Rabo de Gato

Es lümmelt am Straßenrand und hebt sein buschiges Köpfchen in die Höhe. Mal grün und frisch, mal bräunlich vertrocknet, aber immer schön das buschige Köpfchen zeigen. Kinder und andere Unbedarfte finden das toll, reißen es ab und wedeln damit. Schön, wie bei einer Pusteblume, fliegen die Samen umher. Was für eine Pracht. Absichtlich macht es das, so schön puschelig rumstehen. Natur ist doch etwas Tolles denkt man. Aber es verarscht uns, das Rabo de Gato. So hübsch ist es, dass man davon ausgeht, dass in der Vergangenheit irgendein Dödel das Zeug in seinen Ziergarten gesetzt hat. Aus diesem Garten ist es aber längst entwachsen. Es ist einfach überall. Gerne eben auch am Straßenrand, weil die fahrenden Autos die Samen so prima verteilen. Und es ist anspruchslos, wie ein Löwenzahn. In jeder noch so kleinen Ritze kann es hocken und man bekommt es da auch nicht mehr raus. Es hat nämlich, hinterhältig wie es ist, schon Wurzeln gebildet. Die sind groß und fest. Die Wurzel bleibt wo sie ist, und wenn man das Grünzeug oben abmacht, dann sprießt es einfach von neuem.

Saftig grün sieht es aus, aber es ist unnütz. Nichtmal Tiere wollen es fressen

Seit Jahren wissen wir, dass das Rabo de Gato unser Feind ist. Es möchte die Insel übernehmen. Die Pflanzen die schon da sind, sind ihm egal. Wenn es denen schlecht geht, dann geht es ihm gut. Das Rabo de Gato kommt einfach und nimmt den Platz ein. Horden haben wir in die Hügel geschickt. Mit Plastiksäcken und Werkzeug. Alles rausgerissen. Wir wollten und wollen es eliminieren und geben jedes Jahr viel Geld dafür aus. Aber wir haben den Kampf bereits verloren und geben offen zu, dass wir es nicht mehr loswerden. Wie mit dem Coronavirus werden wir damit leben müssen. Wie der Virus, nervt es gewaltig und es gibt Maßnahmen zur Eindämmung. Wir haben aber nicht einmal eine Impfung. Und Mittelchen aus dem Hause Bayer-Monsanto drauf zu kippen ist, Gott sei Dank, auch nicht mehr die feine palmerische Art.

Es wächst schon wieder (Foto: eltime.es)

Die Feuerwehr hat uns jetzt gesagt, dass das Zeug, vertrocknet wie es war, ein prima Nährboden für die Ausbreitung der Flammen war. Ratzfatz ist es von Stängel zu Stängel weitergehüpft. Lange brennt das Zeug nicht, aber rasend schnell. Jetzt, wo die ganzen Gebiete angebrannt sind, hockt es da und freut sich. Freifläche, ohne konkurrierende andere Pflanzen.  Da schickt es sofort ein Samenkorn hin. Dieses ist genauso zäh wie die Pflanze selber. „Keim ich jetzt nicht, keim ich später“, meint es und versteckt sich in der Erde, bis es regnet. Und die Wurzeln sind zäh. Die vertrockneten Halme sind weggebrannt, aber der Wurzel konnte das Feuer gar nichts. Und sie dankt es den Leuten mit den Löscheimern durch neue Triebe. All die anderen Pflanzen haben noch nicht mal kapiert, was da passiert ist, da treibt es schon wieder aus. Es hat fast menschschliche Eigenschaften, das Rabo de Gato. Extrem anpassungsfreudig und absolut rücksichtslos gegenüber anderen Lebewesen. Darwinismus vom feinsten. Survival of the fittest. Gewissermaßen das Weltbild von Christan Lindner und Friedrich Merz in Pflanzenform.