Was für ein komischer Vulkantag

Gestern Nacht hat es schon angefangen mit dem Regen in El Paso, allerdings kam kein Wasser, sondern Asche. Man kann dem Drecksack von Vulkan keine Absicht unterstellen, er macht einfach was er macht und er macht damit unsere Reinigungsarbeiten zunichte. Morgens fing es dann auch an zu tröpfeln, dann hörte es wieder auf, und jetzt gegen Abend hat der richtige Regen auf der Westseite eingesetzt. Auf der anderen Inselseite ging das schon in der letzten Nacht richtig los. Und dass nicht nur Vulkanologen, sondern auch Wetterfrösche keine Exaktwissenschaftler sind zeigt sich in den dort heruntergekommenen Mengen. AEMET meinte, dass bis zu 60l in 12 Stunden möglich seien, in den ersten 12 Stunden des Tages kamen in La Galga aber schon 128l herunter. In Mazo waren es an einer Messstelle auch über 100l und auch Santa Cruz kam auf mehr als 90. Das Ende ist hierbei noch nicht da, für morgen wurde der Wetteralarm für die Ostseite sogar auf „orange“ gesetzt.

So deutlich ist die Ost-West-Trennung selten zu sehen. Die haben Wasser, wir haben Vulkan

Wir hier im Westen hatten bislang keine Probleme mit dem Regen. Aber wir haben ja noch den Vulkan. Und hier gab es heute zwei Dinge die neu waren. Die eine Geschichte ist schnell erzählt, war relativ spektakulär, schnell wieder rum und hatte nicht die großen Auswirkungen. Gegen kurz nach 9 Uhr kam aus dem unteren Schlot, da wo normalerweise die Lava austritt und dann unterirdisch gen Westen geht, eine gewaltige, extrem flüssige Fontaine heraus, die sich über den Abhang ergossen hat. Nach wenigen Minuten war das Spektakel aber dann wieder vorbei. Druckveränderung, Erdbeben irgendwas wird der Grund gewesen sein, und deshalb hat uns PEVOLKA bei der Pressekonferenz erzählt, dass das normal sei.

Dabei kommen wir nun zu der anderen Geschichte von heute, die sich der Vulkan auch hätte sparen können. Es gibt nämlich wieder einen neuen Lavastrom. Dieser geht ganz im Süden herunter und hat einen großen Teil der Solaranlage von Las Manchas und umliegende Häuser bergraben. Dann ist die Lava südlich am Montaña del Cogote vorbei und hat den oberen Teil des Friedhofes gestreift, hat dabei das Krematorium eingeäschert und ist nördlich der Friedhofsmauer weiter nach Westen geflossen. Das mit dem Friedhof ist für viele Menschen hier eine schlimme Sache, schon vor Wochen, als es dort bereits einmal so aussah, als ob die Lava das Gelände erreichen könnte, stellten einige Anträge zur Umbettung ihrer verstorbenen Verwandtschaft. Mir selber fehlt da der Zugang, nach wie vor zerstört die Lava, auch diese neue Zunge, beinahe täglich Häuser und Existenzen. Wobei das mittlerweile fast schon ein Ausmaß angenommen hat, dass einen abstumpfen lässt, weil das alles nur noch Statistik ist. So gesehen sind diese Priorisierungen mit dem Gedenken an die Verstorbenen vielleicht auch folgerichtig und auch absolut nachzuvollziehen. Jeder, wirklich jeder hier im Tal hat dutzende Freunde oder Familie, die Ihr Haus, ihr Geschäft, ihre Bodega, die Finca oder alles zusammen verloren haben. Deswegen warten wir auch alle so sehnlich auf das Ende des Ausbruchs, auf die Zeit danach. Dann wenn man loslegen kann mit dem Wiederaufbau.

Man sieht wie der Schornstein des Krematoriums raucht, allerdings ist das schon seit Beginn des Ausbruchgeschehens außer Betrieb. Da das das einzige war, dass wir auf der Insel hatten, könnte das jetzt zum Problem werden. (Foto Cabildo Insular)

Bei der heutigen Pressekonferenz konnte PEVOLKA, also der Krisenstab, noch nicht sicher sagen, was der Ursprung dieses neuen Lavaflusses war. Fest stand nur, dass das Material sehr flüssig und deswegen sich aus großen Tiefen stammen würde. Die Geschwindigkeit hat sich dann aber sehr gedrosselt. Mittlerweile kommt die Zunge noch mit 25m/h vorwärts. Gegen 17 Uhr hat dann INVOLCAN, die ja auch zum Krisenstab gehören, auf Twitter veröffentlicht, was man schon zu wissen dachte. Der Ursprung der Lava stammt aus einer neuen Öffnung am Südlichen Rand des Hauptkegels und die geben die aktuelle Geschwindigkeit mit 600m/h an. Ob da jetzt noch weiterhin Lava austritt kann ich nicht wirklich sagen. Der aktuelle Livestream von TVCanarias zeigt nur den Hauptkegel und der bleibt weiter aktiv. Die Daten geben nicht viel neues her. An der mittleren Tremoramplitude lässt sich allerdings eine leichte Veränderung seit heute Morgen ca. 9 Uhr erkennen. Nachdem die letzten Tage die Linie fast horizontal verlief, kommt es nun wieder zu größeren Ausschlägen. Die Tendenz ändert sich jedoch nicht. Beben gab es heute bislang gerade einmal 25 Stück. Das stärkste mit einer Magnitude von 3,9 in 11 Kilometern Tiefe.

Mit gutem Willen kann man sogar einen leichten Abwärtstrend am heutigen Tag erkennen