…oder auch „nichts Neues im Süden“. Gegen Mittag hat die Wissenschaft wieder getagt und teilt uns als Resultat das gleiche wie die vergangenen Tage mit. Die Warnstufe bleibt auf gelb, was bedeutet, dass man die Sache weiter beobachtet und derzeit keine akute Gefahr für die Bevölkerung ausgeht. Immer mit dem Zusatz verbunden, dass sich die Lage aber natürlich auch ändern könnte. Nüchtern betrachtet ist das aber logisch, sonst könnte man die vulkanische Ampel ja auch wieder ausschalten. Es kann also ein Ausbruch nicht ausgeschlossen werden, momentan deutet aber auch nichts darauf hin, dass so ein Ereignis unmittelbar bevorstehen würde. Unmittelbar ist da natürlich relativ.
Die Bebentätigkeit hat während dessen abgenommen, sowohl die Häufigkeit, als auch die Intensität sind zurückgegangen. Die geringe Tiefe bleibt aber wie sie war, immer mal wieder wird das Epizentrum in einer Tiefe von nur einem Kilometer ermittelt. Das bedeutet aber nicht, dass es sich dabei um Magma handelt, die da direkt unter der Oberfläche wabert. Die sitzt noch weiter unten. Es ist eben nur der Druck, der das Beben auslöst. Da dieser Druck sich aber auch horizontal und nicht nur vertikal entlädt, kommt es zu einer geographischen Streuung. Die Beben können zwar als Anhaltspunkt verwendet werden, wo sich das Magma befindet, aber im Prinzip orientieren sich die Wissenschaftler eher an den auftretenden Verformungen, die an der Oberfläche messbar sind. Die größte Veränderung ist in der Gegend unterhalb von Jedey zu entdecken. 10 cm Wölbung hat man bislang dort, wobei sich diese im Laufe des letzten Tages in der Entwicklung verlangsamt hat. Das ist aber eben auch genau die Stelle, die recht zentral im Erdbebenschwarm liegt. Es bleibt aber dabei, dass es eben eine Vermutung ist, dass das Magma sich dort befindet. Man kann ja nicht so einfach reinschauen, sondern stützt sich auf Erkenntnisse der Vergangenheit. Eine andere Wölbung tritt z.B. am Monte de Luna in Mazo auf. Hier deckt sich das aber nicht mit der Lokalisierung der Erschütterung.
Die momentane Situation ist aber auch eine prima Geschichte für die Wissenschaft. Man kann die Sache nämlich gespannt verfolgen und eben auch immer neue Erkenntnisse gewinnen um in der Zukunft weiter zu sein. Heute am Nachmittag wird hier auf La Palma ein Kleinflugzeug erwartet, dass über der Cumbre Vieja Daten sammeln soll. Sowohl Verformungen, Temperaturanstiege und Gasausstoß kann damit ermittelt werden. Auch sonst treffen hier immer mehr Wissenschaftler ein um fleißig Daten zu sammeln. Neben der reinen wissenschaftlichen Erkenntnis hilft uns das natürlich auch bei der Einschätzung der momentanen Situation.
Es ist ganz nett zu beobachten, wie amüsiert derzeit die Palmeros die weltweiten Reaktionen auf das Geschehen aufnehmen. Diese mediale Aufmerksamkeit gefällt uns hier natürlich auch ein wenig und führt zu fetten Überschriften in der lokalen Presse. Überschriften aus der Funke Mediengruppe, wonach hier eine Vulkankatastrophe drohen würde sind derzeit natürlich albern, werden aber, genau wie der drohende Mega-Tsunami, der durch den Abbruch der Westflanke ausgelöst werden würde. Dieses Horrorszenario wird, obwohl längst von seriöser Seite widerlegt, gerne von den Steigbügelhaltern der apokalyptischen Vorreiter rausgekramt.
Wenn man die über die Gefährdeten Zonen spricht kommt manch einem immer die Karte in den Kopf auf denen gerade die gelbe Zone eingezeichnet ist. Auch hier ist es wichtig, dass man versteht, warum dem so ist. Die betroffenen Gemeinden werden nämlich komplett eingezeichnet. In manchen Gemeinden ist es aber so, dass ein Großteil der Gemeindefläche, gar nicht im Einzugsgebiet der Cumbre Vieja liegt.