Es kommt immer auf den Blickwinkel an

Und weil das so ist kann man heute gewissermaßen freudig von den 12 neuen Fällen berichten, die in den letzten 24h dazu gekommen sind und unsere Inzidenz auf über 90 katapultieren. Für uns, mit unseren offiziell rund 82.000 Inselbewohnern, sind 12 an einem Tag richtig viel. Vor allem wenn man bedenkt, wo wir her inzidenztechnisch herkommen bzw. gewohnt sind zu sein. Die Ausbrüche, also alle 4 beschäftigen und beunruhigen uns hier nämlich noch gewaltig. Bei 83 aktiv positiven stehen wir gerade insgesamt, und das ist so ungefähr das doppelte von dem was davor das absolute Maximum war. Und ja, es ist schlimm, weil die letzten 3 Tage die Sache kontinuierlich gestiegen ist. Man ist auch noch nicht am Ende, da kommt sicher noch mal etwas dazu die nächsten Tage. Dennoch sind die 12 Neuen von heute eigentlich ein Grund zur Beruhigung. Als die Ausbrüche bekannt wurden, von denen ja 3 denselben Ursprung hatten, wurden uns 39 Infektionen an einem Tag attestiert. Das für die Rückverfolgung zuständige Team hat die an nur einem Tag gefunden und isoliert. Dabei standen aber noch über hundert direkte Kontakte aus, die alle auch zum Test mussten. Am Folgetag hat das dann weitere 21 Treffer ergeben, die auch Ihre Kontakte angeben. Ab jetzt wird, quasi nach Kontakten von Kontakten gefahndet. Und am dritten Tag, also heute, waren es dann nochmals 12. Also ergibt die Weiterverfolgung gerade jeden Tag so ungefähr die Hälfte vom Vortag. Exponentielles Schrumpftum könnte man das nennen.

Am Donnerstag, als die ersten Zahlen aufgetaucht sind, waren wir hier alle beunruhigt. Für die lokale Presse kam das auch gelegen. Man kann jetzt jeden Tag von neuen Rekorden berichten, und schafft Leserschaft. Niemand kann jetzt natürlich behaupten, dass die Geschichte ausgestanden ist, bekanntlich ist der Teufel ein Eichhörnchen. Aber, ist sieht doch danach aus, als ob das Mercedes, Kilian und Konsorten mal wieder ganz gut hinbekommen. Die Panik war nämlich schon da, dass man die Kontrolle verlieren würde schließlich musste man bisher ja nicht auf so hohem Infektionsniveau arbeiten.

In den ganzen Optimismus schmuggelt sich aber direkt wieder das Gefühl der Sorge ein. Wir haben und hatten hier ein veranstaltungstechnisch pickepacke volles Wochenende. Da wäre die Transvulcania Bike und das kollektive Freiwasserschwimmen zwischen Fuencaliente und Puerto Naos. Die Gefahr geht ja nicht von den Sportlern aus, sondern von Zuschauern in Gruppen und dem ganzen Rahmenprogramm. Die größte Sorge bereitet allerdings die momentane Autorallye, die dieses Wochenende über die Insel knattert. Da sammeln sich nämlich unzählige Motorsportfans, im bestem ungeimpften Alter, die neben Benzin auch gerne anderen Brennstoff im Blut haben, am Straßenrand, um der Veranstaltung beizuwohnen. Ob das gut geht, bleibt ab zu warten. Gestern hat es, so berichtete die Zeitung „eldia“, beim schnell um die Kurve fahren schon einen raus geschmissen, der ist dann den Abhang runter und hat Feuer gefangen. Es ist gerade heiss hier auf der Insel und das Gestrüpp fing an zu flammen. Schwupps war sogar der Hubschrauber in der Luft. In Las Tricias war das, also ungefähr genau dort, wo uns das Feuer letztes Jahr schon in Atem gehalten hat. Ging aber alles gut man hatte das Feuer schnell kontrolliert und auch die Besatzung des Autos blieb unverletzt.

Vorbildlich hat übrigens die LBGTQ-Fraktion reagiert. Hier war die „Pride-Parade“ für diesen Samstag in Tazacorte geplant. Wegen der aktuellen Situation haben die Organisatoren die Veranstaltung aber einfach abgesagt.