machin, die hat Ihr Büro ja schließlich in der Seniorenresidenz „Hospital los Dolores“ hat und dem selben Hygieneprotokoll wie alle Mitarbeiter dort unterliegt. Deswegen hat sie der zuständige Arzt, der die Impfungen dort durchgeführt hat, eben mit auf die Liste gesetzt, weil Frau Machin eben im Haus arbeitet und damit gleich behandelt wurde wie alle anderen Mitarbeiter auch. Die Haarspalterei beginnt jetzt damit, dass sie eben keine Mitarbeiterin des Seniorenzentrums ist aber dort arbeitet. Nach Ansicht der Parteiführung hätte Frau Machin sich aber wohl selber wieder von der Impfliste streichen sollen. Es scheint so, als wollte man jeden Anflug eines „Geschmäckles“ vermeiden, auch wenn das so mit der Impfung unter gesundheitspolitischen Gesichtspunkten vielleicht sogar richtig war, wie das ablief. Torres hat auch nochmal mitgeteilt dass die Kanaren mit nur 6 „irregulären“ Impfungen in Spanien ganz gut dastehen würden, andernorts gäbe es da wesentlich mehr.

Susan Machin in der Residenz „Hospital de Dolores“ (Foto: ElTime.es)

Susana Machin denkt aber erst einmal nicht an ihren Rücktritt. Sie widerspricht dem offiziellen Bericht des kanarischen Gesundheitsministeriums und hält ihre Impfung nicht für irregulär. Über die moralische Geschichte ist man längst weg, es geht einfach nur darum, ob es „legal“ war, dass sie geimpft wurde oder eben nicht. Da müsste man aber einen Juristen fragen. Das Protokoll sieht vor, dass alle Mitarbeiter des Hauses geimpft. Ganz offiziell sind nämlich nicht nur die Pflegekräfte sondern alle alle Mitarbeiter der Seniorenresidenz in der ersten Impfgruppe, also auch Reinigungs- und Küchenpersonal, weil man verhindern möchte, dass das Virus in die Heime getragen wird. Die Belegschaft des „Hospital de Dolores“ hat sich jetzt auch mit Susana Machin solidarisch erklärt. Fast 150 Personen, von der Einrichtungsleitung, über das Pflegepersonal bis hin zu Büroangestellte haben ein Unterstützungspapier unterschrieben, in dem Susan Machin als Kollegin und Mitarbeiterin des Hauses bezeichnet wird. Machin sei, so wörtlich „seit Beginn der Pandemie vollständig in den täglichen Betrieb der Einrichtung integriert und somit eine weitere Kollegin“.

Unterschriftenliste zur Unterstützung von Frau Machin

Man fürchtet hier auf der Insel aber Folgen für die Koalition aus PP und PSOE. Da bei der Wahl eben die Partei mit Ihrer Liste gewählt wurde, und nicht die Person. Damit müsste Frau Susana Machin, nach Verlust ihrer Parteizugehörigkeit eben auch aus dem Inselparlament ausscheiden. Darüber soll aber erst gesprochen werden, wenn es dann soweit ist.