Jetzt passiert gerade wieder was und keiner weiß so richtig, was man damit anfangen soll. Der Vulkan hat sich wieder was Neues ausgedacht, dass uns grübeln lässt. Seit heute Morgen gibt es gewaltig viele Beben in der unteren Kammer. Das ist die, die den Vulkan immer mit frischem Magma versorgt hat, und, so hieß es ja so schön in den letzten Tagen, kaum neues Material nach oben geliefert hat. Wir hatten ja schon Hoffnung, bald aus der Nummer raus zu sein, weil es eben nur noch ein bis zwei Beben pro Tag dort unten gegeben hat und der Kerl damit nicht mehr genug Nachschub bekommen hat. Was die Beben jetzt bedeuten, sagt man uns nicht, einfach, weil das keiner so richtig wissen kann. Im Normalfall bedeutet so etwas, das Magma von unten hochgedrückt wird, und in die obere Kammer gelangt, von wo aus das Zeug dann über den Vulkan an die Oberfläche kommt. Von den ein bis zwei Beben pro Tag sind wir aber gerade ein gutes Stück weg, Seit heute, um kurz vor 9 Uhr, waren es bislang stattliche 41 Stück, alle in einer Tiefe von etwa 30 km. So viele hatten wir noch nie. Wenn der Vulkan also jetzt nachlädt, dann scheint das bei der Bebenzahl richtig viel zu sein und dann stehen uns einige unschöne Tage bevor. Das hängt aber natürlich immer davon ab, wie hoch dann der Druck weiter oben sein wird. Wir wissen ja nicht wie groß die Kammer dort wirklich ist, wieviel da schon rausgelaufen ist und vor allem haben wir keine Idee, wieviel da jetzt nachkommt. Man würde so gerne einen Apparat haben, der da reinschauen kann und da Klarheit verschafft. Wir wissen nämlich gar nicht, ob da wirklich noch eine Verbindung besteht zwischen den beiden Kammern. Weil das Magma ein wenig Zeit braucht um die 15-20km nach oben zu kommen, dürften wir aber morgen dann mit einer Bebenserie in der oberen Kammer rechnen. Und ganz spannend wird es sein, morgen die Bodendeformation zu sehen. Wenn da Material aufsteigen sollte, dann muss das ja von unten drücken und damit zu einer Anhebung des Untergrundes führen.
Aber wir wissen eben gar nicht, ob da jetzt frische Magma nachkommt, die den Ausbruch dann nochmals unnötig verlängert. Frau Blanco vom IGN meinte schon ganz zu Anfang, dass Beben nun mal zu einem Vulkanausbruch gehören und dass es sich dabei um eine Neuordnung innerhalb der Magmakammer handeln würde. Und auch heute bei der Pressekonferenz hat sie dann nochmal betont, dass es eben Beben geben wird, die Bedeutung auf das Ausbruchsgeschehen sich aber erst in den nächsten ein bis zwei Tagen offenbaren würde. Denkbar wäre ja z.B. auch, dass da unten gerade alles in sich zusammenfällt, eben weil ja die Kammer oben sich leert und dadurch sich die Druckverhältnisse im System eben auf irgendeine Art ändern. Die Wissenschaftler von PEVOLKA bemühen sich redlich keinerlei Prognosen abzugeben, obwohl die natürlich intern sehr wohl so ihre Theorien haben. Als bekennender Laie steht man dann recht dumm da und muss jetzt einfach warten. Da sind nämlich bei allen Möglichkeiten, immer Dinge dabei, die einen das nicht verstehen lassen. So müsste sich z.B., wenn innerhalb des Systems Magma aufsteigen würde, ja direkt der Tremor erhöhen. Zum einen, weil fliesendes Magma das direkt verursachen würde, und zum anderen, weil dadurch, ja direkt der Druck im System ansteigen müsste. Das ist aber nicht der Fall, der Tremor zeigt uns vielmehr einen leichten Rückgang im Vergleich zu gestern. Optisch wirkt der Vulkan aber wieder etwas aktiver. Heute den Tag über gab es mächtig viel Asche zu sehen, die aber, dank des Passatwindes, zumindest nicht in El Paso runterkam. Jetzt in Dunkeln sieht man am Hauptkrater auch wieder einen Auswurf von Lava, aber es schein auch Gas auszutreten, der Vulkan faucht wieder und das war auch seit heute Morgen zu hören. Sollte es so sein, dass es sich um Entlastungsbeben in großer Tiefe handelt, dann dürfte jetzt im Prinzip aber fast gar keine vulkanische Aktivität mehr vorhanden sein. Die große Frage ist jetzt, was da unten gerade passiert und welche Auswirkungen das auf uns hier oben haben wird.
Das Ganze macht uns allen aber natürlich schlechte Laune. Der Kopf hat uns die letzten Tage immer gesagt, dass die Geschichte noch nicht vorbei ist, aber der Weg der letzten Tage war ja so positiv, dass jeden Tag die Hoffnung gestiegen ist, dass wir uns auf der Zielgeraden befinden. Vielleicht sind wir das ja immer noch, und die Beben von heute haben gar keine relevante Bedeutung. Gefühlsmäßig sieht das aber gerade nicht so aus, da passiert gerade was, wir können es nicht erklären und bekommen dadurch Muffensausen. Enrique hat sich schon festgelegt, und meint, dass es wieder stärker werden wird mit dem Ausbruch, und dass man hoffen sollte, dass das Magma, das da unten aufsteigen würde, seinen gewohnten Weg nehmen wird. Er bringt nämlich plötzlich auch einen potentiellen alternativen Eruptionsort ins Spiel. Wie schon geschrieben, der Mann neigt dazu gerne mal einen raus zu hauen, aber der Teufel, den der da an die Wand skizziert, ist schließlich ein Eichhörnchen. Deswegen morgen schnell schauen, was die Bodendeformation macht, und diesmal eben alle Stationen anklicken in der Hoffnung, dass da nicht irgendwo eine neue Beule entstanden ist.