Vielleicht wollen wir Ostern gar nicht zu machen…

Wir sind ja lernfähig hier in Spanien und kennen uns und unsere eigenen Unzulänglichkeiten am besten. Und deswegen ist nun die Überlegung, dass die einzelnen Regionen in der Semana Santa, also der Osterwoche, sich „perimetral“ abschotten. Also die eigenen Leute dürfen raus, aber andere nicht rein. So hat es zumindest das Gesundheitsministerium mit den einzelnen Regionen vereinbart. Es wurde eine gemeinsame Beschlussvorlage erarbeitet, die nächste Woche ratifiziert werden soll. Die Region Madrid möchte da aber nicht mitmachen, haben die jedenfalls schon gesagt. Die Kanaren halten diesen Schritt derzeit auch nicht für nötig. Wobei die Betonung auf dem Wörtchen „derzeit“ liegt, man hat also noch nicht endgültig „nein“ gesagt.

Das aktuelle Infektionsgeschehen würde so einen Schritt, so meint die Regionalregierung, gar nicht erfordern, bei einer Inzidenz von 52,2, welche heute für das Archipel gemeldet wurde. Wobei man sagen muss, dass wir unsere covidiale Jungfräulichkeit auf La Palma nach und nach aufgeben. Mit knapp über 30 liegen wir natürlich immer noch besser als der Durchschnitt, aber wir haben uns jetzt sogar von den Balearen überholen lassen und das wurmt doch ganz gewaltig. Schließlich haben die dort in der Vergangenheit nicht gerade mit niedrigem Infektionsgeschehen geglänzt. Irgendwie hat man sich aber mittlerweile daran gewöhnt, dass es ab und an einen kleineren Ausbruch gibt auf der Insel, zuletzt in Tazacorte unter Bananenarbeitern. Auch hier hat sich mittlerweile eine Müdigkeit eingeschlichen und die Leute werden unvorsichtiger. Man hofft hierbei sehr auf die Impfung, und immerhin 10% der Palmeros haben wohl schon die erste Injektion bekommen. Heute hat man mit den Lehrern begonnen und die ganze Sache läuft recht flott, so dass wir zumindest hierbei unsere Spitzenposition verteidigen. Erwähnenswert ist hierbei auch die große Impfbereitschaft, bisher haben auf den Kanaren nur etwa 2% die Impfung abgelehnt.

Zurück zu den Schließungsplänen: Die soll es nicht so wirklich geben, und wenn doch, dann sind Touristen davon ausgenommen. Und natürlich auch Familienbesuche. Das würden sich die Leute hier wohl auch nicht bieten lassen, wobei genau hier eben die größte Gefahr lauert. Der Abstand wird, wenn Töchterchen oder Sohnemann hier aufschlagen, nämlich nicht wirklich gewahrt. Tanten und Onkels sind dann auch zugegen, sowie alle Cousins und Cousinen, die Nachbarn und wer da sonst so kommt. Der Ausweg kann also diesmal wirklich nur intensives Testen vor der Ankunft auf dem Archipel sein, sonst haut das die Zahlen wieder oben raus. Man denkt sich dann aber schon mal einige andere Sachen aus. Als sicher gilt, dass es zu einer nächtlichen Ausgangssperre zwischen 22h und 6h kommen wird. Auch Treffen sollen auf 4 Personen reduziert werden. Man sieht sehr wohl die Pandemiemüdigkeit und versucht die zusätzlichen Einschränkungen, die im ganzen Land gelten sollen, unter dem Motto: „Wir retten keine Wochen, wir retten Leben“ an den Mann zu bringen. Insgesamt ist hier schon ein wenig die Stimmung, dass wir Ostern noch überstehen müssen und glauben, dass wir die Sache, zum Sommer hin, hier im Griff haben werden. Spanien hat die dritte Welle ja schon durch, und die Zahlen gehen weiter runter. Seit heute stehen wir hier, nach langer Zeit, sogar besser da als Deutschland. Das Gesundheitsministerium hat für heute eine 7-Tages-Inzedenz von 63,8 gemeldet. Dagegen spricht der Herr R. Koch von einem Wert von 65 für Deutschland.

Veröffentlicht in Allgemein