Ja, es hat wieder Asche geregnet, aber nicht all zu viel und deshalb haben wir den Besen da gelassen wo er war, nämlich in der Ecke. Nein, heute kamen doch tatsächlich Gäste an. Gleich 6 Stück an der Zahl. Die wollen aber gar keinen Urlaub machen, sondern dem Vulkan wissenschaftlich zu Leibe rücken. Das ist aber dennoch schön, wenn man etwas zu tun hat, und die Gäste dazu noch von der besonders netten Art sind. So etwas tut gerade wirklich gut. „Normale Urlauber“ kommen gerade nicht, und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Normal ist ja derzeit nichts, das hat uns die Asche, auch wenn es wenig war, heute, nochmal vor Augen geführt. Die Arbeit als Ferienhausvermieter ist nämlich gerade eher mit Frust behaftet. Nach fast 2 Jahren Covidgedöns, war der Buchungskalender ganz üppig gefüllt und man dachte wirklich aus dem Gröbsten raus zu sein. Aber der Vulkan wird ja nicht ewig spucken, und deshalb hoffen wir, dass es danach auch wieder losgeht. Viele unserer Stammgäste haben schon gesagt, dass das noch abwarten und dann an die Planung gehen werden. Nur gehen uns gerade auch ein wenig die Unterkünfte aus, einige Häuser gibt es einfach nicht mehr und ein anderer Teil ist auf bislang unabsehbare zeit nicht zu erreichen. Deshalb sind wir grad ein wenig auf der Suche nach neuen Unterkünften, was aber bei unserer Firmenphilosophie, dass die Besitzer hier leben sollen, damit das Geld, das rein kommt, hier auf La Palma bleibt und möglichst oft zirkuliert, gar nicht so einfach ist.
Diese Warterei auf das Ende des Vulkangeschehens ist derzeit für ganz viele richtig zermürbend. Man merkt das an allen Ecken und Enden. Die Betroffenen warten darauf, dass es Geld gibt, einige haben etwas bekommen, andere noch nicht, weil es einfach unzählige Anträge gibt und die Behörden eben auch versuchen nach dem größten Bedarf eine Reihenfolge fest zu legen. Bedarf an Unterstützung haben aber gerade viel, und Ana, die brutal nette Hausbesitzerin der Casa Dianayer, die auf dem Rathaus in Los Llanos im Bereich Soziales arbeitet, meinte heute auch, dass man wegen der Flutwelle und der Unzufriedenheit der Menschen am Verzweifeln sei, es aber einfach nicht schneller gehen würde und jeder schon unzählige Überstunden angehäuft hätte. Dazu kommt ja bei den entsprechenden Stellen auch noch die alltägliche Arbeit der Unterstützung der sozial Schwächeren, und diese Gruppe ist jetzt nochmals angestiegen. Auch die, die jetzt ihre Unterkunft noch haben, aber plötzlich kein Einkommen mehr haben melden sich zu Wort, und beschweren sich, aus deren Sicht zurecht, weil viele einfach nicht mehr wissen, wie sie weiter über die Runden kommen sollen. Theoretisch wird es in den nächsten Jahren ja genug Arbeit geben. Es wird ein Boom im Haus- und Straßenbau erwartet. Allerdings ´wird das noch dauern, bis es losgehen kann, zumindest die Lava sollte noch ein wenig runterkühlen. Trotzdem sitzen alle irgendwie in den Startlöchern und würden gern loslegen. Es ist ja auch nicht so, dass das Aridanetal nicht mehr existiert. Gut, da gehen einige Kilometer Lava durch, das war beim San Juan aber auch schon so, wenn auch etwas weniger. Und auch auf der anderen Seite der Lava wird nach und nach alles wieder normal werden. Die Straßenverbindung, wie auch immer, hat schließlich erste Priorität, und sobald man da mit dem Auto durchkommt, dann kann man auch wieder in El Remo Fisch essen gehen. Gesellschaftlich wird man aus der Geschichte rauskommen. Und was für viele derzeit als Verlust gilt, weil manche Dinge einfach unter der Lava liegen, wird zu unserer neuen Realität werden. Das Tal ist ja nicht komplett verwüstet. Viele haben ihr Lebenswerk verloren, aber die Menschen sind ja noch da, und gewillt weiter zu machen.
Vulkantechnisch ist heute nicht all zu viel passiert. Die Gasemission hat abgenommen, dafür ein paar Beben mehr als gestern, aber immer noch wenig, Die Lava läuft in der Gewohnten Bahn nach Westen, die Deformation ist stabil, mit leichten Schwankungen und der Tremor rattern auf niedrigem Level vor sich hin. Viel Kraft scheint da nicht mehr dahinter zu stecken und auch Frau Blanco vom IGN hat heute gesagt, dass die Energie weit zurückgegangen sei. So hoffen alle, dass der Drecksack zeitnah stirbt und ist voller Sorge, dass es ein langsames und ewiges Dahinsiechen sein könnte. Wir hatten ein Leben vor dem Vulkan und jetzt hatten wir 8 Wochen ein Leben mit dem Vulkan. Jetzt ist es aber gut und wir sind gespannt, wie das leben danach aussehen wird.