Das ist schon arg weit weg vom Vulkan

Die Diskussion, ob es sich bei der Geschichte von gestern um eine neue Öffnung oder nur um eine Art Rohrbruch gehandelt hat, ist mittlerweile Beantwortet. Allerdings zog sich die Klärung bis zum heutigen Mittag hin. Warum es da keine wirklich verlässlichen Informationen dazu gegeben hat, liegt vielleicht auch daran, dass es sich eben nicht um einen Rohrbruch, sondern tatsächlich um mehrere, in Form eines Risses angeordnete, neue Öffnungen handelt. Und diese sind eben enorm weit vom eigentlichen Krater entfernt. Über 800m westlich, also unterhalb des Friedhofs von Las Manchas kam direkt Lava aus der Erde und wir fragen uns, wie denn die Geschichte, dass jederzeit neue Öffnungen in der Nähe des Hauptkraters entstehen können, genau gemeint ist, also wo hört denn eine solche Nähe auf? Geschätzt sind das gute 2,5 km vom eigentlichen Vulkan, bis zum westlichen Ende des neuen Risses. Die Ganze Geschichte hat dann eben auch wieder einmal für Unmut und Schimpfereien gesorgt, weil die Informationen erst sehr dünn und dann eben auch widersprüchlich waren. Auch die Sache mit der eventuell geplatzten Lavatube, die lange Zeit im Raum stand, wurde lange diskutiert, auch da gab es zwei Möglichkeiten, Die eine war, dass in den neuen Lavaströmen, in denen vieles ja gerade in Röhren also unterirdisch verläuft etwas blockiert war und dass deshalb die Lava schwallartig ausgetretten ist, und die zweite Annahme war, dass in der Magmakammer selbst eine alte Lavaröhre, die von einem längst vergangenen Ausbruch stammte, angepikst wurde, und dass die Lava deshalb den Weg nach Westen gefunden hat. Diese Geschichte wirkte auch recht logisch, weil, das Material, dass dort an die Oberfläche kam, extrem flüssig war und pfeilschnell den Hang hinab ging. Man kann da jetzt natürlich wieder schimpfen, aber vielleicht ist das auch gut, dass die Wissenschaftler sich das, was da passiert ist, genau anschauen. Denen ging bei der Distanz der Austrittsorte untereinander sicher auch mal kurz die Düse. Und wenn so etwas südlich des Kraters passieren kann, dann ist das vielleicht auch nördlich möglich. Von uns, die wir da jetzt schimpfen, dass die verlässlichen Informationen so lange gedauert haben, muss ja auch keiner eventuelle Evakuierungspläne schmieden, bzw. dies verantworten. Wenn so etwas nämlich im Norden passieren sollte, dann wären wir in nicht evakuiertem Gebiet und dann könnte die Katastrophe, die wir gerade eh erleben, Dimensionen annehmen, die hier niemand braucht. Außerdem, nur mal nebenbei, PEVOLKA hat die Geschichte heute bestätigt. INVOLVAN, die ja auch Teil dieses Komitees für Katastrophenschutz sind, haben die Meldung aber schon am gestrigen Abend rausgehauen. Problematisch war eben, dass andere Wissenschaftler da auch ihren Senf abgegeben haben und ihre Rohrbruchtheorie aufrechterhalten haben. Das hat es dann in die lokale Presse geschafft und die Verwirrung war noch größer.

Wie die momentane Situation dort ist, bleibt auch weiterhin ein Rätsel. Wir wissen nun was gestern passiert ist, und im Prinzip auch wo die Lava, die schnell und flüssig, dafür aber in einem recht schmalen Band, unterwegs war lang ist. Parallel zwischen Aniceto und Majada, also ganz in der Nähe der alten Ströme ging es bergab. Las Norias hat sie knapp am südlichen Ende erreicht und ist dort auf den südlichen Ausläufer des alten Stroms getroffen. Allerdings waren auf dem Weg dorthin eben wieder einige Häuser. Auch die Musicasa, das erste Urlaubs-WG la Palmas, von Ödi in den Achtzigern gegründet, und zuletzt seinen Jungs übergeben, die das Haus echt schick und frisch renoviert hatten, gibt es nun nicht mehr. In der Musicasa hatten wir, nach unserer Umsiedlung auf die Insel, die ersten Wochen gewohnt, bis wir ein Haus zur Miete gefunden hatten. Unser Mietvertrag, den wir für ein Zimmer von Ödi bekommen haben schlummert immer noch in irgendeinem Aktenordner. Der war damals nötig, weil wir und anmelden mussten um unseren Krempel, der bereits im Container unterwegs war, hier als Umzugsgut zu deklarieren. Wer hier wohnt muss für sein Umzugsgut dann den Zoll nicht bezahlen.  Bislang verschont, wenn auch knapp, wurde etwas weiter südlich das Restaurant Las Norias. Momentan lässt sich von El Paso aus gar nicht sagen, in wie weit diese neue Öffnung gerade aktiv ist. Der Livestream von TVCanarias vom Hafen aus aufgenommen, lässt aber erahnen, dass dort weiterhin viel Material austritt. In heller Aufregung sind auch die Tierschützer. In der Zone, die jetzt komplett eingeschlossen ist, waren wohl viele Katzen unterwegs, die als Freigänger bei der Evakuierung zurückgeblieben sind und mit den Lavaströmen immer weiter nach Süden gewandert sind. Die lokalen Tierschutzorganisationen, haben in den letzten Wochen etliche Tiere dort weggeholt, konnten aber immer nur kurz in das Gebiet fahren und haben dann Wasser und Essen aufgestellt. Dennoch ist nun die Rede von etlichen Katzen, die unter Umständen in nun auf einer Insel von Lava umgeben, in diesem Gebiet festsitzen.

Der eigentliche Vulkan hat sich indes wieder fast komplett auf „Normalbetrieb“ umgestellt. Im Norden ist die Sache nun ruhig, Aus dem Hauptkrater steigt, wenn auch wenig, Rauch auf, und aus den Öffnungen an der Westflanke des Kegels fließt Lava, der Schein bei Dunkelheit ist unterhalb des Berges deutlich zu sehen. Dennoch tritt wohl nicht allzu viel Material aus. Erdbeben gab es bis zur Stunde 21. Davon nur eines mit einer Magnitude von über 3 und kein einziges aus der unteren Kammer. Der Tremor bleibt auf niedrigem Level und ist nun auch deutlich weniger sprunghaft als in den letzten Tagen. Die Bodenverformungen bleiben stabil und damit sieht alles eigentlich ganz gut aus.