waren heute nicht zu machen. Der Namenlose hat sich heute nicht von seiner schaurig schönen Seite gezeigt. Tiefliegende Wolken und fehlender Wind, der die Asche Richtung Florida nach Mar-a-lago treibt, hat die Sicht versperrt. Eigentlich sah man heute den Tag über nur Rauch. Das das aber noch Feuer ist, hat er uns akustisch mitgeteilt. Das Gerumse war gestern Nacht gegen 2 Uhr wieder weg. Wohltuende Stille, die einen die Augen schließen liesen. Heute Vormittag rumpelte es dann aber wieder. Gefühlt sogar heftiger als am Abend zuvor. Dafür ist die Frequenz jetzt niedriger, aber die Bierdeckel bleiben an Ihrem Fensterplatz.
Auf spektakuläre Bilder warten die Fernsehschaffenden gerade noch vergeblich. Man hat sich ja schon unzählige Livestreams, vor allem nachts, mit recht beeindruckende Aufnahmen reinziehen können. Aber nun wartet man darauf, dass die Lava das Meer erreicht. Das verspricht nämlich heftige Explosionen, die wegen der Steilküste noch spektakulärer ausfallen dürfen. Auch aus Deutschland sind mittlerweile Fernsehfrauen und – Männer angekommen. Aber der Vulkan will nicht so richtig, wie die Presse will. Der Hauptzunge, die gewissermaßen immer noch an der an der Kreuzung Richtung Las Manchas, mitten in Todoque verweilt, bewegt sich so gut wie gar nicht mehr, so dass mittlerweile einige behaupten, dass sie nie dort ankommen würde. Da aber immer noch Lava nachfließt, wird sie immer höher und auch breiter. Vielleicht setzt sich das Ungetüm auch irgendwann wieder in Bewegung. Da kann man nur abwarten und fühlt sich machtlos. INVOLCAN hat heute eine Tabelle herausgegeben, in der die Dauer der einzelnen Vulkanausbrüche auf La Palma aufgeführt waren. Und man hat einen Mittelwert errechnet. Das Resultat, war, dass unzählige Medien, auch aus Deutschland, sich auf diesen Mittelwert bezogen haben und jetzt von der Prognose der 55 Tage sprechen. Das ist natürlich ganz grober Firlefanz. Die Experten haben klar gesagt, dass die Geschichte Monate dauern könnte, aber genauso gut nach einigen Tagen vorbei sein könnte, alles hängt davon ab, ob noch mehr Magma nachfließt.
Gestern gab es eine Bildergalerie in einer regionalen Onlinezeitung, die heute noch nicht verarbeitet habe und mich immer noch mitnehmen. Es waren die Bewohner aus dem Zentrum von Todoque zu sehen, die eigentlich bereits evakuiert, jeweils eine halbe Stunde bekommen haben, um soviel wie möglich auf Pritschenwagen, einen Bananenlaster, oder in einen einfachen PKW zu laden. Unterstützt wurden die Bewohner von Mitarbeitern des Zivilschutzes, die dann aber nach einer halben Stunde einen Cut gemacht haben und die Leute weggeschickt haben. Dann waren die nächsten dran. Vereinzelt haben die Menschen 4 Stunden warten müssen, bis Sie an der Reihe waren. Viel Zeit um Entscheidungen zu treffen, was man mitnehmen möchte aber genau so viel Zeit um sich darüber klar zu werden, dass man das eigene Haus wahrscheinlich zum letzten Mal betreten wird. Zu dem Zeitpunkt war die Lavazunge schon 30m vor dem Ortskern und für jeden gut zu sehen. Die pure Verzweiflung war den Menschen anzusehen. Viele bekannte Gesichter. Hier hätte die Polizei die Presse verjagen sollen. Das haben die Betroffenen nicht verdient und sicher auch besseres zu tun gehabt, als den Pressefritzen zu sagen, dass sie sich vom Acker machen sollen. Bei 30 Minuten zählt jede Sekunde.
Am Ende des Tages kommt dann aber doch noch ein schönes Bild. Das hat uns das IGN beschert. Auf der Grafik ist zu sehen, dass die Geländeverformungen westlich des Kraters zurückgegangen sind. Das deckt sich auch mit der viel geringeren Anzahl an Erdbeben, die heute gemessen wurden. Die Wölbung und die Beben sagen uns nämlich, dass da oben weniger raus kann, als von unten nachkommt und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich neue Krater auftun, die an anderer Stelle Lava spucken, die dann alles unter sich begräbt. Jetzt gehen sowohl Beben als auch Wölbung zurück. Bei dem ganzen Mist und der Anspannung etwas positives. Wenigstens für den Moment.