Kleines Feuer und ungebildete Kinder

Nicht nur die Thunfischsaison, auch die Waldbrandsaison ging wieder los. Wobei das natürlich Blödsinn ist, es hat zwar gebrannt, aber die Saison ist hier im Sommer und im Herbst. Heute morgen wurde aber der erste kleine Brand oberhalb von Puntagorda gemeldet. Man hat die Geschichte aber flugs in den Griff bekommen, zum einen weil man direkt und zügig vor Ort war, auch mittels Helikopter zum anderen aber auch, weil die Luftfeuchtigkeit gerade entsprechend hoch ist. Der Regen der letzten Zeit hat auch dafür gesorgt, dass das brennbare Material nicht komplett trocken war wie im Sommer, und auch die Temperaturen sind ja gerade eher moderat. Richtige Waldbrandgefahr besteht also nicht wirklich und deswegen wird eben auch nur von einem Feuer und nicht von einem Waldbrand gesprochen. 2000 bis 3000 qm sind betroffen, wobei da nichts wirklich komplett zerstört wurde.

Kleines Feuer in Puntagorda (Foto: eltime.es)

Das Feuer, dass wir letztes Jahr in Garafia hatten, hat ja nicht nur offizielle Wohnhäuser getroffen sondern auch so manche halblegale oder auch komplett illegale Behausung zerstört oder auch nur zu Tage gefordert. Ich möchte da jetzt keine Beurteilung vornehmen, in dem Zusammenhang gab es schon genug böses Blut, als es darum ging, welche Unterkünfte jetzt legal waren und welche nicht. Da haben Behörden und Bewohner wahrscheinlich jeweils ganz andere Ansichten. Der Nordwesten der Insel, also Tijarafe, Puntagorda und vor allem Garafia, hat sich in den letzten Jahren eines vermehrten Zuzugs von Menschen mit alternativen Lebensentwürfen hervorgetan. Die Gemeinden und auch die Bewohner waren da stehts recht tolerant. Nicht nur Höhlen und Wohnwagen leben die Leute, sondern einige haben auch verlassene Häuser bezogen und wieder hergerichtet. Diese Hausbesetzergeschichte ist in Spanien nur so semiillegal. Das erste Betreten bleibt erstmal ein Hausfriedensbruch. Wenn das aber nicht bewohnt ist, dann hat man ganz gute Karten dort auch bleiben zu dürfen.

Bisher war es im großen und ganzen so, dass die Gemeindeverwaltungen gar nicht so genau hingeschaut haben, was die Zugezogenen dort so machen. Allerdings, und das war vor einigen Jahren schon einmal Thema, gibt es unter den Aussteigern wohl auch etliche Familien mit Kindern. Die Sozialarbeiter der Gemeinden waren deswegen damals schon vor Ort und haben versucht, dass diese Kinder, wie alle anderen auch, in die Schule gehen. In Spanien gibt es nämlich eine Schulpflicht ab 6 Jahren. Wieviel das gute Zureden jetzt wirklich gebracht hat, ist nicht bekannt. Die Nordgemeinden sprechen aber von 23 Kindern zwischen 6 und 13 Jahren, die kaum oder zu einem gehörigen Teil auch gar nicht zur Schule gehen. Der Löwenanteil davon liegt in Garafia mit 15. Nur zum Vergleich, die gesamte Insel Teneriffa mit fast einer Million Einwohnern kommt im ganzen auf nur drei solche Kinder. Die Gemeinden im Nordwesten haben gerade mal 7.000 Einwohner zusammen. Da kann man eine gewisse Differenz erkennen. Zudem die Behörden ja nur von den registrierten Kids sprechen und man geht davon aus, dass es noch einige mehr gibt. Das Problem ist nun schon länger bekannt, allerdings gab es bisher weder von Seiten des Bildungswesens noch des Jugendschutzes eine entsprechende Reaktion. Die Eltern sind hier verpflichtet ihren Nachwuchs in eine öffentliche oder anerkannte private Schule zu schicken und machen sich im Prinzip strafbar. Wer aber offiziell gar nicht da ist und auch nicht gemeldet ist, rutscht da eben etwas durch. Die Kritik geht aber auch dahin, dass es Kinder geben soll, so berichtet zumindest „eltime.es“ unter Verweis auf lokale Quellen, die noch nie einen Arzt gesehen haben. Auch die normalen Vorsorgeuntersuchungen sind hier verpflichtend. Das hat nicht unbedingt etwas mit Bevormundung bei alternativen Lebensentwürfen zu tun, sondern soll der Prävention von Verwahrlosung dienen. Das ganze ist aber auch ein Thema, dass zu großen Konflikten führen kann. Auch manche Impfung ist hier nämlich für den Nachwuchs Pflicht. Und beim Thema präventives Nadelsetzen sind die Empfindlichkeiten bekanntermaßen hoch. Ich möchte da jedenfalls nicht in der Verwaltung sitzen und mich dann mit schul- und schulmedizinkritischen Aussteigern auseinander setzen müssen.