Links oder rechts?

Genau das ist die große Frage. Der Strom der durch La Laguna geht, stockt. Links ist gut, dann südlich am Montaña de La Laguna vorbei und dann ab ins Meer. Rechts bedeutet eine massive Verschlimmerung der Katastrophe, dann könnte es Tazacorte an den Kragen gehen. Aber das wissen wir nicht, im Moment bewegt sich der Strom kaum noch. Für die zuletzt Evakuierten bedeutet das einfach nur Hoffen und Bangen. Der Strom ist zwar in die Breite gegangen, aber nach Westen geht es kaum vorwärts. Allerdings erhält er wohl Druck von weiter oben, so dass diese Entscheidung dann wohl doch bald fallen könnte. Fast verzweifelt möchte man in diesen Situationen schreien, dass die Entscheidungsträger doch etwas machen mögen. Ablenken, Umleiten, Gräben ziehen und so weiter. Immer wieder heißt es ja, dass so etwas in Island ja auch funktionieren würde. Schon vor Wochen gab es wohl ein wissenschaftliches Gutachten, von außerhalb, wie so etwas zu bewerkstelligen wäre. Nur scheint das nicht wirklich zu klappen. Wir haben ja auch gar keinen generellen Lavastrom. Mittlerweile erstreckt sich die Geschichte ja über eine Breite von fast 3 Kilometern und das ständige Abzweigen und Ausweichen der Lava in Richtung Norden, das wir in den letzten zwei Wochen beobachten, hängt wohl auch damit zusammen, dass der Lavafluss nicht konstant ist. Es wird eben mal mehr und mal weniger Lava gefördert, und so verbreitert sich der Strom bereits kurz nach dem Austritt, weil die Lavamassen ein Hindernis darstellen und die frische Lava sich den leichteren Weg sucht.

Viel Lava kommt im Moment nicht aus dem Vulkan, so saht es zumindest PEVOLCA, Dafür werden gerade mehr Gase ausgestoßen, Die Luft bleibt aber gut, man empfiehlt aber eine FFP-Maske, wegen der kleinen Schwebeteilchen in der Luft. Der Ausstoß an SO2 wurde mit über 20.000t pro Tag kalkuliert. Die letzten Tage lagen die Werte weit darunter, allerdings wurde uns da schon gesagt, dass man nicht genau messen könnte und dadurch davon ausgehen würde, dass die relativ niedrigen Angaben der letzten Tage „unterschätzt“ waren. Der Rückgang wäre ja eigentlich ein Zeichen gewesen, dass sich die Situation zum Positiven verändert, und deshalb haben wir hier die Werte, trotz der genannten potentiellen Unterschätzung ganz gerne zur Kenntnis genommen. Das hat sich nun erstmal wieder erledigt. Die Bebentätigkeit bleibt konstant auf einem hohen Niveau, hier hat man aber heute auch von offizieller Seite darüber gesprochen, dass die Beben in einer Tiefe von um die 30 km, abgenommen hätten. Kurz darauf gab es dann auf der Liste des IGN eine Serie von 5 Beben innerhalb von wenigen Minuten, just in dieser Tiefe. Gestern und vorgestern waren es jeweils nur deren 2 innerhalb von 24 Stunden. Ob das jetzt ein Zeichen auf Besserung war, hat uns niemand gesagt, aber man war natürlich versucht es als solches zu interpretieren. Alles was nicht objektiv schlecht ist, wird gerne positiv gedeutet. Vielleicht sollten wir langsam damit anfangen, die Sache einfach so zu nehmen, wie sie ist. Die ganzen Erklärungsversuche der minimalsten Veränderungen des Ausbruchsgeschehens, immer auf der Suche nach einem Anzeichen, dass es doch zeitnah enden könnte, helfen einem gerade auch nicht wirklich weiter. Irgendwann wird dann schon Schluss sein, aber zusätzliche Enttäuschungen, weil wir uns wieder zu große Hoffnungen gemacht haben, frustrieren ja auch eher.

Also schauen wir auf das was wir sehen, und das ist im Moment die Situation des Lavastromes von La Laguna. Und hier gibt es nur ein Motto: Das Ding muss nach links, also nach Südwesten gehen. Statistisch gesehen dürften wir beim Verlauf der Lava jetzt dann auch mal Glück haben dürfen. Wobei man sich in der Zwischenzeit schon an den Herrn Murphy gewöhnt hat, der bei Entweder-Oder-Entscheidungen, fies grinsend an der Ecke lauert und uns hämisch seinen Gesetzestext unter die Nase reibt.

Die galizischen Drohnenpiloten, die die eingeschlossenen Hunde ausfliegen wollten, sind wohl unterdessen wieder auf dem Heimweg. Etwas pikiert scheint man aufgrund des öffentlich vorgeführt Werdens zu sein, und hat die Behörden dazu aufgefordert, die Sache zu untersuchen. Die Reaktion seitens der Guardia Civil hat dann vielleicht auch noch zur Frustration beigetragen. Diese hat nämlich erklärt, dass man untersuchen würde, inwiefern hier ein Vergehen vorliegen würde, obwohl das pure Betreten der Sperrzone durch die Mitglieder des ominösen A-Teams sowas ja im Prinzip ganz offensichtlich darstellt. Übersetzt bedeutet das dann eher, dass man die Sache auf sich beruhen lassen wird. So gut wie jedem hier hat die ganze Aktion aber ein Grinsen ins Gesicht gezaubert und die Titelmelodie der Fernsehserie schwirrt einem seit gestern ohrwurmtechnisch durch den Kopf. Das sind die kleinen Dinge, die wir gerade brauchen, genauso wie die Geschichte von Juan Carlos Nùñez, dem Mitglied der militärischen Einheit des UME zur Brandbekämpfung, der nach 15 Tagen Einsatz auf La Palma abgezogen wurde, aber noch sein neues Haustier mitgenommen hat. Laguna, in Anlehnung an La Laguna, heißt die kleine Katze nun, die er adoptiert hat. Das Video, wie Juan Carlos die leblose Katze, mit Herzdruckmassage und Beatmung durch ein Plastikröhrchen wiederbelebt hat, hat hier alle berührt. Das Tier wurde anschließend von den Tierärzten betreut und der heldenhafte Feuerwehrmann hat die Katze jetzt mit nach Sevilla genommen.

Quelle: Ministerio de Defensa