Nach mehreren Tagen ohne große Veränderung hat die Lava gestern und heute wieder etwas an Boden gut gemacht. Das wichtigste dabei bleibt, dass die Zunge in La Laguna weiter still hält. Leicht südlich davon hat aber der Lavastrom, welcher über den Sparmarkt gezogen ist, einen neuen Impuls bekommen und hat sich etwas weiter Richtung Meer bewegt. Mittlerweile gibt es aber keinerlei Prognosen, ob er jemals dort ankommen wird. Der plötzliche Anschub bedeutet aber, dass der La Laguna-Strom ebenfalls jederzeit wieder an Fahrt gewinnen könnte. Laut Miguel Ángel Morcuende, dem derzeitigen Vorsitzenden des Krisenstabes PEVOLCA, ist das der Grund, warum die zuletzt Evakuierten im Gemeindegebiet von Tazacorte, derzeit noch nicht in ihre Häuser zurück dürfen. Ein weiterer Strom, der derzeit mit Lava versorgt wird, ist ganz im Süden gelegen. Ursprünglich steuerte dieser auf den Friedhof von Las Manchas zu, da er direkt seitlich an der alten Lavafront herunter floss. Mittlerweile hat er sich aber wohl auf den alten Strom gelegt, deshalb ist in absehbarer Zeit keine neue Zerstörung von dieser Seite zu erwarten. Das meiste Material fließt durch die Mitte, entlang des Lavaflusses der durch Todoque ging. Hier hat sich ganz zu Anfang schon ein kleiner Abzweig gebildet, der anschließend zum Stillstand gekommen ist, aber nun neue Nahrung erhält und weitere Häuser verschlingt. Letztlich ist es nicht allzu viel Fläche, bis dieser Abzweig wieder auf den Ursprünglichen Strom an der LP 213 treffen wird, allerdings ist diese Gegend recht dicht bebaut. Betroffen ist gerade das Gebiet etwas nördlich des Camino Aniceto, Luftlinie oberhalb des Canguro Restaurants. Allerdings kommt die Lava auch hier recht langsam vorwärts. PEVOLKA erklärt das damit, dass die bisherige Lava die neue ausbremsen würde. Eine aktuelle Karte findet sich hier.
Der SO2-Austoss bleibt auf einem hohen Niveau, von über 17.000t ist die Rede. Das ist erheblich weniger als wir schon hatten, aber eben auch erheblich zu viel als dass es als positives Zeichen gewertet werden könnte. Mittlerweile haben wir über 900ha an Fläche die von der Lava bedeckt ist, also das doppelte des Höchstwertes der Ausbrüche seit der spanischen Besiedlung der Insel. Aus der Politik kommen mittlerweile immer klarere Signale, dass man die neuen Lavaflächen nicht zu schützen gedenkt, sondern nach Möglichkeiten der Nutzung dieser Gebiete sucht. Das passt zu dem Wunsch meines Freundes Carlos, der die Tage zu mir meinte, dass er kein Geld von Staat als Unterstützung haben möchte, weil er da eh nichts groß erwarten würde. Er wolle lediglich die Erlaubnis, die Lava fort zu schaffen, um seine kleine Finca wieder bewirtschaften zu können. Die ganze Sache wird gerade richtig spannend, vielleicht ergeben sich am Ende eben doch Möglichkeiten, aus dem verloren geglaubten Land etwas zu machen. Wenn man das Geld, dass aus Madrid versprochen wurde da entsprechend einsetzten würde, wäre vielleicht einiges möglich. Die Insel ist hügelig genug und warum soll bei einem entsprechenden Fundament, nach ordentlicher Prüfung, die Bebauung denn unmöglich bleiben? Dann würde das neue Todoque eben etwas höher liegen.
Die Bebenanzahl bleibt hoch, allerdings hatten wir heute noch kein einziges Beben mit einer 4 vor dem Komma, eine 3,6 war die höchste Magnitude, aber der Tag ist auch noch nicht vorbei. Es gab heute auch nur ein einziges Beben in der unteren Magmakammer. Und da Frau Blanco vom IGN meinte, dass erst die unteren Beben aufhören müssten, bis dann die oberen aufhören können, verbuchen wir diese Tatsache momentan auf der Positivliste.
Der Tremor bleibt mittel bis hoch, gravierende Ausschläge gab es heute nicht, allerdings geht es nach wie vor hoch und runter. Das passt hervorragend zu den sich ständig verändernden optischen und akustischen Eindrücken. Gestern Nacht gab es viele Druckwellen und leichtes Geknalle, heute am frühen Mittag war der Düsenjet wieder zu hören und nun vernimmt man wieder ein Geräusch einer kräftigen Meeresbrandung. Die Deformation an der Messstelle LP3 ist weiter zurückgegangen und hat fast wieder das Level von Vorgestern erreicht.
