Die Statistiken sagen, dass wir aussterben

Auf „La Palma Ahora“ wurden heute gleich zwei Statistiken veröffentlicht. Als Quelle dient denen die Fundación Canaria Reserva Mundial de la Biosfera La Palma. Diese wurde 2005 ins Leben gerufen und soll nach eigener Aussage dazu dienen „ein statistisches Instrument zur Kenntnisnahme und Überwachung, das durch ein umfassendes System von Indikatoren entwickelt wird, dessen Ziel es ist, Informationen über die Entwicklung der wichtigsten Daten über La Palma und seine Gemeinden zu liefern“. Man möchte den Behörden und der Öffentlichkeit ein Dokument zur Verfügung stellen „mit dem sie den Entwicklungsstand und die Nachhaltigkeit unseres Weltbiosphärenreservats anhand realer und wahrheitsgetreuer Daten aus zuverlässigen Quellen bewerten und kennen lernen können„.

Die erste Statistik dreht sich um die alterstechnische Entwicklung auf unserer Insel. Und die Eckpunkte sind ziemlich klar. 20,84 % unserer am 1. Januar 2020 gemeldeten Bevölkerung ist über 65 Jahre alt. Was 17.393 Personen von 83.458 entspricht. Dass diese Zahl der Gesamtbevölkerung immer wieder in Frage gestellt wird, sei an dieser Stelle geschenkt. Wer sich nicht abmeldet, bleibt in der Gemeinde erstmal als Einwohner erhalten. Da aber ja vor allem die jüngeren weggehen lässt das natürlich entsprechenden Interpretationsraum übrig. Nämlich eben den, dass der Anteil der Senioren eigentlich entsprechend höher sein müsste. Die Statistik liefert aber dennoch die Zahlen, die es ja im Prinzip überall gibt: In den ländlichen Regionen schreitet die „Veralterung“ der Bevölkerung am schnellsten voran. Wie zu erwarten war ist Garafia unser geriatrischer Spitzenreiter mit 29,13 %. Auf den Plätzen folgen dann San Andrès (28%) und Barlovento mit 27,83%. Der niedrigsten Anteile liegen in Breña Baja mit 16,75%, in Los Llanos (18,06) und Breña Alta (18,21).

Der Artikel befasst sich vor allem mit dem Anteil der Bevölkerung über 65 Jahren. Die Mitgelieferte Tabelle zeigt aber noch etwas ganz anderes auf. Aufgeführt werden nämlich auch der Bevölkerungsanteil von 0-14 Jahren und der von 15-29 Jahren. Wenn man sich da dann die Zahlen anschaut, dann fällt einem da etwas auf, was einen zu Spekulationen veranlassen kann. Der Anteil der Bevölkerung von 0-14 Jahren liegt Inselweit bei 11,61%, während der, zwischen 15 und 29 Jahren, bei 15,61% liegt. Was ist da los? Sind wir hier reproduktionsfaul geworden, oder hat sich der fachgerechte Umgang mit Verhütungsmitteln in den letzten Jahren verändert? Es ist ja müßig sich über das „Warum und Wieso“ viele Gedanken zu machen. Aber, so sagt es die Statistik eben aus: Der Anteil der Kinder von 0 bis 14 Jahren, in den letzten 15 Jahren um fast 50% zurück gegangen. Das erklärt dann eben auch, warum in den letzten Jahren so einige kleine Colegios (Grundschulen), in die die Kinder hier ja schon mit 3 Jahren gehen, mangels Schüler, geschlossen haben. Eine andere Interpretationsmöglichkeit könnte aber auch geänderte Lebensentwürfe der gebärfähigen Bevölkerungskohorte sein. Es ist eben auch hier nicht mehr so, dass Mama zuhause sitzt um sich um den Nachwuchs zu kümmern und Papa arbeiten geht, sondern auch hier versuchen die Menschen so etwas wie einen Karriereweg einzuschlagen. Da steht dann eben auch erst einmal ein Studium an und das mit dem Nachwuchs hat dann entsprechend Zeit. Kinder mit 30 sind ja auch eine Möglichkeit. Vielleicht befinden wir uns also gerade in einer Art Lücke und die Sache normalisiert sich dann wieder.

Die andere Statistik, die veröffentlicht wurde, betrifft unseren wirtschaftlichen Primärsektor. Hier sagen die Zahlen, dass die Banane mit rund 3.000 Hektar und ungefähr 43% Flächenanteil den größten Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnimmt. Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2019. Danach kommt dann, mit gewaltigem Abstand folgt dann Viehfutter (14%), Wein mit 13% und die Avocado mit 12%.  Aus der gelieferten Tabelle kann man entnehmen, dass sich die Anbaufläche der Banane zwischen 2009 und 2019 kaum verändert hat. Die Avocado hat aber in diesen 10 Jahren um über 300 Hektar zugelegt und was ungefähr einen Zuwachs vot 40% bedeutet. Bei stetig gestiegenen Abnahmepreisen der weltweit beliebten und „Superfrucht“ in Mode gekommenen Avocado, ist das ja auch irgendwie logisch. Gleichzeitig ist der Weinanbau aber um rund 300 Hektar zurückgegangen. Aber auch hier muss man die Geschichte etwas differenzierter betrachten. Bei den gelieferten Daten ist nämlich ausdrücklich von der „produzierenden Landwirtschaft“ die Rede. Gerade beim Wein stellt sich ja die Frage, ob dann da alles rein gerechnet wird. Wir haben hier nämlich einen ganz gewaltigen Anteil an Weinbergen die zur „privaten Versorgung“ dienen. In unzähligen Bodegas befinden sich nämlich, gar nicht mal so kleine Edelstahlfässer, gerne auch mal 3-4 Stück, in denen der eigene Wein gekeltert wird. Dieser eigene Wein wird dann aber natürlich nicht komplett selber konsumiert. Bei den Mengen wurde jede Leber ganz schnell zu machen, sondern der Traubensaft wird unter Freunden und Familie weiterverteilt. Der Anteil dieses Weines, der in den Kneipen der Einheimischen konsumiert wird, ist auch riesig. Fast jede ländliche Bar hat da einen eigenen Lieferanten, der die Sache nicht offiziell macht, da ist nämlich meist gar kein Etikett auf den Fläschchen. Gerade den älteren Männern, die in den Bars hocken, kommt aber nichts anderes als palmerischer Wein ins Glas. Die Einkaufspreise eines Vega Norte oder Tamanca, lassen aber einen Verkaufspreis von maximal 1 € pro Glas gar nicht zu. Bei den halblegalen Weingeschäften wird dann von behördlicher Seite natürlich nicht so genau hingeschaut. Mittlerweile kann man sogar im Großhandel Rotwein von Festland kaufen, wo hinten auf der Flasche nur ein winziges Etikett klebt. Wenn man liest was da draufsteht, dann kommt man dahinter, dass das derselbe Wein ist, der in so manchem Supermarkt im Tetrapack verkauft wird. Also irgendeine zusammengemischte Plörre mit Trauben von irgendwo. Wobei man sagen muss, dass das Endresultat gar nicht mal so schlecht ist, zumindest für die Bratensoße kann man das Zeug ganz gut verwenden. Der Wirt, der diese etiketlose Tarnflasche benutzt, bewegt sich damit im legalen Rahmen und der alte Herr, der an die Theke schlappt und einen „Tinto“ ordert, ist auch zufrieden.