Wenn es stinkt, sollen wir drinnen bleiben

Es riecht ab und an, nach Eiern. Eher gesagt nach fauligen Eiern. Eigentlich habe ich da schon am ersten Tag mehr erwartet, aber das ist ja gut so. Das was da so müffelt sind Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid. Aber wir sind nach wie vor unter den Grenzwerten, berichtet uns PEVOLKA in der heutigen Pressekonferenz zur Lage des Vulkans. In Tazacorte wurden die Werte mehrfach kurzfristig überschritten, aber auch so, dass da keine Gefahr davon ausgehen würde. Allerdings hat man uns auch berichtet, dass das im Tal bis zum morgigen Abend noch etwas intensiver werden könnte. Der Wind hat uns nämlich etwas verlassen und treibt die die Dämpfe Richtung Norden. Für uns bedeutet das, dass wir den Vulkan entsprechend stärker hören und dass es wieder regnet. Allerdings ist das kein feiner schwarzer Sand, sondern kleiner Vulkangries, der unter den Schuhen knackt, wenn man läuft. Zum ersten Mal hat man uns heute also gesagt, dass die Luft nicht mehr so gut sei, wie zuvor, dass hängt aber wohl auch mit der Reaktion der Lava mit dem Atlantik zusammen. Sobald der Wind wieder da ist, wird sich das wieder ändern.

Wenn es also riecht, dann sollen wir reingehen und die Fenster geschlossen halten. Da kommt jetzt auch die Geschichte ins Spiel, die dafür sorgt, dass unsere Kinder gerade zuhause sitzen. Von besorgten Eltern war schon sehr lautstark zu vernehmen, dass der eigene Nachwuchs in solch einer Situation nicht in die Schule geschickt werden wird, egal was die Behörden sagen, wir sehen das naturgemäß wieder etwas anders. Da hier gerade alle mehr oder minder auf dem Zahnfleisch gehen und die Nerven bei allen blank liegen, würde es den Kindern vielleicht ganz gut tun, nicht den ganzen Tag der Dünnhäutigkeit Ihrer Erzeuger ausgesetzt zu sein. Der Schrecken der momentanen Situation und der Angst vor der Zukunft, ist ja schon für die Erwachsenen kaum aus zu halten. Die Kinder können das noch weniger und da wäre etwas Struktur und Kontakt mit Freunden ganz hilfreich. Einfach wieder etwas Normalität. Mein Sohn hat mit aber dann heute erklärt, warum das nicht geht. Die haben nämlich die Vorschrift, die Fenster im Klassenzimmer geöffnet zu halten, wegen dem verdammten Virus. Gleichzeitig gibt es aber die Aufforderung die Fenster geschlossen zu halten wegen der Asche. Also ist jetzt erstmal Homeschooling angesagt. Das ist jetzt echt bitter. Wir haben es das ganze letzte Schuljahr mit guten Konzepten und Disziplin geschafft die Schulen in Spanien, und damit auch auf La Palma, offen zu halten.

Für heute ist uns dann mal wieder ein potentieller Wechsel im Verhalten des feurigen Burschen angekündigt. Es könnte wieder dazu kommen, dass der Ausbruch wieder explosiver wird. Also werden wir wieder die Bierdeckel rauskramen und die Fenster und Türen damit bestücken. Man hat uns auch die letzten Tage erzählt, dass es wegen der Explosionen zu Glasbruch kommen könnte, und das im Umkreis von bis zu 5 km um den Vulkan. Wir haben deren 4. In dem Zusammenhang muss man dann auch nochmal erstaunt feststellen, dass es doch tatsächlich immer noch Vermieter gibt, die den Urlaubern eine Stornierungsgebühr rauspressen. Das mit der Begründung, dass das Haus nicht im Evakuierungsgebiet liegen würde. Die tun sich damit langfristig wohl keinen Gefallen, weil sich das die meisten Gäste sicher merken werden. Solange der Vulkan spuckt, ist im Tal an Urlaub nicht zu denken. Schließlich verkaufen wir den Gästen ja ein Produkt, das wir gerade gar nicht liefern können. Wenn der Berg erstmal Ruhe gegeben hat, dann ist der Zeitpunkt hierher zu kommen.

Jetzt aber zurück zum Vulkan. Heute haben wir dann nochmals bestätigt bekommen, dass die Lava die momentan ausgestoßen wird, auf der bisherigen Zunge entlangläuft. Die andere Lava ist fast komplett zum erliegen gekommen, außer geringen Verbreiterung zum Rand hin passiert da nicht viel. Wen allerdings der momentane Fluss, mangels Nachschubs, kurzfristig zum Erliegen kommen sollte, dann droht neues Ungemach. Sollte diese jetzt auskühlen, dann würde die Lavaautobahn unter Umständen blockiert werden und das neue Material würde sich neue Wege suchen.