Sind doch nur 5 Wochen und ein bisschen, fällt einem da ein. Stimmt aber dennoch, im Prinzip sollten wir gerade 50 Jahre Teneguia feiern. Ein gar lieblicher Vulkan, der sich genau so verhalten hat, wie man sich das wünschen würde. Weit weg von der Zivilisation, nichts kaputt machen, wenn man von den Unvorsichtigen absieht, die meinten man müsse am Kraterrand schnüffeln, und am Ende war das ein touristischer Magnet. Bis vor kurzem haben hier viele, die den damaligen Ausbruch mitbekommen haben, noch in Erinnerungen geschwelgt, wie sie mit der ganzen Familie am Wochenende eine Anhöhe besucht haben um picknickenderweise dem Vulkan bei der Arbeit zu zusehen. Diese Erinnerungen waren wahrscheinlich auch der Grund, warum wir, die ganze Geschichte vor dem Ausbruch recht locker gesehen haben. Die Vulkanromantik gehört jetzt aber der Vergangenheit an, hier ist gerade gar nichts mehr schön an dem Geschehen und auch wenn gestern und heute, die Lava nicht viel an weiterem Gelände eingenommen hat, sind die vulkanischen Nachrichten nicht wirklich erbaulich.
Sorgen bereitet uns die Deformation. Da hat es im Vergleich zu gestern einen gewaltigen Anstieg gegeben. Gestern waren an der Station LP3, die südlich und am nächsten zum Krater gelegen ist, noch ca. 14 cm Geländeinflation zum Normalwert gemessen. Heute sind es dann ca. 31 cm. Bei der heutigen Pressekonferenz hieß es zwar, dass es auch möglich sei, dass das Gerät Schaden genommen hat, aber die vom IGN glauben wohl schon, dass der Wert stimmen könnte. Letztlich bedeutet eine hohe Inflation, dass sich Magma in der Näher der Oberfläche befindet, die da raus will. Jetzt darf man also gespannt sein, was passieren wird. Die Hoffnung, dass da ein Messfehler zu Grunde liegt, will man ja nicht ganz aufgeben und eine andere Erklärung wäre auch noch, dass nicht der Druck im gesamten System hoch ist, sondern die lokale Verformung mit den Erdbeben und den dadurch entstehenden Veränderungen in der oberen Magmakammer zusammenhängen. Plötzliche und hohe Anstiege gab es ja schon öfter, aber hier sind wir in einer anderen Kategorie. Frau Blanco vom IGN, meint aber, dass damit eine neue Öffnung ins Spiel kommen könnte, aber wenn, dann so gut wie sicher im Bereich der momentanen Sperrzone. Irgendwie passt das aber auch zum momentanen Ausbruchsgeschehen. Gestern Abend hat der Vulkankrater wieder partiell nachgegeben und große Mengen Lava ausgeschüttet. Im Anschluss kam dann wieder der Düsenjäger zum Einsatz. Also eine gut hörbare, aber schlanke Gassäule die an der Westseite halbhoch aus dem Vulkan feuerte. Da war schon rein optisch ordentlich Druck dahinter, was auf eine kleine Öffnung schließen ließ. Durch eine so kleine Öffnung kommt dann aber eben auch nicht all zu viel Material raus, und somit ist eine Stauung an der Oberfläche auch irgendwie logisch. Im Moment raucht er eher und das auch wieder aus dem Hilfsschlot im Südosten, dabei ist die Lautstärke zurück gegangen. Vielleicht reicht das jetzt ach schon wieder, dass ach die Bodendeformation wieder abnimmt. Die anderen Werte, die heute bei der Pressekonferenz geliefert wurden, sind nämlich im Prinzip schon wieder Lava und Asche von gestern. Der Bemessungszeitraum, bis auf die Sache mit der Deformation ist nämlich immer von Pressekonferenz zu Pressekonferenz. So sind bei den Gasmessung und den Beben immer die Werte vom Vortag mit drin. Gestern war der SO2 Wert wieder gewaltig und auch die Bebenzahl hoch. Dagegen liefern die Schaubilder auf der Homepage des IGN immer die Daten der Beben nach Kalendertag. Und da sieht es heute schon erheblich besser aus als gestern. Die Anzahl der Beben ging massiv zurück, allerdings gab es heute ab 17 Uhr wieder einige Beben in tieferen Zonen von über 30 km. Die Magnitude des Spitzenwertes lag bei 4,8 unterhalb von Mazo. Das hat wieder ordentlich gewackelt. Ich habe für nächste Woche einen Zahnarzttermin und überlege gerade, ob die Vorstellung eines Bebens dieser Stärke, während der Dentist mit Bohrgeräten an meinen Beißereien arbeitet, so schön ist.
Positive Nachrichten gibt es indes aus La Laguna, da kommt die Lava nach wie vor nicht wirklich voran, aber die Tendenz des nördlichsten Stroms geht wohl weiterhin in Richtung Südwesten, was zu einer Vereinigung der beiden La Laguna-Lavazungen führen könnte. Das es doch noch nördlich um den Berg herum geht, bleibt aber immer noch nicht ausgeschlossen, sondern ist abhängig vom Lavanachschub. Im Moment wird aber vor allem die Zunge vom Anfang gefüttert, also die, die nach Todoque geflossen ist und bereits den Atlantik erreicht hat.