Die Insel wächst

Gestern Abend war es dann soweit, die Lava hat endlich das Meer erreicht. Zuerst etwas weiter südlich nachdem sie den Montaña de Todoque umrundet hatte, später dann auch nördlich des Hügels. Und das geht schnell, für Nachschub ist gesorgt, der Namenlose spuckt weiter. So hat sich in wenigen Stunden ein Delta zwischen dem Hafen von Tazacorte und dem Leuchtturm von Bombilla gebildet, das ca. 500m breit ist und recht zügig in den Atlantik hineinwächst. Die Bewohner die wegen der Gase in ihren Häusern bleiben mussten, sollen das auch erstmal weiterhin tun. PREVOLCA hat aber mitgeteilt, dass es keine gesundheitlichen Schäden gab. Hilfreich ist dabei gerade auch der Nord-Ost-Passat, der das alles von der Insel wegbläst. Vor der Küste bleibt die 2 Meilen Sperrzone für die Schifffahrt erhalten. Die Lavazunge funktioniert wohl derzeit wie eine Autobahn worauf das neue Material mit relativ hoher Geschwindigkeit zum Meer transportiert wird. Laut PEVOLCA bewegen sich die anderen Lavamassen momentan nicht vorwärts. Das könnte man jetzt einfach so lassen: Alles was noch kommt fließt direkt ab und irgendwann ist dann einfach Ruhe. Man kann zwar an den Rändern der bisherigen Lava manchmal etwas brennen sehen, dass ist aber wohl gerade eher zu vernachlässigen, was natürlich jeder, dessen Haus oder Finca bisher knapp verschont wurde, an dieser Stelle verneinen würde. Den Wind würden wir auch gerne behalten. Die Aschewolke wird von der Insel geweht und heute und auch die Asche die sich am Boden befindet verschwindet gerade. Heute Morgen wurde man noch gesandstrahlt, nun ist das meiste weg oder in irgendwelche Ecken geblasen, wo es erstmal nicht mehr stört.


Die Kartographen kommen gerade mächtig ins Schwitzen. Hier muss bald das ein oder andere neu gezeichnet werden. Und auch die Schmuckhersteller mit den Amuletten des Inselumrisses können schonmal nach Lötzinn suchen. (FOTO: INVOLCAN)

Zu unserer Überraschung verhält sich der Vulkan gerade gleich wie am gestrigen Tag. Er wird uns doch nicht langweilen wollen. Nach wie vor tritt an der Seite flüssige Lava aus und oben qualmt und zischt es. Aber in dem ganzen Chaos tut es ganz gut, diese Konstanz zu haben. Es gibt gerade keine Explosionen und der Wind rüttelt mehr an den Fenstern, als man das Rauschen des Vulkanes war nimmt. Den Wind sind wir in El Paso ja gewohnt, so gesehen ist das heute recht erträglich.

Heute hat die Kurve kaum Ausschläge, der Vulkan arbeitet fast wie gestern

Was uns gerade Sorgen macht, sind die Beben im Süden der Insel. Das erinnert uns fatal an das Geschehen von vor der Eruption. Schnell kam die Theorie auf, dass es wohl eine zweite Ausbruchstelle weiter im Süden geben könnte, was ja so ziemlich der Horror wäre, aber wir sind hier gerade alle ziemlich dünnhäutig und springen auf so etwas direkt an. Von Seiten des Nationalen Geographischen Institutes IGN gab es heute eine Stellungnahme hierzu. Dieses Szenario gilt, obwohl es nicht ausgeschlossen werden kann, eher als unwahrscheinlich, weil sich vor dem Ausbruch zu Beginn der Bebentätigkeit die Erschütterungen an derselben Stelle befunden hätten. Diese sind dann nach Norden gewandert und lagen entsprechend höher, bis es dann zum Ausbruch kam. Es ist also davon aus zu gehen, dass dort eine Verbindung zur momentanen Ausbruchsstelle existiert. Dr Unterwasserausbruchb vor El Hierro zeigte in Sachen Erdbeben ein ganz änliches Muster. An andere Stelle war auch zu lesen, dass es sich um eine Entspannung des Gesteins handeln könnte, also dass der Druck in den Kammern nachlassen würde, weil das Magma von dort Richtung Vulkankrater fließen würde. Das ist aber alles graue Theorie und zeigt eben nur mögliche Erklärungen für die momentanen Beben auf.

Der Wind tut gerade auch unserm Flughafen gut. Binter fliegt nach mehreren Tagen wieder nach La Palma. Die zwei Condor Maschinen haben sich aber nicht blicken lassen, sondern haben aus zwei Flügen einen einzigen gemacht, mit Zubringer, und haben die Passagiere auf Teneriffa abgesetzt.