Seit einigen Stunden ist wieder was Neues zu sehen. Am Hauptkegel steigt aus dem hinteren Schlot immer wieder eine kurze Lavafontaine zu beobachten. Das pufft kurz hoch und ist dann wieder weg. Nach einigen Sekunden wiederholt sich das dann. Übrig bleibt eine kleine Rauchwolke, die dann aufsteigt und eben direkt danach von der nächsten Gesellschaft bekommt. Sonst ist am oberen Teil des Kegels gerade gar nichts zu erkennen. Rein optisch also wieder ein Gewinn, wenn es nicht durchgehend qualmt oder feuert, dann scheint da wieder irgendwas nach zu lassen. Unten kommt aber unentwegt weißer Rauch und somit auch Lava raus. Im Moment sieht das sogar nach richtig viel Rauch aus, aber ich konnte gerade auf der Fahrt von Los Llanos nach El Paso, beim Blick auf das Lavafeld, nicht so viele rote Stellen erkennen, wie vorgestern. Da war es aber auch schon richtig dunkel und nicht nur dämmrig wie gerade eben. Ab Nachmittag war auch kein Rauch mehr von der Playa Nueva zu erkennen. Wenn das heiße Material auf den Atlantik trifft, dann steigt da eine Rauchsäule auf. Die fehlt gerade. Ob das jetzt bedeutet, dass oben weniger Lava austritt, oder ob sie unten eben wieder etwas in die Breite, statt ins Meer geht, kann ich nicht sagen, möchte aber ganz klar die Option von weniger Lava wählen. Nur, dass mich da eben niemand fragt.
Die heute präsentierten Werte geben nicht viel her. Außer dass die Summe der Erdbeben den niedrigsten Stand seit dem 30.9. erreicht haben, wenn uns heute Abend nicht noch eine Bebenserie dazwischenkommt. Die Geländedeformation ist weiterhin stabil bzw. an der Station LP 3, also am nächsten zum Krater gelegen, sogar leicht rückläufig. Hier hat man nun den tiefsten Stand, seit Beginn der Eruption. Die Gase die der Vulkan abgibt, zeigen zum Vortag nicht wirklich eine Veränderung auf, was ja somit akzeptabel ist. Alles, was nicht schlechter ist, als zuvor, nehmen wir erst einmal gerne so hin.
PEVOLKA zeigt sich indes etwas besorgt, weil es unter Umständen zu Regen kommen könnte. Auf dem Atlantik braut sich etwas zusammen, und es liegt im Bereich des Möglichen, dass die Westseite der Insel das abbekommen wird. Im Moment sind die Vorhersagen noch nicht alarmierend, es kann eben auch sein, dass die Sache vorbeizieht, aber man ist besorgt, dass es doch schlimmer kommen könnte, als derzeit erwartet wird. Das mit dem schlimmer kommen, ist ja derzeit so eine Sache, an die wir uns ein wenig gewöhnt haben, aber vielleicht haben wir auch einfach mal ein wenig Glück. Man hofft in den nächste 48 Stunden eine genauere Vorhersage machen zu können. Das große Problem hierbei ist die nach wie vor gigantische Menge an Asche, die hier, vor allem oberhalb von Las Manchas, an den Hängen liegt. Bei Starkregen kann das zu einer riesigen Gefahr werden, wenn mehr Regen fallen sollte, als das lose Material aufnehmen kann, dann drohen Aschelawinen. Unabhängig davon hat man uns auch nochmal mitgeteilt, dass wir das momentan „ruhige“ Ausbruchsgeschehen nutzen sollen, um die Dächer von der Asche freizuhalten. In der gesperrten Zone, sei dies aber nicht notwendig, hier würden die Helfer das regelmäßig übernehmen. Das sagen die nicht ganz ohne Hintergrund. Wenn man so will, dann haben wir heute den ersten Todesfall in Zusammenhang mit dem Vulkan zu beklagen. Ein 72jähriger Mann wurde heute tot im Sperrgebiet in La Manchas aufgefunden. Gestern fuhr dieser, auf regulärem Weg, in die evakuierte Zone, um dort Tiere zu versorgen, kam dann aber nicht nach Hause zurück und wurde auch beim Verlassen der Zone nicht am Checkpoint angetroffen. Heute wurde er dann tot aufgefunden, man geht derzeit davon aus, dass er das Dach des Hauses von der Asche befreien wollte, und dieses Dach dann eingestürzt sei. Wie genau es dazu kam untersucht momentan aber noch die Guardia CIvil.