Unübersichtlich

Immer wenn die Lava durch neues Gebiet geht, dann ist man hier aufgeschreckt und lechzt nach Luftbildern und aktuellem Kartenmaterial. Allerdings klappt das dann meist so gar nicht. Abwechselnd geben sich die Leute Mühe, die Sachen schnell zu veröffentlichen, wahlweise sind das die Leute von OpenStreetMap, oder andere, die das ehrenamtlich machen. Solange von offizieller Seite nichts kommt, stützt man sich dann auf wenige Bilder, die in den lokalen Onlinemedien oder auf den Seiten der Wissenschaftler, wie des IGN oder Involvcan, veröffentlicht werden. Am besten funktioniert dann immer noch der Copernicus-Satellit. Der braucht aber auch immer, bis er neue Aufnahmen machen kann, und wenn es dann mal bewölkt sein sollte, dann gibt es gar keine neuen Informationen. Heute Morgen, war dann bei eltime.es zu sehen, wie die Lava direkt südlich, den Sparmarkt an der LP213 passiert hat. Die Karte von OpenStreetMap zeigt dann auch ungefähr diese Situation. Gegen Mittag waren dann Luftaufnahmen des Cabildos zu sehen, wonach der Lavastrom schon ca.100m weiter Richtung Atlantik gekommen war. Der Spar war nach wie vor nicht verschüttet. Jetzt sind die Bilder aber auch wieder 8-10 Stunden alt und man weiß nicht wirklich, wie die Geschichte weitergegangen ist. Bei der täglichen Pressekonferenz war die Rede, dass dieser Lavaarm mit ca. 50m pro Stunde weiterkommen würde. Ob dieser aber wirklich gemeint war, ist auch nicht klar. Der ganz im Norden sei zum Stillstand gekommen. Aber welchen meinen die denn? Der oben am Camino Cumplido? Zählt der offiziell überhaupt als eigener Strom? Deswegen kann man immer nur berichten, was auch zu sehen ist. Vor kurzem z.B., konnte man Rauchentwicklung nördlich des Industriegebietes sehen. Das lässt sich damit auch mit den Fernsehaufnahmen von RadioTelevision Canarias in Einklang bringen. Hier war heute zu sehen, wie sich Lava erneut über die LP2 geschoben hat. Das aber eben leicht nördlich des Industriegebietes. Für die Kreuzung am Sombreo könnte das langsam gefährlich werden. Weiter unten liegt die Hauptstraße zwischen El Paso und Los Llanos deutlich oberhalb der der Lavazungen, da sollte also auch nichts passieren. Allerdings, wenn man an der Kreuzung vorbeifährt und in Richtung Las Manchas schaut, dann geht es da, bis zum Industriegebiet eben leicht bergauf. Lava oben, Kreuzung unten ist keine gute Kombination. Es handelt sich schließlich um die Hauptverbindungstraße der Insel. Noch liegen da aber noch einige hundert Meter dazwischen.

Die Fakten, die uns heute mitgeteilt wurden sehen wie folgt aus, und beziehen sich aber erneut auf den Copernicus-Satelliten von gestern: Bisher wurden 1541 Gebäude komplett oder teilweise vernichtet. Das geben die Aufnahmen her. Wenn man aber diese Zahl, mit denen des Katasters vergleicht, dann fällt die Zahl weitaus niedriger aus. Hier ist nur von 937 Gebäuden die Rede. Woran das liegt, also was da mitgezählt wurde und was nicht, und warum ein Gebäude zwar zu sehen ist, aber dann doch nicht existiert, ist mir auch nicht wirklich klar. Das kann aber natürlich Folgen haben. Wenn es nachher um die Kompensation von Schäden gehen sollte, dann wird wohl auch nur der Verlust kompensiert werden, der wirklich vorhanden war. Damit ist jetzt nicht gemeint, dass es sich um Schwarzbauten handeln würde. So ein Kataster ist bei den Eintragungen eben auch recht langsam, und Gebäude, die da vor 200 Jahren errichtet wurden, sind vielleicht auch niemals eingetragen worden, weil das bisher auch nicht nötig war.

Bisher seien 8% der Insel vom Vulkan betroffen. Das erscheint erstmal nicht so viel, allerdings ergibt sich ein anderes Bild, wenn man bedenkt, wie groß der Anteil hier ist, der einfach gar nicht bewohnt ist. Und im Moment reden wir eben fast nur von bewohnten Gebieten, die vom Vulkan betroffen sind. Bisher wurden 6.400 Menschen evakuiert. Bei 400 handelte es sich um Touristen. Von den Verbliebenen 6.000 befindet sich der größte Teil in eigenen Häusern auf der Insel oder bei Freunden oder Verwandten. Einige haben auch schnell reagiert und sich, man kennt sich ja, und deswegen läuft das meist über soziale Kontakte, ein neues Mietobjekt gesucht und sind komplett umgezogen. Lediglich 280 Menschen sind derzeit im Hotel in Fuencaliente untergebracht.

Eine wichtige Neuerung gibt es aber auch. Behördlich bestätigt gibt es einen neuen Lavaautrittspunkt, und zwar an der südlichen Flanke. Die aus La Laguna sehen hier schon eine Entlastung. Was im Richtung Süden geht, kommt nicht bei einem selbst an. Da werden gerade ganz unterschiedliche Interessen am laufen sein. Für Las Manchas ist das nämlich eine sehr schlechte Nachricht. Wir wissen nicht wieviel Lava dort austritt, aber der Lavastrom im Süden hat sich ja fast 2 Wochen nicht bewegt. Der kommt also wohl auch nicht mehr in Gang, wenn da neue Lava drauffließt, vielmehr muss sich das neue Material dann wieder neue Wege suchen, und für alle Häuser, für die es zuvor knapp war, kann das verehrend sein. Wie gesagt man weiß nicht wie es dort gerade aussieht und wieviel Material dort tatsächlich austritt, aber eine neue Öffnung kann eigentlich nie gut sein, weil dadurch eben immer wieder neue Gebiete in Gefahr kommen. Das neue Delta bekommt gerade gar keinen Nachschub mehr. Alles was also gerade herauskommt, fließt nicht ins Meer, sondern bleibt irgendwo liegen. Und es sind jetzt schon über 640 ha von der Lava verschüttet.

Maria Jose Blanco die Sprecherin des Krisenstabes von PEVOLCA hat dann auch noch etwas gesagt, was einem recht wenig Mut macht. Der tägliche Ausstoß beläuft sich derzeit auf über 17.500 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag. Um davon sprechen zu können, dass der Vulkan bald Ruhe gibt müssten wir auf etwa 100 Tonnen runter kommen. Die Daten würden sagen, dass ein kurzfristiges und auch ein mittelfristiges Ende des Geschehens, nicht zu erwarten sei. Wie immer fehlt aber die Definition von kurz- und mittelfristig, was aber gar nicht so schlimm sein muss. Der Ausbruch des Unterwasservulkans vor El Hierro vor 10 Jahren dauerte über 5 Monate. Solange wir nicht gesagt bekommen, dass wir uns in ähnlichen Regionen bewegen werden, kann man froh sein, weil man da gar nicht darüber nachdenken möchte. Das ganze Denken findet gerade eh nur immer kurzfristig, also bis zum nächsten Tag statt. Wenn mittelfristig dann nächste Woche bedeuten würde, dann wäre langfristig vielleicht ja schon in 14 Tagen. Dieses Angebot für das Ende des Vulkanausbruchs würde gerade sicher jeder gerne annehmen.