Das Wunder von Todoque ist ausgeblieben

Eigentlich habe ich mich heute schon gefreut, dass es in der ganzen Katastrophe auch einmal etwas Positives zu berichten gab, die vorgestern evakuierten Bewohner aus Tajuya und Tacande, durften heute wieder zurück in Ihre Häuser. Die Gefahr, dass der Kegel noch weiter kollabieren würde und eine Aschewolke freisetzt, ist wohl erst einmal gebannt. Die weitere Öffnung an der Flanke, hat den Neuen und Namenlosen vorerst entlastet. Man kann jetzt beobachten, wie gewissermaßen eine Schräge vom ursprünglichen Kraterrand nach unten geht, aus der die Lava fließt. Durch diesen teilweisen Einsturz wurde aber auch auf einmal eine große Menge Lava freigesetzt. Diese war und ist, wesentlich schneller unterwegs, als die der ursprüngliche Hauptzunge, auch weil sie weiter unten austritt und entsprechend heißer ist. Diese neue Zunge hat sich dann über die alte gelegt. Erstmal ist das gut, weil ja dann auf dem Weg zum Meer hin, nicht noch mehr zerstört werden kann. Allerdings kam dadurch aber die gestoppte Hauptzunge wieder in Bewegung. Und so ist dann heute um kurz vor 18 Uhr die Kirche und das Nachbarschaftszentrum, sowie das Centro de Salud, im Ortskern zusammengesagt. Kurz vorher konnte man auf einem von eltime.es veröffentlichten Video noch sehen, wie sich die Zunge wieder in Bewegung gesetzt hatte und auf viel breiterer Front auf den Ortskern zulief.

Das hat allen jetzt nochmal einen gehörigen Schlag versetzt. Wir sind vorher mal zum Hafen gefahren, etwas den Kopf durchlüften und dem Lärm entkommen, auch dass die Kinder, die Schulen sind gerade geschlossen, mal wieder vor die Tür konnten. Dort waren ein paar Leute unterwegs man hat ganz gut sehen können, wer von der Insel ist und wer nicht. Viel Schweigen und auf den Boden schauen.

Jetzt ist der Ortskern weg, und die Lavazunge ist mittlerweile so breit, dass das wohl nicht alles sein wird. Und damit verschwindet eine ganze Ortschaft von der palmerischen Landkarte. Das ist auch nicht irgendeien Ortschaft, sondern ein ganz zentaler Punkt hier auf der Westseite. Wir sind da, ob Touristen oder Inselbewohner, alle regelmäßg durchgefahren. Das war ein wichtiger Knotenpunkt Was uns jetzt damit nochmal klar wird, die Lava wird es wohl doch bis zum Meer schaffen und wird damit die Verbindung des Südwestens mit dem Aridanetal entgültig kappen. Unterhalb von Todoque fällt das Gelände steil ab und es ist nicht mehr weit, bis zur letzten richtigen Verbindung die von Tazacorte kommend, bei Las Norias wieder auf die Straße Richtung Puerto Naos führt. Der einzige Zugang dorthin geht nun über Fuencaliente. Ab Jedey kann man sich dann auf kleinen Sträßchen durch die Bananen schlängeln und gelangt dann beim Tennisclub wieder auf die LP213. Las Manchas, La Bombilla, Puerto Naos, El Remo und alles drum herum sind damit abgeschnitten bzw. nur über einen Umweg von fast einer Stunde zu erreichen.

Um die 6.000 Menschen sind gerade evakuiert. Zu denen, die ihre Unterkunft jetzt verloren haben, kommen damit auch noch ganz viele, die langfristig abgeschnitten sind. Strom und Wasser waren bisher das Problem, das schien aber eher lösbar. Jetzt fehlt der Zugang und keiner weiß wie lange es dauert die Straßen wieder frei zu bekommen. Die Lava ist an manchen Stellen viele Meter hoch und das wird dauern. Aber wir sind noch nicht soweit ans Aufräumen zu denken. Noch feuert der Vulkan aus allen Rohren und auch die südliche Zunge ist weiter in Bewegung und frisst sich den Berg hinab.