Die Direktorin des Nationalen Geographischen Instituts IGN Maria Jose Blanco hat uns heute wieder über die Lage informiert. Das wichtigste ist, dass sich das Ausbruchsgeschehen „stabilisiert“ hat. Im Moment fließt nicht mehr Magma nach, als oben austritt. Nach wie vor kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich neue Krater auftun, aber die Wahrscheinlichkeit ist weitaus geringer geworden. Das ist natürlich aber auch nur eine Momentaufnahme. Schließlich ergaben die Messungen bis kurz vor dem Ausbruch lediglich 11 Millionen Kubikmeter Magma. Das wirkte, in Anbetracht der Ausbrüche der Vergangenheit eher, beruhigend. Der Tenigiua kam auf 43 Millionen und da war nach etwas mehr als 3 Wochen Ruhe. Viele gingen davon aus, dass falls es zu einem Ausbruch kommen sollte, die Wahrscheinlichkeit lag nach offiziellen Angaben bei ca. 20%, dieser eher glimpflich verlaufen würde. Einfach anhand der Daten, die uns von wissenschaftlicher Seite genannt wurden. Nach den Berechnungen von gestern sind aber bereits 26 Millionen Kubikmeter an die Oberfläche gekommen, so berichtet das IGN. Das alles in wenigen Tagen. Wenn man sich Kartenmaterial betrachtet, dann ist das Lavafeld nun schon in etwa gleich groß, wie das des San Juan, das etwas weiter südlich liegt.
Das Ausbruchsgeschehen hat sich bisher nicht verringert, sondern es tritt weiter etwa die gleiche Menge Lava aus, wie zuvor. Frau Blanco sagt aber, dass die Hauptzunge im Zentrum von Todoque sich gerade nicht mehr bewegen würde und erst einmal zum erliegen kam. Gleichzeitig läuft aber immer weiter Lava nach, der Hauptstrom wird dadurch gerade höher und breiter und die zweite Zunge hat etwas an Fahrt aufgenommen. Im Moment fließt der große Teil eben in dieser Zunge, die den Montaña Rajada südlich passiert und dann frontal auf den Montaña Cogote zulief und diesen jetzt auf der nördlichen Seite umfließt. Also weg vom Friedhof von Las Manchas und näher an der Hauptzunge. Prognosen wie weit diese Zunge kommt, ob und wann sie sich mit dem Hauptstrom vereint, sagt niemand. Allerdings könnte die Vereinigung dann auch wieder dem Hauptstrom der sich vor der Kirche von Todoque befindet einen neuen Impuls geben und diesen wieder in Gang setzten.
Hier beginnt jetzt die Geschichte mit dem Wunder an das man noch nicht glauben darf. Bis gestern war klar, dass das Zentrum des Dorfes, mit Schule, Gesundheitszentrum, Bars und allem von dem gnadenlosen Vulkan geschluckt werden wird. Eigentlich sollte die Lava längst am Atlantik angekommen sein. Seit aber die Straße vor der Kirche vor Todoque erreicht worden ist, bewegt sich die Lava so gut wie nicht mehr. Sollte die Lava hier wirklich endgültig anhalten, dann würde dies, nach all den Prognosen tatsächlich einem Wunder gleichen. Für die Bevölkerung des Ortes, die die Kirche selbst gebaut hat und wie der Rest von Spanien sehr katholisch geprägt ist, wäre die Symbolkraft wohl gewaltig. Aber ob man nun an höhere Mächte glaubt oder nicht, soweit sind wir gerade noch nicht, doch zum ersten Mal keimt gerade so etwas wie Hoffnung bei den Menschen auf.
Hoffnung gibt den Menschen gerade auch noch eine andere Geschichte. Wir merken gerade einen unglaublichen Zusammenhalt auf der Insel. Jeder tut etwas, ob er Unterkünfte organisiert, Essen herbeischafft oder sich um die eingesammelten Tiere kümmert. Wenn man mit den Menschen spricht dann ist gerade ein großes Mitgefühl zu spüren. Jeder kann die Ängste oder den Schmerz des anderen mitfühlen. Im Moment mag das dem einzelnen nicht wirklich helfen aber für die Zukunft, die die Betroffenen gerade noch nicht richtig sehen können, kann dieses Gefühl der Solidarität allen Kraft geben. Auch was von außen kommt ist gewaltig. Unmengen von Hilfsgütern, Kleidung, und alles Mögliche wird gerade auch von den anderen Inseln herbeigeschafft. Alles Spenden von Unternehmen und Privatpersonen. Rafael Nadal hat eine größere Spende angekündigt, es werden in ganz Spanien Solidaritätsveranstaltungen privat oder von Vereinen organisiert, deren Erlöse den Betroffenen zu Gute kommen sollen. Vor dem Zweitligaspiel von CD Teneriffa stehen beide Mannschaften im Mittelkreis und tausende Menschen auf den Rängen haben sich erhoben, um den Bewohnern von La Palma Mut zu zuklatschen. Die Mannschaft von Real Madrid stellt sich vor der Partie hinter einem Banner auf, auf dem den Bewohnern und der Insel Kraft gewünscht wird. Bis vor kurzem fand ich solche Geschichten, die rein symbolisch sind, nicht wirklich gut, vielleicht auch, weil man am Ende für das Pflegepersonal in der Coronakrise eben nur das Klatschen als Anerkennung übrig hatte. Aber das stimmt so nicht, diese Dinge kommen an. Wir bekommen hier auch täglich gerade unzählige Mails von Menschen aus Deutschland, viele für die die Insel eine Art zweite Heimat geworden ist. Ich kann diese Mails nicht beantworten, weil ich da nicht weiß was ich schreiben soll. Aber die Wünsche für die Insel und die Menschen hier kommen an und wenn man den Palmeros von der Anteilnahme aus Deutschland berichtet, dann bekommen manche feuchte Augen. Deswegen auf diesem Weg ein Dankeschön an alle die an die Menschen hier denken.