Punkt 8 Uhr habe ich heute das Haus verlassen. Impftermin, wichtig! Termin erst um 8:15 Uhr aber in deutscher Gründlichkeit lieber etwas früher da sein. Zu Fuss sind es dennoch nur 5 Minuten. Dort an der Sporthalle neben dem Stadion waren schon etliche entschlossene Personen anwesend. Nach kurzem Überblick wird klar, dass ich zwecks Primärinjektion die rechte Tür nehmen muss, auf der linken Seite war der Einlass, für die, die bereits einen Impfvorsprung inne hatten. Insgesamt lungerten da um kurz nach 8 Uhr etwa 60 Personen rum, Tendenz ganz klar steigend. Rechts war sogar so eine Art Schlange zu erkennen, also habe ich mich da mal lose eingereiht. Mittlerweile ist es 20 nach 8 und es hat sich noch nichts getan. Beide Türen sind fest verschlossen und die ersten Eingereihten zücken ihr Mobiltelefon und rufen beim Chef oder der PartnerIn an, dass das wohl noch dauern würde. Wärendessen ist bei der Anzahl der wartenden eine Art exponetielles Wachstum zu beobachten. Der Parkplatz wird unangenehm voll, und mir als passionierter Spätaufsteher wird das Rumstehen auch entsprechend unangenehm. Ablenkung bieten zwei hoch motivierte Bauarbeiter, die mit Ihrem mobilen Kran unter lautem Warngefiebse die Reihen der Wartenden kreuzen. Dann geht die Fahrt nach oben und die Flex wird ausgepackt und mit der Arbeit am Dach begonnen. Mehr Leute haben mittlerweile das Handy gezückt und schreiben Nachrichten. Direkt vor mir wird der erste langsam ungehalten. 8:30 Uhr es passiert etwas: Eine weiss bekleidete Frau, eindeutig zum Personal gehörend, läuft die Reihe entlang. In der linken Hand eine Kühlbox, mit dem erwarteten Stöffchen, in der rechten Hand eine Art Trolly, auf die eine Musikbox montiert ist. Langsam keimt Hoffnung auf, dass es alsbald losgehen wird. Kurz mal durchgezählt, bei 130 den Überblick verloren und resigniert. Ist ja auch egal, geht ja bald los!!! Die weissbekleidete Frau tritt derweilen heftig mit den Füßen gegen die rechte, also meine Tür. Da sie ja keine Hand frei hatt, geht das nicht anders. Der Lerneffekt ist, dass wenn man krätfig gegen die Tür tritt einem auch aufgetan wird. Allerdings schließt sich die Lucke hinter ihr direkt wieder. Vielleicht muss man wie einst Gerhard Schröder am Zaun des Kanzleramts mit den Worten „ich will da rein!“ an der Tür rütteln. Der Mann vor mir hatte seinen Termin bereits um 8 Uhr und ist jetzt gewaltig am maulen. Um 8:50 Uhr geht die linke Tür auf. Es bildet sich direkt eine Menschentraube mit geringem bis gar keinem Abstand und die zur Zweitimpfung anwesenden machen sich auf den Weg. Rechte Seite geht nichts, aber wird schon werden. Mag nicht mehr rumstehen und durch den Einlass auf der linken Seite und die dadurch entstandene Dynamik ging die Struktur der Warteschlangen auf beiden Seiten eh verloren. Also setzte ich mich in der Nähe meiner Tür auf den Bordstein. Mittlerweile ist es 9 Uhr, plötzlich geht die Tür auf und direkt vor mir steht eine Frau mit Liste. Menschentraube, aber durch meine strategisch günstige Wartepossition bin ich vorne mit dabei. Das mit den Terminen scheint hinfällig zu sein. Die Liste der Dame ist alphabetisch. Ich werde gefragt wie ich heiße, werde auf der Liste entdeckt und erlange Einlass in die heiligen Hallen. Ich bin die Nummer 7 die rein darf und werde in der ersten Reihe platziert. Sitzen und Warten. Hinter einem werden die anderen Reihen aufgefüllt, streckenweise sind wohl auch Leute da, die gar keinen Termin hatten. Die werden wieder weggeschickt. Direkt vor mir steht die Box auf dem Trolly aus der säuselige, beruhigende Musik ertönt. Bringt aber nicht all zu viel, die Flex der motivierten Bauarbeiter ist entsprechend lauter. Kurz werde ich nach Allergien oder Antibiotikaeinnahme gefragt, dann wird mir versichert, dass es gleich los geht. Wärend sich die Reihen noch füllen bekommen links von mir die ersten ihre Spritze. Der neben mir fragt, was wir da bekommen und es handelt sich um Pfitzer. Dann bin ich dran. Kurze Info, dass ich bei etwaigem Fieber oder Kopfschmerzen im 8-Stunden-Takt Paracetamol nehmen könne, und die Anweisung in drei Wochen zur „selben Uhrzeit“ ???, zwecks zweiter Impfung zu erscheinen, Plaster drauf und das war es. Nochmals 10 Minuten warten, ob einer umkippt, dann darf die erste Reihe raus. Der Mann, der am Anfang vor mir in der Reihe stand und seinen Termin bereits um 8 Uhr hatte, steht jetzt an der Eingangstür und wartet darauf unseren Platz einzunehmen. Es ist 9:20 Uhr und draußen sind jetzt weit mehr als 200 Leute. Parkmöglichkeiten gibt es nicht mehr, aber die ersten 10, also auch ich, wir sind glücklich. Das ganze ist echt mächtig unkompliziert hier mit dem Impfen. Dafür aber eben auch gewaltig unstrukturiert. In drei Wochen das selbe Spiel dann nochmal. Wenn die um 8 angefangen hätten, da sie auch ab da Termine vergeben haben, dann wäre das deutlich angenehmer gewesen. Ich habe mir aber vorgenommen, dass ich zur zweiten Impfung dennoch pünktlich sein werde. Ich setzte mich dann aber direkt auf den Bordstein neben der linken Tür. Bei der nächsten Pandemie gehe ich aber dann ins Centro de Salud wegen der Impfung. Meine Frau war da letzte Woche. 20 Minuten nach dem Termin war sie durch. Nebenwirkungen sind derzeit noch nicht aufgetreten. Gut, der Arm schmerzt ein wenig an der Einstichstelle. Ich merke auch gar nichts von dem Microchip, das Ding muss echt klein sein, die Flopydisk vor 25 Jahren wäre sicher deutlich unangenehmer gewesen. Magnetisch ist der Arm auch nicht. Die Buchstabenmagneten von unserem Kühlschrank fallen einfach runter.
Am Samstag dürfen dann alle über 35 erscheinen, das alles ohne Termin. Das wird sicher spannend. Man möchte dann 60+% erstgeimpft haben. Das Tempo ist also ganz gut.