Nach 12 Wochen immer noch Überraschungen

So richtig neu ist das ja nicht. Der olle Vulkan macht ja immer was er will und eben öfter mal was ganz Neues. Allerdings haben uns drei Tage Geräuschlosigkeit, niedriger Tremor und wenig Lava etwas eingelullt. Deswegen hat das dann doch wieder für ein Aha gesorgt, und wenigstens habe ich deswegen mal wieder etwas zu berichten. Am Vormittag meinte meine Frau schon, dass man den Vulkan mal wieder hören würde. Das war aber alles noch recht verhalten und, da uns gerade die Brisa etwas verlassen hat, war das ja auch nicht so unlogisch. Der Wind vertreibt die vulkanischen Schallwellen eben nicht, also hört man was. Der Blick auf die Livedaten des IGN hat auch nichts ergeben. Im Gegenteil, der Tremor ging, nach kurzem leichtem Anstieg, wieder nach unten. Sogar unter die Ausgangslage. Dann war es aber doch plötzlich lauter und es hat gewummert. Die Tür hat wegen der Druckwellen auch wieder Laut gegeben und ich dachte, dass ich da halt wieder einen Bierdeckel reinklemmen muss, aber erstmal nach draußen um zu schauen was der Bursche da am heiligen Sonntag gerade abzieht.

Rauch, der mit ordentlich Druck nach oben geschleudert wird war zu sehen, aus den Öffnungen an der Kraterflanke qualmte heftig es und auch oben ging ganz schön die Post ab. Viel konnte man da nicht erkennen, also wieder zurück ins Büro um den Livestream von TVCanarias aufzumachen. Zu dem Gebaren am Krater kam auch noch eine verdächtige und beunruhigende Rauchentwicklung ein ganz schönes Stück im Nordwesten. Da schien etwas aufgegangen zu sein. Hinzu, die Kamera kann da schön hinzoomen, war auch eine große Menge Lava zu sehen, die da den Hang im Süden herunterschwappte. Auf der Seite des IGN ist der Tremor, gut passend zu Geschehen, nach oben geschossen nur um dann eben so steil wieder in den Keller zu fallen und bis auf fast null zu gehen. Die Aktivität am Berg war wie weggeblasen, leichte graue Rauchentwicklung an der Flanke, im Nordwesten kein Rauch mehr und gespenstische Ruhe. Das ganze Intermezzo dauerte noch nicht mal eine Stunde und das Wunschdenken, dass dies das allerletzte Aufbäumen war, und nun Ruhe im Karton sein würde, schließlach war der Tremor sogar kurz weg, hat direkt von uns Besitz ergriffen. Aber nicht so unser Vulkan. Das Verharren des Nulltremors war von ähnlich kurzer Dauer, wie der steile Anstieg davor. Gut, das kann man akzeptieren, dann braucht er halt noch ein paar Tage, solange sich das Ding jetzt auf niedrigerem Niveau, oder vielleicht, nach diesem kurzen Schluckauf, sogar noch weiter unten einpendelt, ist ja alles gut. Aber auch hier scheint der nicht mitspielen zu wollen, mittlerweile steigt die rote Linie wieder ganz gewaltig an, und auch das Gerumpel ist wieder zurück. Allerdings sieht man nicht wirklich etwas, weil der Feuerberg hinter Regenwolken verhüllt ist.

Tagelang passiert fast gar nichts und nun wieder diese Unstetigkeit. Man möchte sich ja gerne irgendwie daran gewöhnen, aber das macht es einem nicht wirklich leichter

Für die lokale Presse scheint das auch nicht das Einfachste zu sein, was da gerade los ist. Erst musste wegen des Anstiegs der Aktivität eine Meldung her. Danach Kommando zurück, und es wird mitgeteilt, dass laut PEVOLKA da sogar gewaltige Lavabomben rausgefeuert wurden, die mehrere Kilometer weit geflogen sind, aber mittlerweile die Aktivität weit unter dem Ausgangspunkt des heutigen Tages liegen würde und die Zeichen auf Entspannung stehen würden. Das alles ist aber, jetzt am frühen Abend, auch schon wieder Schnee von heute Nachmittag.

Von all dem was wir gerade an Daten bekommen lässt sich das ganze nicht wirklich einordnen. Nach wie vor wenige Erdbeben, Die Geländedeformation bleibt weitestgehend stabil und die SO2-Werte, die man auf der Seite der Mineure (IGME) vom gestrigen Tag entnehmen kann, sind zwar für ein plötzliches Ende des Vulkans noch zu hoch, bewegen sich aber im niedrigen dreistelligen Bereich. Ein Satellit lieferte keine Daten die anderen geben einmal 380 und einmal 379t Schwefeldioxid an. Zu den wildesten Zeiten waren es um die 50.000t. PEVOLKA hat uns auch noch nicht erklärt, was da gerade los ist, dieses Auf und Ab passt halt nicht so recht ins Bild. Die Pressekonferenz war aber, eben wie immer, schon am Nachmittag, also kurz nach dem heftigen Gerumpel. Vielleicht wissen die morgen ja schon mehr.

Jedenfalls schlägt die Wissenschaft noch keinen Alarm. Es sieht wohl nicht so aus, als ob es zu einem langfristigen Wiederaufleben des Vulkangeschehens kommen wird. Natürlich geben die keine Entwarnung, haben aber heute Vormittag durchblicken lassen, dass eine weitere Rückkehr von Evakuierten nicht ausgeschlossen sei. Allerdings eben nur am nördlichen Rand des Lavafeldes. Zu einen, weil die Entgasung dort wohl nicht so wild ist, wie im Süden, allerdings muss das noch sauber geprüft werden, zum anderen, weil es im Norden gerade keinen Zufluss von frischer Lava gibt. Und, sonst würden die ja so etwas gar nicht ins Spiel bringen, wohl auch niemand mehr damit rechnet.