Hitze, und wir sind die Dicksten

Wir basteln uns gerade wieder unseren neuen pandemischen Rekord. Die Fallzahlen gehen munter runter, die Inzidenz liegt auf den Kanaren bei 132, aber wir haben nur eine Person weniger auf der Intensivstation als im Frühjahr. 106 waren es zum Meldeschluss gestern, und alle sind sich sicher, dass wir heute unseren bisherigen Rekord aus dem April mit 107 übertreffen werden. Und da kommt jetzt ein kanarisches Phänomen ins Spiel. Im spanischen Schnitt wurden bisher 0,6% der Infizierten mit Covid-19 intensivmedizinisch behandelt. Auf den Kanaren sind das stattliche 1,4%. Unser Gesundheitsminister des Archipels, Blas Trujillo, behauptet schon länger, dass diese stattliche Quote an unserer Stattlichkeit liegen würde. Im spanischen Vergleich hätten die Kanaren den höchsten Anteil an Fettleibigkeit. Woran das liegt ist nicht so klar. Vielleicht ist das Absicht und wir versuchen hier den idealen Körperbau für unseren Nationalsport, den Lucha Canaria, zu erlangen. Schon bei den Jüngeren lassen sich die Rundungen sehr schön beobachten. Immer wieder wundern wir uns, dass das Wachstum, der vorpubertären Mitschüler unseres Sohnes nicht nur vertikal ist. Und das auch bei den Jungs die im Fußballclub aktiv sind und den Sport auch ernst nehmen. Zwar fangen hier die Schulen schon früh an, den Kids gesunde Ernährung bei zu biegen, aber die Papas Locas in der Bar Americano sind eben auch lecker. Und die Körper werden hier schon frühzeitig auf Kalorienaufnahme getrimmt. Hier bekommen viele Kinder nämlich Gofio in das Milchfläschchen gerührt. Das macht satt und die Kinder schlafen durch. Das hat aber nichts mit Bequemlichkeit zu tun, sondern der Konsum von Gofio hat hier Tradition und war hier in schlechteren Zeiten das Grundnahrungsmittel um überhaupt satt zu werden. Die Zeitung „CanariasAhora“ berichtet nun von einer Studie des Centro de Investigación Biomédica en Red de Epidemiología (CIBERESP), die der Aussage von Blas Trujillo recht gibt. In Spanien seien 80%, der intensivmedizinisch betreuten Covidpatienten fettleibig.

Ansonsten hat uns der Covid jetzt noch einen Ausbruch in der Seniorenresidenz Hospital de Dolores in Santa Cruz beschert. Bislang wurden 2 Mitarbeiter und 2 Bewohner positiv getestet. Aufgrund der Vorerkrankungen wurden die 2 Bewohner ins Inselkrankenhaus verlegt. Sanidad ist jetzt eifrig am Testen, ob es noch weitere Fälle in dem Zusammenhang gibt. Unabhängig davon läuft die Geschichte auf La Palma aber fast wieder in gewohnten ruhigen Bahnen. Die Inzidenz liegt nun bei 33,5.

Das Wetter hier ist gerade extrem unschön auf dem Archipel. Gestern hat, obwohl uns der spanische Wetterdienst AEMET Maximaltemperaturen von bis zu 39 Grad angekündigt hat, Montes de Luna in Mazo 41,9 Grad gemeldet. Aber das ist noch nicht das Ender der Fahnenstange. Auf HDMeteo, das sind die Messstationen, vom Cabildo Insular, kann man mit etwas Verzögerung, die Entwicklung beobachten. Nach den letzten Zahlen liegt gerade Los Llanos mit 41,6 Grad vorn. Das sind aber Werte, die da bereits um 11:33 Uhr gemessen worden sind. Da ist also noch ordentlich Luft nach oben. Heute Nacht hat dann auch noch der Wind eingesetzt. Man kann gerade seine Tomaten direkt am Stock dörren und die Hühner legen hartgekochte Eier. Immer wieder geht der Bange blick nach oben, weil man Angst hat, dass die Löschhubschrauber ausfliegen. Wegen dem Wind kann man das nicht richtig hören, und wir ab und an von einem Motorrad in die Irre geleitet.

Links kann man die aktuellen Gradzahlen sehen. In diesem Fall um 5:07 Uhr. In der Mitte sieht man die Maximaltemperaturen in den letzten 24h und rechts wird die Uhrzeit angegeben, wann diese gemessen wurde.

Mittlerweile hat auch Aemet reagiert und uns auf roten Alarm gesetzt. Zumindest die Westseite der Insel hat nun ganz offiziell „extremes Risiko“ Diese Warnung gilt für heute und morgen. Was mir langsam etwas Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass 2 von 3 bepelzten Mitbewohner draußen sind. Vielleicht ist es im Gebüsch vor dem Haus aber wesentlich angenehmer. Im Haus haben wir nun auch schon die 30 Grad erreicht.

Das gelbe, um die Inseln rum, ist eine moderate Warnung vor Windböen.