Neuer Finger, ansonsten wie gehabt

Das Lavasystem bleibt erhalten. Es fließt vom neuen Berg recht zuverlässig Richtung Meer und bleibt bis kurz vor Schluss in der Spur. Ganz am Ende hat sich aber heute etwas getan. Es hat sich ein neuer Abzweig, etwa 750m südlich gebildet und hat einige Häuser und Bananenplantagen vernichtet. Der Playa Los Guirres ist damit auch abgeschnitten. Im Moment läuft der Abzweig unterhalb der Steilküste, durch die dortigen Bananen. Da das Gelände dort terrassiert ist, bleibt abzuwarten, ob es tatsächlich bis zum Meer kommen wird. Auch mussten heute einige Wissenschaftler, die sich in dieser Zone aufgehalten haben herausgeholt werden.

Rechts ist der neue Finger zu sehen. Neuland gibt das so nicht.

In der täglichen Pressekonferenz heute hat PEVOLCA berichtet, dass der Lavastrom ganz im Süden sich nicht weiterbewegen würde. Auch an der Nordseite, Richtung Industriegebiet, sieht es gut und stabil aus. Immer wieder würden zwar am Rand einige heiße Lavabrocken abfallen, aber die Zunge bleibt stabil und verbreitert sich nicht. Wie jeden Tag werden derzeit neue Austrittsöffnungen im Bereich des jetzigen Hauptkraters nicht ausgeschlossen, was eben zur Folge haben könnte, dass die Stabilität des jetzigen Lavaabflusses verloren gehen könnte. Man sei weiterhin dabei das Geschehen zu beobachten und oberste Zielsetzung sei nach wie vor die Gesundheit der Bevölkerung. Nüchtern betrachtet haben die aber da bisher wirklich einen guten Job gemacht. Keine Toten und Verletzten kann sich schon sehen lassen. Die Beben weiter im Süden halten an. Heute waren es ein wenig mehr als gestern dafür aber weniger oberhalb der Stärke 3mblg. Die Tiefe bleibt beständig zwischen 10 und 15 Kilometern, es steigt also nicht weiter auf, darum könnte man auch eine weitere Eruption weiter im Süden momentan ausschließen. Zwischen diesen Beben liegen immer wieder welche die deutlich tiefer, unterhalb von 30km stattfinden. Hier gab es heute eines mit der Stärke von 4,3mblg, das fast auf der ganzen Insel gespürt wurde. Wir in El Paso wissen immer gar nicht, ob es sich bei dem Gerumpel und Gewackel um Erdbeben oder die Tätigkeit des Feuerberges handelt. Die Fenster und Türen wackeln mal mehr mal weniger.

Die wissenschaftlichen Proben der Lava haben ergeben, dass es sich um dasselbe Gebräu handelt, wie beim San Juan und beim Teneguia. Es ist kein frisches Magma, dass da unter uns brodelt und raus will, sondern, Magma das sich seit sehr langer Zeit in einer großen Kammer unter der Cumbre Vieja verharrt, welche in etwa in der Tiefe verortet wird, in der sich die momentanen Beben befinden. Daher verläuft der momentane Ausbruch eben auch in etwa so wie die bisherigen. Es wird auch nicht davon ausgegangen, dass sich die Kammer komplett leeren wird. Irgendwann lässt der Druck dann nach und der Vulkan gibt Ruhe. Das bedeutet aber dann eben auch, dass irgendwann das Spiel von neuem losgehen wird. Die rasche Zeitfolge mit 3 Eruptionen in nur 72 Jahren muss aber auch nichts bedeuten. Zuvor war fast 200 Jahre Ruhe, und auch dieser Ausbruch wurde wohl aus dieser Lavakammer gespeist. Wann das diesmal ein Ende nimmt kann man uns natürlich auch weiterhin nicht sagen. Zeitnah soll es wohl nicht sein, dies verrät den Wissenschaftlern der CO2-Ausstoß. Wobei man bei Vulkanologen ja gar nicht wissen kann, was „zeitnah“ zu bedeuten hat. Mit der nächsten Woche rechnet aber so gut wie niemand.

Ansonsten war heute fleißiges Aschefegen angesagt. Gestern hat es ja bis in die Nacht geregnet und heute hatten wir dann Wind von Westen, was das Zeug rüber auf die Ostseite getrieben, und den Flughafen lahmgelegt hat. Bis morgen um 13 Uhr, so sagt es Binter, wird das auch nichts landen können. Wir haben heute einen kleinen Familienausflug Richtung Tijarafe gemacht und auf dem Rückweg am Mirador El Time gestoppt. Da hat man dann schon wieder das nervige Grollen gehört, und deshalb haben wir beschlossen noch einen kurzen Halt am Stand von Tazacorte, zwecks Einnahme von Flüssigkeit einzulegen, weil es dort eben erheblich leiser ist als zuhause. Das ist aber auch richtig ernüchternd dort unten. Es ist fast alles geschlossen und die paar Bars die geöffnet sind, haben nichts zu tun. Auch dort ist alles voller Asche und der Wind wirbelt das schön auf. Dieses schwarze Pulver ist aber nicht nur gemein für die Atemwege, es verdeckt auch den Hundehaufen am Boden. Und das ist dann tückisch, vor allem für den Kinderschuh, und damit auch für die Rückbank des eigenen Fahrzeugs.