Man muss den Verkehr auf die Schiene bekommen, so wird ein Schuh draus. Allerdings lässt das palmerische Schienennetz sehr zu wünschen übrig. Im Prinzip geht das also nicht. Züge zur Personenbeförderung können aber auch auf die Straße. Da hat sich das Rathaus von San Andres y Sauces was ausgedacht. Die wollen einen Shuttleservice zu Los Tilos errichten. Alldieweil da jährlich rund 100.000 Personen hin pilgern, und der Parkplatz dann eben entsprechend voll wird. Hohes Verkehrsaufkommen im Naturschutzgebiet ist auch nicht gerade erwünscht und dem Lorbeer stinken auch die Abgase des Verbrennungsmotors. Die Lösung ist also der Zug. Die Gemeinde plant nämlich die Anschaffung einer Bimmelbahn um die Besucher nach Los Tilos zu befördern. Das Züglein, soll sogar elektrisch sein. Und man plant auch noch den Bau eines „Bahnhofes“ dazu, mit massig Solarmodulen oben drauf, so dass das Züglein seinen Strom auch noch emotionsfrei beziehen kann und nicht aus dem Stinkerkraftwerk aus Breña.
So eine Bimmelbahn hat ja irgendwas Komisches an sich. Gerne werden die ja zur Stadtbesichtigung eingesetzt oder die Rollen auf den Touristeninseln an der Promenade lang. In Los Llanos fährt da gerade auch einer. Im gemütlichem Schneckentempo geht das voran, attraktiv für Rentner und Kinder. Hier in El Paso gibt es das immer an Karneval. Ich bin dann auch schon mal eine Runde mit den Kindern mitgefahren. Allerdings habe ich mich da nicht wohl gefühlt. Das Ding ist ja offen, und wenn man da so an den Passanten vorbeifährt, dann sehen die einen. Manch einer winkt dann sogar und mir ist das dann peinlich.
Man weiß auch noch nicht, ob die Zugfahrt dann was kosten soll. Wenn dem so sein sollte, dann könnte Los Tilos an Attraktivität verlieren. Der Plan ist nämlich schon, dass man da dann nicht mehr mit dem Auto hindarf. Anwohner und Landwirte sind da natürlich ausgenommen. Aber es wird eben schon von einer Überlastung der Zone gesprochen. Zumindest eine Begrenzung der Zufahrt ist da also ein Thema. Vielleicht schwebt denen ja ein ähnliches Modell wie bei der Cumbrecita vor, wo man nur mit Voranmeldung hinfahren darf. Sollte man auf die Idee der Komplettschließung kommen, dann muss man in Zukunft eben den Zug nehmen.
Ansonsten wurde auf unserer Insel ein Massaker verübt. So martialisch haben es zumindest die Zeitungen berichtet. Massakriert wurden die Tajinastes Rosados auf der Zufahrt zum Roque de los Muchachos von Santa Cruz kommend. Hierbei handelt es sich um eine geschützte Blume die 2013 dort oben zum ersten Mal am Straßenrand entdeckt wurde. Das imposante Gewächs wird recht hoch und bildet zur Seite hin unzählige rosafarbene Blüten. Die Pflanze ist streng geschützt und war bis vor kurzem massiv vom aussterben bedroht. Offensichtlich ist die Straße aber für die Ausbreitung der Pflanze von Nutzen. Man geht davon aus, dass sich die Samen mit den vorbeifahrenden Autos gut verbreiten. Den gleichen Effekt haben wir auch beim „Rabo de Gato“, allerdings ist das da nicht so erwünscht. In den letzten Wochen sind ganz viele Leute da hoch gefahren um Fotos von den Blumen zu machen, so viele wie dieses Jahr gab es noch nie und es wurde in allen Zeitungen berichtet. Mittlerweile sind die meisten Blumen verblüht, aber die Blume als solche bleibt Thema. Irgendein Frevler hat da nämlich rund 60 verblühte mannshohe Exemplare mit der Machete abgehackt. Natürlich war der Aufschrei groß und seit Tagen wird hier diskutiert, wer das gewesen sein könnte. Es sieht nämlich danach aus, als ob das nicht unbedingt blinde Zerstörungswut war, sondern gewissermaßen ein politisch motivierter Anschlag. Auf die Straße wurde nämlich eine Parole gesprüht. Hierbei wurde die Conseja für Naturschutz des Cabildo Insular, Maria Rodriguez, angegangen. Es eht hierbei um die Arrui, also um die Mähnenschafe, die vor vielen Jahren hier zur Belustigung des Jagdvolkes ausgewildert werden. Die Behörden finden das mit den Tieren aber gar nicht so toll. Die fressen hier nämlich so einiges kahl. So hat es vor langer Zeit in der Caldera eben nicht nur Bäume, sondern eben auch Unterholz gegeben. Die Mähnenschafe und verwilderte Ziegen haben da aber alles weggefressen. Neues kommt auch nicht wirklich nach, da tun dann die Kaninchen ihr übriges, die frisch gekeimtes Grün gleich wegfressen. Der Plan ist es jetzt eben die Arrui auszurotten. „Gesplan“ so heißt die kanarische Firma, die an das Gobierno angeschlossen ist, soll sich darum kümmern. Die sind Fachleute für den Umweltschutz. Bei den Tierschützern ist Gesplan aber nicht so beliebt, so haben die vor kurzem auch noch den Auftrag bekommen verwilderte Katzen und Frettchen zu töten. Die Empörung der Tierschützer ging dahin, dass man das Geld statt zur Tötung zur Sterilisation der Tiere einsetzen sollte. Und da eben auch „Gesplan“ bei der Straßenparole genannt wurde, waren das die ersten Verdächtigen. Die meinten dann aber gleich, dass der Vorwurf dermaßen abstrus sei, schließlich sei man nicht nur Tierfreund sondern auch Umweltfreund. Jetzt gibt es da aber natürlich noch eine andere Interessensgruppe, und da eben auch die Arrui explizit genannt waren, verdächtigte man im Anschluss an die Tierschützer die Jäger. Die wollen nämlich auch die Ausrottung der Mähnenschafe verhindern, weil die das mit dem Töten der Tiere doch dann lieber selber machen. Da die beiden Verdächtigen sich naturgemäß nicht sonderlich gut leiden können, geht das jetzt mit den Beschuldigungen hin und her und man beschuldigt sich gegenseitig. Der verband der Jäger von La Palma hat sich aber auch schon zu Wort gemeldet. Der Vorsitzende lehnt den Anschlag auf unser Naturerbe entschieden ab und verweist auf die hervorragende Zusammenarbeit zwischen dem Jagdverband und der Conseja für Umweltschutz.