Laut meiner Frau sollte der Vulkan ja schon zu Ende sein. Der Fairness halber sei jedoch gesagt, dass die anderen Prognosen der Familienmitglieder allesamt früher waren, deswegen werde ich mich hüten da irgendwelche Vorwürfe draus zu stricken. Das der Vulkan nicht aufgegeben hat, zeigte sich heute Morgen nach dem Aufstehen. Der Ascheregen war zurück. Das ist so ziemlich das nervigste im vulkanischen Alltag, weil das ein ganz widerliches Mundgefühl hinterlässt, wenn man draußen ist. Das ist natürlich Jammern auf riesig hohem Niveau. Wir sitzen hier im Zentrum von El Paso und sind vor der Lava recht sicher. Da hat es viele wesentlich härter getroffen. Dennoch nervt das mit der Asche gewaltig. Vielleicht auch, weil der Passat das schwarze Pulver in den letzten Wochen weit von uns weggehalten hat, dazu noch ein Vulkan, der nicht übermäßig Krach macht, und fertig ist der erträgliche Alltag. Der Passat soll aber wohl wieder zurückkommen. Das dauert dann wieder einige Tage, bis die neue Asche aus den Ecken weggeblasen wurde, und uns nicht mehr ins Gesicht weht und dann ist wieder gut. Meine Frau wird bei dem Ascheflug immer putzteufelswild. Ich sehe das gar nicht so eng. Natürlich muss man das Zeug, dass durch alle Ritzen und Löcher ins Haus eindringt, regelmäßig weg machen. Die Taktung macht aber hier die Musik und ich mag es da etwas langsamer.
Heute gab es mehrere Beben in großer Tiefe. Allerdings weniger als eine Handvoll. Dennoch ist es interessant zu sehen, wie schnell die eigenen Ansprüche an gute Daten steigen. Die vom IGN haben gesagt, dass es mehrere Tage so sein muss, dass es kaum tiefe Beben gibt, bevor man das als Tendenz bezeichnen könne. Ich behaupte mal, dass die 4 von heute, zudem alle nicht sonderlich stark, locker noch im Bereich „wenig“ rangieren. Dennoch haben die Offiziellen immer noch nicht von einer Tendenz gesprochen. Aber man hätte ja gerne sein eigenes Wunschdenken hochwissenschaftlich bestätigt. Wobei die uns dann sicher eh wieder die Warnung dazu packen werden, dass das jederzeit wieder losgehen kann. Dennoch hat man den Eindruck, als ob der widerliche Geselle gerade wieder nachlässt. Rein optisch meint man weniger Lava zu erkennen und auch der Tremor verzeichnet einen leichten Rückgang in den letzten beiden Tagen. Dazu kommt dann eben die auch in der gesamten recht geringen Zahl an Erdbeben und die weiterhin stabile Bodendeformation. Es wirkt gerade etwas, als ob die obere Kammer Stück für Stück leerlaufen würde und gleichzeitig nicht mehr viel von unten nachkommt. Irgendwo im Hinterkopf geht aber die Angst um, dass wir hier längst einen stabilen und stetigen Zufluss von unten haben. Man möchte da aber gar nicht darüber nachdenken. Die Lava die gerade an die Oberfläche kommt ist aber so gut wie sicher aus größeren Tiefen. Sie ist sehr heiß und dünnflüssig. Lava die sich Lange in der oberen Kammer gehalten hat, und die wir auch zum Anfang der Eruption gesehen haben, war wesentlich zähflüssiger. Dieses Zeug legt ein ganz anderes Tempo vor. Wir haben das an den Öffnungen, die es unterhalb des Friedhofes von Las Manchas gegeben hat gesehen. Die Menge die dort austrat und nun vermindert immer noch austritt war nicht gering, dennoch war das Band an Zerstörung nicht sonderlich breit. Dafür ging es recht schnell. In weniger als 36 Stunden hat die Lava 60 Gebäude niedergemacht. Mittlerweile ist das Zeug bei Las Hoyas über die Klippe und am unteren Ende des Deltas angelangt. Die Frage für Las Norias bleibt nun, wie lange der Lavaaustritt anhält. Momentan steht da noch einiges der Siedlung, ist aber von allen Seiten eingeschlossen. Wir haben in der Vergangenheit gelernt, dass solche neuen Öffnungen häufig den Betrieb einfach wieder eigestellt haben. Aber noch öfter mussten wir mit ansehen, wie Inseln in der Mitte des Lavafeldes nach und nach zugelaufen sind.