Etwas andere Sehenswürdigkeit

Wir haben hier eine Attraktion auf der Insel, die den meisten gar nicht so bewusst ist. Wenn man hier mit den Leuten spricht, dann wissen die das oft gar nicht. Aber dieses Bauwerk zieht doch tatsächlich Leute aus der ganzen Welt an und wenn man da ein wenig googelt, dann stößt man im Internet auf Berichte und Bilder, von Leuten, die schon mal dort waren oder eben unbedingt mal kommen möchten. Das geht sogar bis nach Brasilien. Allerdings nutzt uns das touristisch gesehen gar nicht so viel, da die eigentliche Aufenthaltsdauer hier nur 90 min. dauert. Die Rede ist von einem Fußballstadion, namentlich vom Estadio Silvestre Carrillo im in Santa Cruz, der Heimstädte des CD Mensajero. Die meisten Besucher der Insel haben das schon mal gesehen, wenn man nämlich durch die Tunnel oberhalb der Stadt fährt, dann kann man da runter schauen. Von da oben sieht das schon recht spektakulär aus, so direkt an den Felsen gebaut am Rande des Barrancos. Die wirkliche Pracht entwickelt das Ding aber erst, wenn man von der anderen Seite draufschaut. Das Stadion befindet sich nämlich auf einem Dach, eines mittlerweile leerstehenden Bürogebäudes, das da, gewissermaßen um die Steigung auszugleichen, schräg drunter gebaut ist. Das Dach sollte ja, aufgrund der Nutzung als Fußballplatz, einigermaßen eben sein.

Blick von oben nach unten…
…und andersrum

Wegen der Felswand, können nur auf drei Seiten Zuschauer sein, wobei die Haupttribünen jeweils am Kopfende liegen. Die Loge ist gewissermaßen unter der Eingangstribüne. Da befindet sich die Cantina, wo es Bier für einen Euro gibt. Von den Sitzplätzen kann man durch große Fenster auf Spielfeldhöhe dann die Partie verfolgen. Die allerbesten Zuschauerplätze befinden sich auf auf oder in den Felswänden um den Barranco. Die kosten nichts und der Blick ist fantastisch.

„ElTime“ hat vor einigen Jahren schon einmal darüber berichtet, dass das Silvestre Carrillo in einigen Listen der kuriosesten Stadien der Welt auftaucht. Das Groundhopping, das es vor allem in Nordeuropa gibt, ist aber in Spanien nicht populär, deswegen ist das hier also nicht wirklich Thema und so sind die Palmeros darüber erstaunt, wenn man ihnen erzählt, dass sich im Internet Spielberichte von Fußballverrückten aus der ganzen Welt finden, die eine Begegnung von Mensajero besucht haben. Groundhopper sind Menschen, die eine Liste von Ländern und Stadien führen, die einmal zwecks Spiel besucht werden müssen. Deswegen machen solche Menschen nicht in der Ferienzeit Urlaub, weil da meist spielfrei ist. Da wird dann gerne mal mit dem Rucksack durch einen ganzen Kontinent gereist, um möglichst viele Partien ab zu arbeiten. Erholsam ist so etwas sicher nicht, aber ein schönes schrulliges Hobby. Vor allem weil das je nicht irgendwelche proletenhaften Schreihälse sind, sondern Menschen die kulturinteressiert sind, nur dass es eben um Fußball- bzw. Fankultur geht. So kann ein Spiel der dritten oder vierten Liga in Algerien zu einem Highlight werden, da man dabei eben auf die normale Bevölkerung treffen kann und sich nicht in touristischen Gefilden bewegt.

Blick von ganz oben (Foto: El Time)

Jetzt ist natürlich nicht zu erwarten, dass die Groundhopper, nachdem sie eine Begegnung von Mensajero besucht haben, regelmäßig wieder nach La Palma kommen, schließlich ist ja dann ein Häckchen dran gemacht worden, und, wie schon erwähnt, sind die Urlaube meist anderweitig verplant. Für den ein oder anderen „normalen“ Urlauber der nach La Palma kommt, und sich für Fußball interessiert, könnte das aber ein zusätzliches Highlight sein, und auch dafür sorgen, dass man wieder kommt. Auch die Anhängerschaft von Mensajero ist mit Abstand die leidenschaftlichste und freundlichste der Insel und man kann mit denen, auch wenn man für die anderen ist, in meinem Fall Atletico Paso, sehr gut auskommen.

Dieser Glatzkopf war auch schon mal da um ein Spiel zu schauen, allerdings beruflich bedingt. (Foto El Time)