Wir haben einen neuen Höchstwert in Sachen Beben erreicht. Nicht in der Anzahl, das war ja mit über 300 Beben bereits vorgestern. Nein, heute Nacht um kurz nach 1 Uhr, also nach exakt 2 Monaten Vulkan, gab es ein Beben mit Magnitude 5,1. Das hatten wir noch nicht, letztlich wurde das Beben aber nach etlichem Rauf und Runter, nur mit einer Intensität von IV bewertet. Da waren wir mit einer V schon drüber, auch wenn dieses nur eine 4,8 Magnitude hatte. Das ist aber schon komisch. Das Magnituden raten ist ja hier Volkssport geworden, mittlerweile ist es aber auch so, dass man in der Art der Beben einen Unterschied merkt. Mal sind die heftig aber kurz, dann wackelt für einen Moment alles, mal kommen die etwas langsamer um die Ecke. Die finde ich aber weitaus unangenehmer, weil das Rütteln einfach immer mehr zunimmt. Bis man die Kurzen bemerkt, sind die meist schon rum. Die Beben sind aber das einzige vulkanische Phänomen, an das man sich etwas gewöhnt hat. Solange die nicht stärker werden kann man damit leben. Außerdem stumpft man ganz gewaltig ab. Nicht nur, dass einen die heftigen Klopper nicht mehr wirklich erschrecken, auch die etwas leichteren, bei denen es nur ein leichtes Zittern gibt, sind mittlerweile eher eine spannende Angelegenheit geworden, und man schaut fasziniert auf die Ringe in der Kaffeetasse, die langsam schwächer werden.
Was die Summe der Beben angeht, sieht es gerade wieder ganz gut aus. Heute waren es bis jetzt weniger als 50, wobei da nur Werte mit einer Magnitude von größer als 2 gemessen werden, der ganze Rest wird vom dauernden Tremor verschluckt. Ganze 4 dieser Beben waren für die Bevölkerung spürbar. Auffällig ist aber, dass es wieder recht ausgeglichen ist mit der Verteilung zwischen der unteren und oberen Kammer. Und genau darüber rätselt gerade auch wieder die Wissenschaft. Die Analyse der Lava hat nämlich ergeben, dass da wohl wieder etwas frischeres Material austritt, also aus der unteren Kammer. Wieviel da wirklich hochgepumpt wird kann niemand sagen, allerdings könnte das eben für eine Verlängerung des Ausbruchsgeschehens sorgen. Das wäre allerdings dann wieder das Worst-Case-Szenario. Dass das alles durchlässig ist, scheint klar zu sein und dass die obere Kammer nicht komplett leerlaufen wird genauso. Die Frage ist aber, wieviel da nachkommt. Dafür, dass das eher ungut ist, spricht zum einen, die leichte Zunahme der Deformation und der erhöhte Lavaausfluss von gestern Nacht. Keiner weiß, was da unten wirklich los ist, und auch schlichte Entlastungsbeben könnten der Grund dafür sein, dass es zu solchen Phänomenen kommt, da eine Veränderung der Kammer eben auch partiell zu einer Erhöhung des Drucks führen können. Die Deformation hat nämlich nur an einer einzigen Messstation zugenommen, und gleichzeitig hat sich der Tremor, der ja den magmatischen Durchfluss rund um den Vulkan anzeigt, wieder stabilisiert, und das auf niedrigem Niveau. Die SO2-Werte, die das Vorhandensein von Magma anzeigen, sind auch wieder zurückgegangen. Allerdings kam aber wohl wirklich mehr Material an die Oberfläche, was wir vor allem daran sehen, dass die Lava wieder neue Gebiete eingenommen hat. Diesmal zwischen den Montañas de La Laguna und Todoque. Da ist schon in der Vergangenheit zweimal Lava durchgegangen. Das was jetzt dort fließt hat sich aber nicht auf die vorhandenen Ströme gesetzt, sondern läuft parallel. Die Folgen sind nun wieder mehr Zerstörung von Wohnhäusern und Landwirtschaft.
Heute sind dann plötzlich wieder Condorflüge nach La Palma buchbar. Allerdings gibt es nichts Direktes, sondern es sind jetzt wieder Flüge nach Gran Canaria und dann weiter mit der Binter buchbar. Die waren gestern auch nicht zu finden und man wundert sich schon, warum die in den letzten Tagen unzähligen Leuten die Flüge ersatzlos gestrichen haben und nicht stattdessen den etwas längeren Umsteigeflug angeboten haben.