Die eine Plage bekämpft die andere

Die mexikanische Laus ist schuld. Die macht hier die ganzen „tuneras“, also die Kaktusfeigen kaputt. Dabei handelt es sich um Dactylopius opuntia wie der Lateiner sagt und eben nicht um die „normale“ Cochinillaus die auch hier geerntet wird. Getrocknet und zerrieben gewinnt man damit einen natürlichen, allerdings nicht veganen, blutroten Farbton. Die Fähigkeit von Dactylopius opuntia ist aber nicht färben sondern den Feigenkaktus entsprechend platt zu machen. Der Biologe Rafael Garcia Becerra hat den kleinen Unhold zum ersten mal im Jahre 2010 in Fuencaliente entdeckt. Seitdem bewegt sich das Tier mit 2km pro Jahr über die Insel und in 2017 kam man dann darauf, dass man die Laus wohl nicht mehr loswerden wird. Begünstigt wird die Ausbreitung der Laus auch durch unsere Topographie, in den Barrancos ist nämlich schlecht reinkommen und damit der Laus entsprechend schlecht bei zu kommen. Eine effektive Bekämpfung funktioniert also nicht. Die einzige Möglichkeit ist es nämlich die Kaktusfeige zu reinigen. das ist aber gar nicht so einfach, weil die Läuse sehr klebrig und die Kakteen eben recht stachelig sind. In einigen Gemeinden, so z. B. in El Paso ist die Kaktusfeige nahezu verschwunden. Übrig bleiben braune runzelige Reste, die nur wenig an Kakteen erinnern. Im Hintergrund lauert dann schon das Rabo de Gato und freut sich über neue Freifläche.

Für viele ist das vielleicht gar nicht so schlimm. Die Kaktusfeige ist nämlich gar nicht von hier, sondern selber eine invasive Art. Und wer schon mal versucht hat so ein großgewachsenes Exemplar aus dem Boden zu bekommen, dem kommt die Laus jetzt gerade recht. Die Kakteen sind nämlich äußerst zäh, und wenn man nicht alles aus dem Boden bekommt, dann wachsen die munter von neuem los. Das abgehackte sollte auch auf keinen Fall liegen gelassen werden, daraus bilden sich dann ganz gerne neue Exemplare und man hat dann eher noch zu einer weiteren Ausbreitung beigetragen. Die gängige Praxis hier ist das Abfackeln und es gibt Gerüchte, dass das Feuer im Norden aus dem letzten Jahr, auf genau so etwas zurück zu führen sei. Wobei hier natürlich viel erzählt wird. Aber bis in die lokalen Medien hat es diese Information zumindest geschafft, man hat dann aber nichts mehr davon gehört. jetzt wurde und wird natürlich die Kaktusfeige aber auch gegessen. Die sind sogar ganz lecker, aber die Prognose sagt, dass es damit bald vorbei sein wird. Da aber nicht nur die Kaktusfeige seit palmerischem Menschengedenken konsumiert wurde sondern auch das Grünzeug des Stachelgewächses als Viehfutter genutzt wird, bedauern die kulturellen Traditionalisten die Anwesenheit der Laus entsprechend.

Viel ist da nicht mehr übrig vom Feigenkaktus. Im Hintergrund lauert schon gierig das Lampenputzergras (Rabo de Gato)

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