Wo ist die Öffnung im Norden hin?

Heute Nacht hat der unstete Geselle uns schon überrascht. Da war dann plötzlich auf dem Livestream der südliche Lavastrom zu sehen. Der alte neue südöstliche Krater hat von Rauch und Gestein, auf flüssig umgestellt. Die Fernsehleute von TV-Canarias sind da recht schnell und haben an anderer Stelle (Hafen, mit Monsterobjektiv?) eine Kamera an den Start gebracht. Die Kamera die den Blick von Westen auf den unheiligen Berg gezeigt hatte, ermöglichte die Sicht eines Lavastromes im Norden und eines im Süden, die die Bergflanke hinunterliefen und dann nach Westen einschwenkten. Damit haben wir also wieder einen neuen Lavastrom, der ganz offiziell den Namen Nummer 10 erhalten hat. Wo geht der also hin, und was macht der, beziehungsweise, was macht der kaputt? Jetzt wissen wir, dass der 10er-Strom südlich parallel zum 1er-Strom verläuft. Aber richtig flott ist der gar nicht und deshalb hat und PEVOLCA gesagt, dass der wohl kaum Schaden anrichten werde. Die Asche ist hierbei unser Freund, die liegt da nämlich meterdick und bremst die Lava gewaltig aus. Die große Frage dabei ist natürlich, ob uns das auf der Nordseite was bringt, also da entsprechend weniger Lava austritt. Rein optisch konnte man den Eindruck nicht gewinnen und auch der Tremor hat auch zugelegt, was wohl eher bedeutet, dass der Vulkan auch beide Seiten beliefern kann. PEVOLKA hat uns dann das auch bestätigt. Die meiste Lava fließt an der Nordfront. Mal schauen, wie lange der Vulkan das durchhält an beiden Fronten aktiv zu sein. In den 40ern haben hat sich das schon mal einer getraut, das ging dann aber gewaltig in die Hose.

Der Livestream erweitert den heimischen Blick auf das Geschehen ganz gewaltig, und so gibt es noch eine Veränderung, die gewissermaßen ganz neu ist. An der Flanke des Berges gibt es einen neuen Lavaauslass. Dieser geht wesentlich westlicher ausgerichtet, als die Öffnung im Norden, die parallel dazu gerade außer Rauch, nicht viel von sich sehen lässt. Dafür fließt jetzt nach Westen mehr Lava ab. Welche Auswirkungen das jetzt auf die Situation am anderen Ende der Lavaströme hat, werden wir hoffentlich morgen sehen. Das Problem war ja, dass die ganze Geschichte in sich so verzweigt war, dass mit der Nordöffnung alle Lavaströme, abgesehen vom ganz neuen, Nachschub bekommen haben, und in den letzten Tagen aber eher in die Höhe und in die Breite gegangen sind. Trotzdem scheint diese Entwicklung eher gut für die Situation in La Laguna zu sein, zumindest die Anfangsrichtung stimmt hier.

Der kleine rauchende Punkt, unter der Fontaine war die Stelle, an der bisher die meißte Lava ausgetreten ist. Dagegen ist der Austrittspunkt unten neu und zeigt die Situation um 19 Uhr

Das mit den Beben bleibt rätselhaft. Hier ist man heute auf Rekordkurs, seit Beginn des Ausbruchs. Auch die Intensität hat im Schnitt zugelegt, dafür gab es heute wieder kaum Beben unterhalb der 30 Km, was ja, so hat uns gestern die Wissenschaft berichtet, ein gutes Zeichen sein soll. Auffallend ist auch dass es in den letzten Tagen eine größere Streuung der Beben zu geben scheint. Zuletzt waren fast alle Erschütterungen direkt unter dem südlichen Teil der Cumbre Vieja verortet, also da wo auch die Magmakammer zu sein scheint. Nun gibt es aber auch Beben, die weiter im Osten und Nordosten liegen. Bitte fragen Sie mich nicht was das bedeutet, mir ist das eben nur so aufgefallen. Zwar habe ich eine Idee, aber das ist wahrscheinlich wieder mal zu positiv gedacht, deswegen schreibe ich das hier nicht hin. Das ganze mit Theorien um sich werfen ist auch recht ermüdend. Es gibt schon genug, die sich einbilden, dass sie die Sache besser verstehen würden, als die kompletten, hier auf der Insel versammelten, vulkanologischen Fachkräfte. Da möchte ich gar nicht mitmachen.

Der Stern zeigt immer das letzte Beben an. Insgesamt werden die Beben der letzten 3 Tage hier gezeigt und mittlerweile gibt es auch einige Ausreißer vom Bebenwulst in der Mitte