Und nun?

Es war ruhig. Man hörte nichts und man sah nichts. Kein Fauchen, kein Gerumpel und schon zum zweiten Mal heute auch keinen Rauch. Heute Morgen hielt das zwei Stunden und am Nachmittag und frühen Abend sogar noch etwas länger. Bis heute Nacht um zwei Uhr gab es noch lautes Geknalle, was dann immer weniger wurde. Da man gerade aber generell nicht so erholsam schlafen kann, viel mir heute am Morgen, in einer Art Dämmerzustand auf, dass gar nichts mehr zu hören ist. Also habe ich mit den Dauerlivestream von TVCanarias auf dem mobilen Telefon angemacht und man konnte sehen, wie die Flamme auf dem Berg immer kleiner wurde. Am Vormittag bin ich dann mal nach draußen und wollte zu unserem neuen Berg schauen, da war völlige Stille, nichts kein Rauchen kein Feuer. Der Himmel war klar die Sonne schien und man hat nur die Autos gehört. Die Nachbarn waren auch auf der Straße, Asche wegfegen und alle haben nur mit den Schultern gezuckt. Plötzlich war dann aber doch wieder Rauch zu sehen und innerhalb von wenigen Minuten hatte sich eine hohe Säule aufgebaut.

Wie sie sehen, sehen sie nichts, außer einen ruhigen Berg, der da vor wenigen Tagen noch nicht war. Das Foto entstand am Nachmittag, bei der zweiten Siesta des Namenlosen

Die Presse hat dann, unter Berufung auf Involcan, auch ganz schnell verkündet, dass nun erneut Asche und Lava ausgestoßen würde. Also haben wir uns zu früh gefreut. In eltime.es erschien dann auch gleich die Meldung, dass der San Juan damals auch über mehrere Tage ruhig gewesen sei, nur um dann einfach weiter zu machen. Gegen 16 Uhr hörte es aber wieder auf zu Rauchen und seitdem ist nichts zu sehen außer einige kleine helle Rauchschwaden, aber keine Asche die ausgestoßen wird. Maria Jose Blanco vom IGN hat uns dann auch gleich die Erklärung geliefert für die geringe Aktivität. Momentan kommt einfach nicht genügend Magma von unten nach, ebenso verhält es sich mit dem Gasgehalt. Der Direktor von PEVOLCA, Miguel Ángel Morcuende, gab nach der täglichen Sitzung heute bekannt, dass es sich hierbei um ein völlig normales Phänomen bei einem kanarischen Vulkan handeln würde. Übersetzt heißt das, dass es laufend Überraschungen geben kann, aber diese Tatsache eben nicht überraschend ist. Wer also jetzt erwartet, dass es das schon war, der muss sich dann nicht wundern, erneut eines Besseren belehrt zu werden. Die Erfahrungen, die wir hier mit dem Biest gemacht haben, verursachen nämlich auch direkt wieder ein mulmiges Gefühl.  Wir hatten es ja schon einmal, dass kaum Lava, dafür aber sehr viel Asche ausgeworfen wurden, danach kam es dann zu den vielen Explosionen, die Fenster und Türen haben erzittern lassen. Bevor es dann richtig wieder los ging, gab es auch wieder Deformationen an der Oberfläche, also Magma die von unten drückte und den Boden um mehrere cm aufblähte. Bisher gibt es darüber aber keine Meldungen, dass das gerade wieder passiert. Im Gegenteil am gestrigen Abend hat man uns noch erzählt, dass die Deformationen zurück gegangen seien, was eben genau zu dem nachlassenden Eruptionsgeschehen passte. Angst machte uns vielmehr eine Reihe von Erdbeben nördlich von Fuencaliente, die dann aber gegen 8 Uhr plötzlich aufhörten. Irgendwas war und ist unter der Insel also immer noch im Gange. So ein Tag wie heute war aber dennoch irgendwie erholsam. Mittlerweile hört man den Namenlosen aber wieder arbeiten.

Hier sieht man noch mal graphisch, wie das vulkanische Geschehen plötzlich aufgehört hat. Das obere Foto ist gewissermaßen ganz am Ende der Kurve entstanden. Mittlerweile ist der Pegel wieder angestiegen.

Da also noch nicht Schicht im Vulkanschacht ist, kommt das nächste Problem auf uns zu. Auf diversen Aufnahmen heute war zu erahnen, dass die Verbindung Tazacorte – Todoque immer noch frei sein müsste. Miguel Ángel Morcuende geht aber nach wie vor davon aus, dass die Lava weiter wandern wird. Immer wenn oben nichts, oder nur sehr wenig nachkommt, verlangsamt sich das, aber es wird nach wie vor damit gerechnet, dass der Atlantik erreicht wird. Im Gemeindegebiet von Tazacorte ist sie schon angekommen und deswegen gilt seit gestern Abend in den Barrios San Borondón, Marina Alta und Baja sowie La Condesa eine Ausgangssperre. Schuld sind die zu erwartenden giftigen Gase, die bei der Verbindung von Salzwasser mit der heißen Lava entstehen. Es fehlt da gerade einfach unser Wind, der das dann wegpusten würde. Generell sagt uns unsere tägliche Luftmessung, dass alles gut sei. Auch die Asche sei nicht giftig, aber könne die Lunge schädigen.

Maria Jose Blanco hat heute auch nochmals Daten geliefert, was der Vulkan in der letzten Woche geschafft hat. Gestern Abend waren wir schon bei der gleichen Menge Material angelangt, die der Teneguia in der dreifachen Zeit nach oben befördert hat. Die Lavazunge ist an der stärksten Stelle gewaltige 50m hoch und hat im Mittel rund 12m auf einer Fläche von 2,62 Km2.