Heute um 12 Uhr hat der Lavastrom zwischen den beiden Bergen von La Laguna und Todoque das Meer erreicht. Das was am Anfang noch groß erwartet wurde, ist jetzt schon zur vulkanischen Routine geworden. Bereits zum vierten Mal, schafft es eine Zunge bis ans Wasser. Die drei anderen haben sich zu einem mittlerweile 43 ha großen Delta verschmolzen und irgendwie scheint es gerade am spannendsten zu sein, ob der jetzige Meerfall sich weit genug nach Süden ausdehnen wird, dass es eine einzige Fläche geben kann. Die Lava ist nämlich südlich vom Lagunenberg vorbei und hat dann noch einen kleinen Knick gen Norden genommen. Wenn der Anbau gelingen würde, hätte man zumindest über La Bombilla einen Zugang zu unserem Neuland. Auf dem Delta des San Juan wachsen ja auch Bananen, das könnte auch hier die Zukunft sein. Schließlich brauchen wir die Ländereien oberhalb für Behausungen, da muss die krumme Frucht ausweichen. Allerdings ist das Geschehen diesmal näher an noch bewohntem Gebiet dran und damit dürfen rund 3.000 Leute aus Tazacorte erstmal ihre Häuser nicht verlassen, weil das flüssige Gestein mit den Meerwasser Salzsäure produzieren kann. Da möchte man jetzt erstmal ganz genau hinschauen und gut messen. Wenigstens 24h Einschluss, so hat es PEVOLKA angekündigt, stehen bevor.
Etwas Neues hält der Vulkan aber auch heute wieder für uns bereit. Die Geschichte mit den Erdbeben ist mal wieder anders als bisher. Einige mehr als gestern, soweit so gut. Allerdings lassen sich die Beben der oberen Kammer, also zwischen 10 und 15km Tiefe, an einer Hand abzählen, und das nicht nur bildlich gesprochen. Seit Mitternacht ganze 5 Stück. Weiter unten rumpelt es aber dafür wieder ganz heftig. Und wieder fragt man sich, was da gerade los ist. Pumpt er also momentan wieder Magma nach oben, dann müsste es die nächsten Tage eine Bebenserie in der oberen Kammer geben, mit Bodendeformation und anschließendem vermehrtem Lavaaustritt, oder wird dort unten gerade einiges zurechtgeruckelt, weil es eben leerläuft. Das beruhigende ist ja, dass die Episoden, in denen der Vulkan nachgeladen hat, immer recht kurz ausfallen und an Heftigkeit sogar abnehmen. Der Vulkan kotzt sich gerade aus, und weil nicht mehr genug kommt, würgt er dann schwallweise was hoch. Irgendwann ist dann hoffentlich der Magen leer und es kommt nur noch Luft. Das ist dann der Moment, wo der Brechreiz nachlässt und der Vulkan ins Bett geht um sich aus zu schlafen. Dann hoffentlich sehr lange.
Heute bzw. gestern waren wir übrigens zum ersten Mal dreistellig in Sachen SO2. Zwischen 900 und 1.200 t wurden gemessen. Allerdings sind dies immer Hochrechnungen und man sagt, dass diese Werte regelmäßig unterschätzt werden. Wenn das dann aber für die hohen Werte genauso gilt, sind wir trotzdem auf einem guten Weg. Zweistellig ist das Ziel und das über mehrere Tage, dann ist der Ofen aus, bzw. lässt sich verlässlich sagen, dass es demnächst so sein wird. Von dem SO2 hatten wir im Tal nur letzte Nacht etwas, man hat es auch gerochen. Der Wind hat das Zeug, genauso wie den Feinstaub, aber auf die andere Seite geweht und nun gab es zum ersten Mal für die beiden Breñas und für Santa Cruz die Aufforderung, möglichst zuhause zu bleiben und eine FFP2 Maske zu tragen. Der Westwind ist aber mittlerweile wieder etwas eingeschlafen und man darf gespannt sein, wie sich die Vulkanwolke entwickelt. Auch heute war der Flughafen, den dritten Tag in Folge, geschlossen. Binter ruft dringend dazu auf, dass man seinen Flugstatus checken soll. Der Herr Olsen reibt sich derweil die Hände. Bisher stehen die Flüge für morgen aber noch als geplant auf der Seite des Flughafenbetreibers.