Der Vulkan kann ja gar nichts

Man möchte fast raufklettern und den unliebsamen Gesellen verhöhnen. Da kommt gerade nicht viel an Aktivität bei rüber. Aber wahrscheinlich ist es immer noch zu früh eine dicke Lippe zu riskieren, dafür hat es in den letzten 52 Tagen schon zu viele Überraschungen gegeben. Also schön demütig bleiben und sich freuen, dass die wichtigen Werte weiter zurückgehen bzw. stabil bleiben. Wer jetzt aber noch kommen möchte um ein wenig Feuer zu sehen, der sollte sich langsam sputen. Die Flamme, die oben aus dem Hauptkrater kommt, und sich jetzt bei einsetzender Dunkelheit wieder zeigt, erinnert langsam eher an die Zündflamme eines Gasboilers, als an einen Vulkan. Asche aufstoßen, das tut er noch, manchmal mehr und manchmal weniger. Und an der unteren Öffnung tritt weiterhin Lava aus. Das verrät uns der helle Rauch und der Feuerschein in der Nacht. Im Wesentlichen verläuft diese aber auf der alten Lavafläche und tritt nur am Rand etwas über. Heute aber gab es nochmal etwas Schwung für eine der Lavazungen. Südlich des Montaña Todoque hat es die Lava an einer kleinen Stelle noch über die Klippen geschafft und verschüttet gerade den nördlichen Rand der Playa Nueva. Dort wird gewissermaßen direkt an das südliche Ende des neuen Lavadeltas etwas drangebaut. Das mit der Lava ist aber im Moment recht gut. Wichtig ist ja derzeit nach wie vor der Lavastrom im Norden, und der bewegt sich ja seit geraumer Zeit nicht mehr weiter. Nach der Erfahrung von Todoque, wo man ja vergeblich auf ein Wunder gehofft hatte, scheint das Wunder von La Laguna mittlerweile durchaus realistisch.

Heute gab es wieder etwas mehr Beben, aber das scheint in Ordnung zu sein, wenn es wirklich so sein sollte, dass die obere Kammer sich gerade entleert, und von weiter unten nicht mehr viel nachkommt, dann muss es ja zwangsläufig zu Erdstoßen kommen, weil der Druck im inneren der Kammer nachlässt. Und noch spuckt er ja, das bedeutet, dass das Magma nach wie vor in Bewegung ist, und dann rumpelt es eben auch mal. Der SO2-Ausstoss hat sich im Vergleich zum Vortag halbiert. Hier würden zwischen 9.000 und 12.000t kalkuliert. Die Bodendeformation bleibt stabil, und es wurde auch schon gesagt, dass nicht unbedingt zu erwarten sei, dass diese wieder auf vorvulkanisches Niveau absinken würde. Vielmehr gehört so etwas auch zum Wachstumsprozess der Insel. Der Vulkan hat heute auch vom IGN eine Höhe von 1131m über Meereshöhe attestiert bekommen. Allerdings fehlt jetzt der Ausgangswert, um die tatsächliche Höhe zu benennen. Wenn man da aber eines Tages draufklettern kann, dann hat man sicher eine tolle Sicht. Vielleicht kommen da auch nochmal ein bis zwei Meter drauf. Ganz fertig hat er ja noch nicht, auch wenn der vulkanische Tremor weiter rückläufig ist. Wenn das so weitergeht, dann muss das IGN spätestens Übermorgen die 7-Tages-Tabelle umgestalten, weil der Ausschlag nach unten nicht mehr draufgeht.

immer weiter runter

Wenn man sich jetzt noch anschaut, dass der kanarische Minister für Verkehr heute meinte, dass das erste was gemacht werden wird, die Verbindung von Puerto Naos nach Tazacorte sein wird und dafür den Betrag von 48 Millionen Euro auf den Tisch legt, dann könnte man denken, dass auch die Verantwortlichen damit rechnen, dass die Geschichte bald rum sein wird. Wenn man nämlich einen Betrag nennt, dann müsste es ja auch eine Kostenkalkulation dafür geben, und das funktioniert eben nur, wenn man auch einen Plan hat, was da gebaut werden soll. Vielleicht rechnen die also gar nicht mehr mit viel Lavanachschub und sind jetzt schon am planen. Die große Frage ist nun natürlich, wie schnell das gehen wird. Die Verbindung von Las Norias nach Las Manchas ist auf jeden Fall schon in Arbeit. Hier haben heute die Bagger angefangen, man gibt dafür 1,8 Millionen aus und möchte bereits in 4 Wochen fertig sein.

Der Wiederaufbau beginnt (Foto: eltime.es)