Name

Laut war der Vulkan letzte Nacht und auch am heutigen Tag. Selbst aus dem Nordwesten kamen die Klagen, dass das mit der Nachtruhe eher so mäßig funktioniert hätte. Ich selbst fand das gar nicht so schlimm. Das explosive Gepolter, dass Türen und Fenster wackeln lässt war gegen 1 Uhr in der Nacht vorbei. Danach nur noch gewaltiges Brandungsrauschen. Das ist zwar laut, aber ich konnte da prima schlafen, und hatte dabei Bilder vom Strand im dösigen Kopf.  Was er gerade macht, der Vulkan, kann man nicht richtig sehen, da ist alles schwarz. Ob das Wetter- oder Aschewolken sind, oder eine Kombination von beidem, kann ich nicht sagen. Ein wenig Feuerschein aus dem vorderen, lavaförderten Auslass ist zu sehen und das Brandungsrauschen hat zuletzt massiv nachgelassen. Insgesamt kommt gerade wohl ordentlich viel Lava heraus, wie PEVOLKA heute bei der Pressekonferenz mitteilte. Ein Teil fließt nach Westen und kann keinen Schaden mehr anrichten, weil da schon alles bedeckt ist. Im Südwesten sieht die Situation aber gerade anders aus. Der Teil der Lava, der sich nördlich des Camino Aniceto in Richtung Westen bewegte, und auf dem Weg einige Häuser verschlungen hat, erreichte heute morgen die Bananenkooperative CoValle, an der Kreuzung der LP213 in Richtung Tazacorte und fließt weiter Richtung Meer. Die 350 Mitglieder der Kooperative geben sich aber kampfeslustig und haben vor schnellst möglich an anderer Stelle weiter zu machen.

Das mir der Kampfeslust ist so eine Sache. Das WIR gegen IHN, also den Vulkan, funktioniert ja nicht wirklich. Der macht mit uns was er will und unsereins hat man vielleicht Phantasien, was wir gern mit ihm machen würden, aber dabei bleibt es dann auch.  Der Kampf findet nur im eigenen Kopf statt, da aber recht heftig. Nicht unterkriegen lassen ist erste Bürgerpflicht, psychische Kompensation das Motto. Dabei hilft, dass der Vulkan noch keinen Namen hat. Man kann ihn somit alles heißen, was recht prima ist. Das müssen nicht nur Schimpfwörter in allen möglichen Muttersprachen sein, auch eine Verhohnepipelung hilft immens. Der Pflaumenaugust kann da nämlich gar nichts dagegen machen. Was man nicht besiegen kann, dass muss man verspotten oder wenigstens auslachen, sonst kommt man da nicht wirklich durch. Solange der Sausack arbeitet, wird er wohl auch kaum von offizieller Seite einen Namen bekommen. Meikel Chakón von eltime.es hat sich schon vor Wochen darüber ausgelassen, dass immer wieder der Versuch unternommen wurde einen Namen zu platzieren, und damit Tatsachen zu schaffen. Er fand das extrem unangemessen, dass es Leute gibt, die versuchen sich damit zu profilieren während so viele Menschen um ihr Zuhause und Ihre Existenz fürchten. Der Bevölkerung wurde ja zugesprochen, dass Sie einen Namen aussuchen soll. Verschiedene Vorschläge kamen da auf den Tisch. „Cabeza de Vaca“, weil Kuhkopf doch ganz lustig klingt war dabei, „Tajogaite“ (hat es sogar bis Wikipedia geschafft) steht bei einigen ganz hoch im Kurs, weil, wegen der eigenen Identität, der Guanchenname wichtig ist. Andere fordern den Namen „Todoque“, zum Gedenken an das untergegangene Dorf, und so geht das munter weiter. Immer mal wieder versuchen einige eine Abstimmung zu lancieren gerne auch um ihren eigenen Vorschlag nach vorne oder zumindest in den Ring zu werfen. In welchem Rahmen eine solche Entscheidung irgendwann mal stattfinden wird, weiß derzeit niemand, gibt uns aber die Möglichkeit, dass wir zu dem Ding vor unserer Nase sagen dürfen was wir wollen. Man darf Tajogaite, Tachonadel, Tamagotchi oder gar Themselisbeth sagen und keiner hat das Recht einen zu korrigieren. Man kann Ihm auch den Namen eines Mitmenschen anhängen, den man so gar nicht mag, man oder in dem Fall Mensch, darf dass sogar gendern, alldieweil auch unter den weiblichen Mitmenschen einige herumspringen, die man sympathiemäßig mit dem/der blöden VulkanIn in Verbindung bringen kann. Weder der Vulkan, noch Beatrix von Strolch können etwas dagegen tun. Für mich kam der beste Vorschlag für den Namen dann wiederum von Maikel Chacón. Der brachte gestern die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Vulkan niemals einen Namen erhalten soll. Ich finde das eine prima Sache. Bei dem ganzen Drama hat der so eine Ehre eines eigenen Namens gar nicht verdient. Besser kann man Verachtung nicht zum Ausdruck bringen und die Vorstellung, dass man hier in einigen Jahren einfach über den „Drecksack von 2021“ redet, finde ich ganz schön, weil zutreffend. Es wäre zwar nur ein kleiner Sieg, aber immerhin hätten wir an dieser Stelle den Kampf gewonnen.